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Nephrit Petschaft-Anhänger: Gold, Carneol Brosche: Gold, Mondstein, Rubin Brosche: Silber oxydiert, Türkismatrix

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das Suchen nach der einfachsten Zweckgestaltung entstanden ist; wie die Motive für die Ornamentierung auf streng geometrischer Basis entwickelt sind, bedingt und durchgebildet durch die Bedingungen von Technik und Material, und da und dort phantasieund geschmackvoll bereichert sind durch leise Anklänge an die blühende und sprossende Pflanzenwelt.

Das ist alles wahr und richtig, das sind alles hocheinzuschätzende Grundzüge und Vorzüge des Bauerschen Kunstschaffens. Damit ist gezeigt, daß Bauer mitten in dem modernen Schaffen, in moderner Kunst und Empfinden drin steht, daß ihre Probleme und Motive die seinen sind, daß er sie sich zu eigen gemacht hat und sie wohl zu meistern weiß. Das Typisch - Moderne seines Schaffens ist damit gekennzeichnet, nicht das Künstlerisch - Individuelle, das ihm, und nur ihm, für seine Schöpfungen zu Gebote steht.

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Bauers Künstlerphantasie ist in erster Linie auf das Streng-Beherrschte, auf das Ruhig-Geschlossene der Gesamterscheinung gerichtet. Die verhaltene Bewegung der von ihm angeschlagenen ornamentalen

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Rhythmen geht von zierlicher Flächenfüllung bis zu klar herausgearbeiteter, tektonischer Gliederung. Er liebt eine abgestumpfte, in sich zurückgezogene Profilierung, er liebt eine stark betonte, rhythmisch wirkende Wiederholung der einmal gewählten Form. Inmitten einer reichen Fülle von spielend beherrschten Einzelheiten weiß seine Phantasie mit sicherem Griff dem Beschauer Ruheflächen, Sprungbretter fürs Auge zu geben, von dem aus es mit doppeltem Genuß wieder sich in den Reichtum vertiefen mag. Und so gewissenhaft wie die technische Durchbildung dieser schönen Arbeiten ist, so gediegen und sorgfältig ist auch die ihnen zugrunde liegende Entwurfsarbeit. Über die Art und Weise, wie diese so reich arbeitende Phantasie sich mit den fachlichen Bedingungen, mit Zweck, Technik und Material abfindet, ist eigentlich nichts zu sagen, denn das Selbstverständliche, das aus dem Wesen der Sache selbst Herausgewachsene, das sich hier im einzelnen wie im Gesamteindruck dokumentiert, läßt sich mit Worten am wenigsten ausdrücken. Das wird jeder empfindende Beschauer aus den Abbildungen selbst herauslesen.

Bedarf und Angebot.

OCHBETAGTE Leute, deren Erinnerungsvermögen sehr weit zurückreicht, versichern zuweilen, daf es in unserer Branche einmal eine Zeit gegeben habe, da die Nachfrage bedeutend lebhafter als das Angebot gewesen sei; und relata refero wer be

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R. R.

sonders begehrte Artikel hatte, dem wurde seitens seiner Kundschaft (es klingt fast legendär!) bei seinen Geschäftsbesuchen eine Aufnahme, wie sie heutzutage höchstens noch Potentaten und Heldentenören beschieden ist. Wir von der Gegenwart hören solche

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Erzählungen mit wehmütigem Lächeln, denn von jenen sonnigen Zeiten ist auch nicht der schwächste Abglanz auf unsere Tage herübergekommen, es müßte sich denn gerade um Steinhändler handeln, deren feurige Begehrtheit ja allerorten hinlänglich bekannt ist.

Die heutigen Verhältnisse sind, dank einer erschreckend eifrigen Produktion, derartige geworden, daß man ihrer nur mit leidvoll gefurchter Stirn Erwähnung tun kann und es ist gar nicht verwunderlich, wenn sich bei Pessimisten die schwarze Idee herausgebildet hat, daß Konsumenten und Verkäufer eigentlich nur noch dazu da sind, um sich das ohnehin so harte Leben gegenseitig noch mehr zu erschweren.

