Page images
PDF
EPUB
[graphic][graphic][graphic][graphic][graphic][graphic][merged small]

Tafel 2 247

[graphic][graphic][graphic][graphic][graphic][graphic]

248 Diebeners Werkvorlagen

Tafel 3

Wenn nun den Zwischenempfängern nach alledem nicht nur eine mechanische Boten- und Verteilstätigkeit, sondern eine selbständige Tätigkeit mit eigenem materiellen Interesse auferlegt war, so folgert das Urteil hieraus, daß es sich sowohl bei der Hin- als Rückbeförderung nicht nur um einen willkürlich unterbrochenen einheitlichen Beförderungsvorgang, sondern um zwei selbständige nicht gegen das Postgeset verstoßende Beförderungsvorgänge, von denen der eine zwischen der Kölner Firma und ihren Pforzheimer Vertretern, bzw. Zweiggeschäftsleitern, der andere zwischen diesen und einzelnen Fabrikanten stattfand. Der erstere aber fand vorschriftsmäßig ganz auf dem Postwege statt. Es lag also ein Vergehen gegen das Postgesetz nicht vor und mußte aus diesem Grunde eine Freisprechung erfolgen. Das Kölner Gericht hat, wie in dem Prozeß wegen der Agentenbriefe das Reichsgericht, angenommen, daß der Empfänger der Sammelsendung zunächst der eigentliche Adressat der Sendungen ist.

DAS

Die Frage der „Postbeischlüsse" liegt demnach folgendermaßen: Es ist angängig einer Sendung Postbeischlüsse beizufügen, wenn der Empfänger derselben über die beigeschlossenen Sendungen eine gewisse Verfügungsgewalt hat, wenn er die zur Reparatur in den Briefbeuteln mitgesandten Stücke prüfen, reparieren lassen, wieder annehmen und bei gutem Befund zurücksenden, andernfalls aber zurückweisen soll. Ist dies dagegen nicht die Absicht der Beteiligten, soll vielmehr der Empfänger der Beischlüsse diese nur nehmen und an die aufgegebenen, vielleicht sogar schon auf den Briefbeuteln vermerkten Fabrikanten verteilen, so fehlt jede eigene Verfügungsgewalt über die Sendung und es würden lediglich mechanische Botendienste in Frage stehen. Solche Sammelsendungen aber würden ein Vergehen gegen § 1 des Postgesetzes darstellen.

Die Frage der Mißstände, die sich bei den Postbeischlüssen herausgestellt haben, ist natürlich durch diese Entscheidung nicht gelöst.

Wo bleibt das neue Gold in der Welt.

AS Gold ist eine etwas sonderbare Ware, die uns eine dauernde Gewohnheit mit noch eigenartigeren Augen ansehen läßt, als eigentlich berechtigt ist. Und doch ist das Gold nur eine Ware, wie alle anderen Waren auch. Wenn man Gold gegen Getreide, Baumwolle oder Eisen eintauscht, so ist das Gold die eine Ware, die für die andere gegeben wird. Es verhält sich damit wie mit einem französischen Sprichwort, das die Frage aufstellt: Spiele ich mit meiner Katze, wer kann die Frage beantworten, ob es nicht die Katze ist, die mit mir spielt. Wir bezahlen wohl das Getreide mit Gold, umgekehrt ist doch aber das Gold mit dem Getreide bezahlt. Das Gold als Ware ist ebenso den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterworfen, wie andere Handelsartikel, und sein Kurs schwankt nach Maßgabe der Marktverhältnisse. Wir bemerken davon zwar nur wenig, weil die ganze Welt nach dem Goldsatze rechnet und weil ein bequemes Übereinkommen in der ganzen Welt dem Golde einen festen Kurs gegeben hat, auf den die kleinen Schwankungen in den offiziellen Notierungen keinen großen Einfluß ausüben. Aber der tiefe Fall des Wertes des Silbers, das sich in früheren Zeiten auch eines ziemlich ständigen Kurses erfreute, könnte doch eines Tages auch das Gold treffen, ebenso auch das Platin, das ja heute noch höher im Kurse steht, als das Gold. Theoretisch ist es leicht zu verstehen, daß eine Hausse des Goldes von einer gleichzeitigen und im Verhältnis stehenden Baisse aller Waren, die in Gold bezahlt werden, begleitet sein muß. Praktisch beeinflussen aber diese Kursbewegungen so viele andere Momente, daß selbst die Nationalökonomen oft Mühe haben, den genauen Sinn, die Tragweite und den Ursprung dieser Bewegungen zu erklären. Es ist aber klar, daß die zwei und einhalb Milliarden Goldes, die die Goldminen

in jedem Jahre auf den Markt werfen, einen Absatzmarkt finden. Wie findet er sich? Wohin geht das neue Gold? Was wird aus ihm? Das sind Fragen, die sich gewiß mancher Leser schon gestellt haben wird und die ich versuchen will, zu beantworten, wobei ich mich in einigen Punkten auf eine interessante Arbeit des französischen Nationalökonomen André Touzet stütze. Im Folgenden wird das interessante Thema Goldproduktion und Goldverarbeitung, welches wir in letzter Nummer kurz berührten, ausführlicher erläutert. D. Red.

Dreiviertel der Weltproduktion von Gold stammt aus Ländern englischer Zunge. Das genügt, um zu erklären, warum der große Markt für Rohgold sich in London. befindet. Dazu kommt die größere Schnelligkeit der englischen Schiffahrtslinien und endlich eine sehr alte Handelsorganisation in London, die bemüht ist, am Platze selbst den Handel mit dem kostbaren Metall in eine immer geringere Anzahl von Händen zu konzentrieren. Fast das ganze Rohgold geht heute in London durch die Hände von vier oder fünf „refiners“, die die Goldbarren oder den Goldstaub mit verschiedenem Feingehalte in ein einheitliches Metall umwandeln, wobei sie für die Raffinierung usw. ziemlich hohe Abgaben erheben, die bis zu zehn Mark pro Kilogramm steigen. Und von London aus nimmt das Gold seinen Weg in die Welt, sei es zu industriellem Verbrauch, sei es zu Münzzwecken. In welchem Verhältnisse stehen nun diese beiden Verwendungsarten zueinander?

1. Die industrielle Verwendung des kostbaren Metalles ist in einem Jahre höher, in einem anderen niedriger, je nach den schlechteren oder besseren wirtschaftlichen Verhältnissen, d. h. je nachdem eine kleinere oder größere Zahl von Menschen in der Lage ist, sich Waren in Gold zu kaufen. Es ist sehr schwierig, den Wert

In

des Goldes zu schätzen, das in jedem Jahre von der Industrie verbraucht wird, einmal, weil es sich dabei um Privatindustrien handelt, die zu kontrollieren unmöglich ist, andererseits, weil diese Industrien, soweit sie zur Zahlung von Abgaben auf das verwendete Gold verpflichtet sind, wie es in mehreren Ländern der Fall ist, alles Interesse daran haben, die verbrauchten Mengen so niedrig wie möglich anzugeben. Dazu kommt weiter, daß diese Industrien selbst Mühe haben, genau festzustellen, wieweit sie in ihren Betrieben neues Gold, altes eingeschmolzenes Gold oder eingeschmolzenes gemünztes Gold verwenden. Frankreich ist das bedeutendste Haus, das den Handel kostbarer Metalle betreibt, das Comptoir Lyon-Allemand, dessen Bruttoverkäufe in Gold sich im Jahre 1908 auf 20434 kg bezifferten. Von dieser Zahl kann man die Hälfte abrechnen, um auf den Nettoverkauf zu kommen. Andererseits wurden aber von anderen Häusern weitere Verkäufe bestätigt, die sich zusammen auf dasselbe Gewicht beziffern. Damit ergibt sich, daß der Verbrauch an Gold in Frankreich, der sich im Jahre 1885 auf 10 000 kg stellte, im Jahre 1908 auf 20000 kg gestiegen war. In Deutschland gibt es vier große Handelshäuser in Gold, in Frankfurt, Hamburg, Freiberg und Pforzheim. Der Nettoverbrauch betrug im Jahre 1898 etwa 10000 kg, und er ist jetzt auf 17000 kg gestiegen. Bemerkt mag werden, daß in Deutschland ein viel geringerer Teil eingeschmolzenen alten Goldes zur Verarbeitung kommt, als in Frankreich, da der Reichtum in Deutschland jüngeren Datums ist. In den Vereinigten Staaten kann der jährliche Verbrauch an Gold zu industriellen Zwecken auf jährlich 50000 kg veranschlagt werden, so daß der Verbrauch, auf jeden Kopf der Bewohner des Landes berechnet, den Verbrauch in anderen Ländern, Frankreich nicht ausgenommen, um ein Bedeutendes übertrifft. 11000 kg Gold werden jährlich in der Schweiz verbraucht, 5000 kg in Österreich-Ungarn, 8600 kg in Rußland usw. Alles in allem gerechnet kommen wir für das Jahr 1907 für diese Länder zusammengenommen auf ein Minimum von 200000 kg im Werte von 519 Millionen, das sind rund 30 Prozent der Produktion.