Was hilft's, daß immer dringender der Wunsch nach besserer Balancierung der Verhältnisse laut wird, daß männiglich einzusehen beginnt und seinen Zeitgenossen versichert: so kann es nicht weitergehen? Was hilft's, wenn das allgemeine Luxusbedürfnis unserer Zeit beträchtlich gestiegen ist und die Produktion doch noch wolkenhoch über das gesteigerte Bedürfnis hinauswächst? Wer möchte sich von den alten Produzenten entschließen, seine Fabrikation einzuschränken und wo wäre der Neuanfänger, der vor dem mahnend erhobenen Zeigefinger der Wissenden einsichtsvoll halt machte und seine Etablierungspläne der Versenkung opfern würde?

Schirmgriffe: Silber ziseliert, oxydiert

"If und beif' die Nebenesser!" Das ist das Leitmotiv geworden, um das sich die ganze Berufsmusik gruppiert; und wer da die Notwendigkeit proklamiert, bedächtiger mit den Verbrauchsmöglichkeiten Schritt zu halten, der meinte immer den anderen, niemals sich selber.

So müssen wir denn zusehen, wie alles in gleicher atemloser Hast einer grauverhangenen Zukunft entgegendrängt, die in ihrem dunkelsten Kerne bereits das Alpdrücken einer kommenden Katastrophe birgt. Die alte Weisheit: „Ein gefüllter Schwamm saugt kein Wasser mehr ein" wird vollständig ignoriert, und die unausbleibliche Folge ist seitens der auf Absatz ihrer Fabrikate Angewiesenen eine sich immer mehr herausbildende Ellbogentaktik, die von Lieblichkeit wie von Würde oft gleich weit entfernt ist. Bei flottem Geschäftsgang tritt dies noch nicht so hervor, in stilleren Zeiten aber, wie gegenwärtig, zeitigen Wille und Notwendigkeit des Absatzes oftmals Zustände, die man in einer so vornehmen Branche eigentlich nicht vermuten, viel weniger noch finden sollte.

Der Konkurrenzkampf wird mit immer schärferer Erbitterung geführt, die Ware soll unter allen Umständen plaziert werden, und da die Reiseverkaufstätigkeit naturgemäß nicht ausschließlich von Maltheserrittern ausgeübt werden kann, häufen sich Situationen,

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auf deren Unerfreulichkeit wohl nicht noch besonders hingewiesen zu werden braucht. Wer es mit ansehen muß, wie in den beiden traditionellen Einkaufsperioden: Vorfrühjahr und Spätsommer, der Strom der Verkaufsbeflissenen zuerst die großen und dann die kleineren Plätze überflutet, wird staunend das Haupt schütteln und sich voll Sorge fragen, wo denn eigentlich auch nur annähernd der Bedarf zu solch ungeheurem Angebot herkommen soll. Und dies gilt nicht nur vom Inland, auch im Ausland lassen sich, mehr oder weniger ausgeprägt, die gleichen Beobachtungen machen. Die erste schädliche Folge dieses Zustandes mußte natürlich eine immer zunehmende Überfüllung der Konsumenten mit Ware sein und daraus rückfolgend eine fatale Beeinflussung der Preise und Zahlungsbedingungen, denn es ist ohne weiteres einleuchtend, daß ein mit Eloquenz oder Ausdauer erzwungener Absatz materiellere Opfer als blof ein dankbares Lächeln fordert.

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Lägen die Verhältnisse so oder ließen sie sich so gestalten, daß in flauen Zeiten freiwillig auf eine ganze Reise oder doch wenigstens auf Aufträge von den durch den stilleren Geschäftsgang am meisten Betroffenen verzichtet werden könnte, so wäre das denkbar beste Regulativ für die schlimmen Zustände geschaffen. Dazu wären aber begreiflicherweise nur

sehr wenige Firmen imstande, und auch diesen wäre. eine solche Selbstverleugnung im Interesse der ganzen Sache nicht wohl zuzumuten, schon aus dem einen Grunde, weil zu Hause, in der Atmosphäre des grünen Tisches, jeder heimlich zu der Überzeugung neigt, daß man gerade ihn mit besonderer Ungeduld draußen erwarte. Bis dann der schönen Zuversicht von der Wirklichkeit erbarmungslos der Kragen umgedreht wird, was freilich nicht hindert, daß sie bei der nächsten Gelegenheit wie das Hollermännlein vergnügt wieder aufsteht.

Hat nun solche Überspannung der Verhältnisse für den Offerierenden (sofern er nicht gerade mit einer Walroßhaut ausgerüstet ist) etwas Peinliches und Deprimierendes, so erwächst andererseits dem Konsumenten aus den Massenangeboten viel Zeitverlust und noch mehr Verdruß. Natürlich wird der Detailleur durch die räumlichen Umstände noch direkter und fühlbarer betroffen als der Grossist oder Exporteur. Die vielfach um die kritische Zeit anzutreffende Gereiztheit ist daher menschlich durchaus verständlich; und wenn sie sich je nach der Gemütsanlage, nicht zuweilen bis zur Tobsucht steigert, so ist das ein respektables Zeichen von Geduld und Selbstbeherrschung, denn es gibt Tage, an denen der Schwarm der Anbietenden die Sonne zu verfinstern droht. Da

die englische Art der Offertenerledigung bei uns noch nicht recht gebräuchlich ist, so gibt es auch keinen rechten Schutz gegen die Invasion der Vielzuvielen, und es bleibt vorläufig beim resignierten Seufzen und der Mobilisierung der letzten Reserven der Höflichkeit.

Es ist ja leider eine nicht wegzuleugnende Tatsache, daß die Konsumenten auch nicht den hundertsten Teil der an und für sich für sie geeigneten Waren erwerben können, die ihnen angeboten werden; sodann ist es naturgemäß, daß durch das Anschwellen der Lager die einzelnen Stücke nicht so rasch Absatz finden können, dem Abnehmer also zwischen den Haupteinkäufen nicht mehr genügend Zeit zur Realisierung der Warenbestände bleibt. Es wird also nicht nur zu viel, sondern auch zu oft angeboten und darin liegt die wesentliche Ursache des gegenwärtigen Zustandes der Übersättigung und Unlust.

Gewiß wird jeder Konsument bestrebt sein, aus der Masse der Angebote streng sichtend nur das Tauglichste und Notwendigste auszuwählen und eine

DA

unbeirrbare Rücksichtslosigkeit wird dabei immer noch das Gesündeste sein. Von solcher Bestrebung ist auch ein gewisser konservativer Sinn nicht zu trennen (der mit Blindheit durchaus nicht identisch zu sein braucht) und wer seine erprobten und befriedigenden Bezugsverbindungen hat, dem kann man's nicht verübeln, wenn er den Offerten vom neu auftretenden Hinz oder Kunz nicht mit allzu enthusiastischer Nächstenliebe entgegenkommt. Das bestgeölte Mundwerk und die unerschrockenste Dringlichkeit reichen schließlich immer noch nicht aus, um Prinzipien, die auf festen Füßen stehen, kurzerhand umzuwerfen.

Wie aber einen Ausweg aus dem großen Dilemma finden? Die Produktion ist nun einmal da und geht in ihrem ganzen Umfang fort und der Verdauungsapparat des Weltkonsums läßt sich ihr nicht anpassen. Theoretisch ist dabei aber wenig auszurichten und so lange nicht eine gesunde Einsicht auf Seiten der Produzierenden die Ausgleichsmöglichkeiten unterstützt, werden die düsteren Wolken nicht zu bannen sein. -l

Reise- und Wanderschafts-Erlebnisse eines alten Leipziger

Goldschmiedes vor 53 Jahren.”

AS Wandern ist des Müllers Lust!" heißt es in an Naumburg, dem schönen Kösen mit Rudelsburg Wilhelm Müllers schönem Liede. Warum soll aber nur gerade der Müller wandern? Warum nicht auch andere Handwerker, auch der Goldarbeiter? Braucht nicht gerade unser Stand Anregungen genug? Sei es in der schönen Landschaft, sei es an Gebäuden, in Ausstellungen und Sammlungen, überall kann er etwas Schönes von Ornamenten oder Linien, Mustern usw. finden und immer wird doch bei jedem denkenden Edelschmied etwas hängen bleiben, um später ins Praktische übertragen zu werden.