Und diese Zahlen sind sicher zu niedrig gegriffen. Der ferne Osten hat für die kostbaren Metalle eine außerordentliche Aufnahmefähigkeit. Nach gewissen Schätzungen gibt es hier vielleicht mindestens 50 Milliarden Gold, die als „goldener" Bestand großen Reichtums aufgestapelt liegen, und die von Tag zu Tag zunehmen. Eine weit verbreitete Sitte sorgt in China. für einen großen jährlichen Verbrauch an Gold. Bei gewissen bedeutenden Ereignissen des menschlichen Lebens verbrennen die Chinesen ein Stück dünnen Blattgoldes im Umfange von zwei Quadratzentimetern, was einen Verbrauch von mehreren Mark Goldes für jeden Einwohner des Himmlischen Reiches im Jahre ergibt.

2. Der Verbrauch des Goldes zu Münzzwecken ist in gewissen Perioden ein riesiger und besonders in

den letzten Jahren bis zum Jahre 1907 haben die Münzen in der Welt nach aufgestellten Statistiken mehr Gold verbraucht, als die Goldminen geliefert haben. Rechnet man dazu den Verbrauch der Industrie an Gold, so liegt die Frage nahe, wie bis zum Jahre 1907 bei einer jährlichen Produktion von etwa zwei Milliarden pro Jahr eigentlich der immer mehr wachsende Goldbedarf der zivilisierten Welt befriedigt worden ist: man hat in dieser Zeit zu früheren Reserven seine Zuflucht nehmen müssen, und erst seit dem Jahre 1907, mit welchem eine leichte Überproduktion einzutreten scheint, konnte man daran denken, diese wieder auszufüllen. Damit findet aber das Gold noch heute einen leichten Absatz, und wir sind noch weit von der Zeit, wo sich durch die Abnahme des industriellen Goldverbrauches eine Baisse des Goldwertes ergeben wird. Die starke Produktion an Gold ist trotz des Anscheines auf den ersten Blick nur wenig oder gar nicht für das gegenwärtige Teurerwerden des Lebens im allgemeinen verantwortlich zu machen; die Erklärung dafür ist vielmehr durch die ganze soziale Umwandlung in unserer Zeit bedingt.

Während sich in den Jahren 1880-1900 die Produktion und die Verwendung des Goldes zu Münzzwecken verdreifachte, nahm der industrielle Verbrauch des Goldes um ein Drittel zu. Aber während im Jahre 1880 der Verbrauch noch 66 Prozent neuen Metalles einschloß, kam man im Laufe der Jahre dahin, daß im Jahre 1900 nur noch 20 Prozent neuen Metalles verwendet wurden.

Wenn wir nun auf die vorn aufgeworfene Frage zurückkommen, was aus dem neuen Golde wird, so sehen wir, daß ein gewisser Prozentsatz, der zwischen der Hälfte und einem Drittel der Goldgewinnung schwankt, und der mehr oder weniger von den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen abhängig ist, in der Industrie zur Verwendung kommt. Der Rest, der zu Münzzwecken dient, wandert als goldene Münze in immer größeren Mengen in die Tresors der großen Staatsbanken. In den zehn Jahren 1900 bis 1910 gingen bei einer Totalextraktion von 19 Milliarden mehr als 9 Milliarden diesen Weg. Frankreich vergrößerte in dieser Zeit seine Goldreserven von 2430 auf 3224 Millionen, die Vereinigten Staaten von 3088 auf 6581, Rußland von 1888 auf 3261 Millionen usw. Und zu den Staatsbanken kommen in immer größerem Verhältnisse auch die großen Privatbanken in aller Welt, die ihre Goldreserven immer weiter vergrößern. Daraus ergibt sich, daß nur ein sehr geringer Teil des jährlich neu gewonnenen Goldes in die Taschen der gewöhnlichen Sterblichen gelangt, was ganz der wirtschaftlichen Anschauung entspricht, das Gold nur als ein wirtschaftliches Unterpfand einfacher und handlicher Form anzusehen, während alle Geschäfte und Transaktionen von größerer Bedeutung sich mit Hilfe von Kreditbriefen und in anderer Weise abwickeln. Charles Engel.

[graphic][graphic][graphic][subsumed][graphic][ocr errors]

Diebeners Werkvorlagen

Tafel 4 251

« PreviousContinue »