Ich wenigstens dachte zu dem in sechsjähriger Lehrzeit Erlernten in der Fremde noch recht viel zuzulernen. Nebenbei wollte ich natürlich auch einmal die Welt sehen, denn als selbständiger Meister wäre damals zu großen Reisen keine Zeit und wohl auch kein Geld dagewesen.

Mit den großen Hoffnungen eines jungen Mannes von 20 Jahren, welcher sich einbildet, mit einem Hauche die Welt umblasen zu können, aber mit sehr, sehr magerem Beutel begann ich am 1. Juli 1857 in Gemeinschaft mit meinem Freunde Sch. die Wanderschaft. Sch. war auch Goldschmiedegeselle. Das erste Visum im Wanderbuche lautete nach Hanau.

Wir fuhren von Leipzig mit der Eisenbahn durch das fruchtbare Land der „Weißenfelser Kartoffeln",

*) Wir bringen hiermit Erinnerungen eines alten Goldschmiedemeisters von der Wanderschaft vor einem halben Jahrhundert. Solche Äußerungen haben nicht nur unterhaltenden Wert, sondern auch eine gewisse kulturgeschichtliche Bedeutung, mögen sie noch so schlicht und einfach gehalten sein. Sieht man doch daraus, wie sich die Welt zu der betreffenden Zeit in dem Kopfe des Handwerksgesellen malte, wie seine Zeit auf ihn einwirkte und was er ihr abgewann. Wir wollen hoffen, daß der wackere Meister, der heute der wohlverdienten Ruhe pflegt, nicht der einzige bleibt, der uns seine Erlebnisse zur Verfügung stellt.

und Saaleck vorüber und kamen nach dem klassischen Weimar, nach Erfurt mit dem herrlichen Dome und der ehrwürdigen Severinskirche. Zwischen Erfurt und Gotha sahen wir weit seitab das Herz Deutschlands, den Thüringer Wald, liegen. Gleich hinter Erfurt fielen uns die Burgen der drei Gleichen auf. In jeder derselben hatte ein alter Raubritter eine seiner drei Frauen so gut aufgehoben, daß die Begegnung der drei Damen unmöglich gemacht war.

Weiter ging die Reise nach Gotha, Eisenach, wo wir zum ersten Male Halt machten, um die Wartburg zu sehen. Über die Schönheiten eines solchen Ausfluges, die Schönheiten der Burg selbst und die altertümlichen Reize der Stadt Eisenach noch etwas zu sagen, hieße Wasser in den Brunnen tragen. Wir waren, wie heutzutage alle Reisenden, entzückt und staunten. Von Eisenach dampften wir weiter, an vielen Stationen, u. a. an der alten katholischen Hochburg Fulda vorüber nach Frankfurt a. M.

Nach näherer Bekanntschaft mit der Stadt selbst, sowie auch mit dem berühmten „Frankforter Äppelwoi" ging die Fahrt nach Hanau. Das Glück war uns in dem damals noch kleinen Städtchen hold. Wir bekamen beide Arbeit bei demselben Meister und blieben da.

Die Wanderlust trieb uns aber doch bald wieder hinaus, und schon im Oktober befanden wir uns auf dem Wege nach dem Feldberg, der höchsten Kuppe des Taunus. Wir durchwanderten den Taunus, übernachteten in dem damals noch nicht zum Modebade gewordenen Königstein und landeten glücklich in

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Karl Johann Bauer, München Silbergetriebene Blumenschale mit Glaseinsatz; mit Lapis-Lazuli, Malachit und Perlschalen verziert Sockel aus alter Wassereiche (von dem Brückenpfeiler einer Isarbrücke). Die Schale ist teilweise vergoldet; Ornamente und Verzierungen in oxydiertem Silber Am Sockel das verkleinerte Wappen des Bestellers

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