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wird er das Objekt nur mit den andern im Rot vorhandenen Lichtstrahlen sehen, es wird ihm dunkler als anders gefärbte erscheinen. Wir können jetzt den Schneider begreifen, der, wie Goethe berichtet, den scharlachroten Rock eines englischen Offiziers mit einem schwarzen Tuchflicken benähte, obgleich er auch rote hatte. Ihm als Rotblinder erschien

der rote Rock so dunkel wie die schwarzen Flicken.

BRUXEL

von Rot; dagegen Rosa, Dunkelrot Hellrot sind Schattierungen von Rot.

Bei völliger Farbenblindheit, die allerdings nur selten ist, erscheint dem Betreffenden die ganze bunte Welt mit ihrer Farbenpracht in ein eintöniges, ödes Grau getaucht, und die einzigen Unterschiede, welche die

Medaille von Marcel Wolfers, Brüssel

Wird nun ein Grünblinder, dessen Komplementärfarbe das Rot ist, aus ähnlichen Gründen das ganze Grün in der Natur, die Blätter der Bäume, das Grün der Wiesen und Felder in intensivem Rot erblicken? Dem ist nicht so; denn das Grün der verschiedenen Pflanzen ist auch kein reines Grün. An und für sich schon eine Mischfarbe aus Blau und Gelb, kann Grün noch mit einer beliebigen Farbe gemischt werden, es bleibt immer noch eine Nuance von Grün. Anders mit dem Rot. Wir können Rot mit den beiden anderen Grundfarben mischen und erhalten dann die Nebenfarben Orange und Violett oder stärkere und schwächere Nuancen derselben. Sobald wir aber Rot mit einer anderen Farbe in Verbindung bringen, so verliert es seinen Charakter als Rot und heißt Braun in allen denkbaren Variationen. Grün dagegen bleibt Grün in Nuancen von Grün, wenn wir es mit anderen Farben mischen. Ein solches gemischtes Grün ist das meiste Pflanzengrün. Der Farbenblinde, der für die beiden Farben Grün und Rot nur die Empfindung des Roten hat, wird das Grün der Wiesen, der Bäume und Sträucher als ein dem Roten sich mehr oder weniger näherndes Braun empfinden.

Der Farbenblinde, der Rot und Grün oder eine andere Farbe nicht zu unterscheiden vermag, ist auch für Nuancen der betreffenden Farbe blind, dagegen hat er einen sehr feinen Sinn für die Schattierungen der Farben, die ihm zum Teil den Mangel ersetzen. Ich verstehe hierbei unter „,Nuancen" Mischungen verschiedener Farben, unter „Schattierungen" Mischungen einer Farbe mit Schwarz oder Weiß, also Helligkeitsunterschiede. Gelbrot, Braunrot, Blaurot sind Nuancen

Lichteindrücke darbieten, sind die von hell und dunkel. Diese beiden Töne müssen nämlich in jedem Fall unterschieden werden, denn Weiß und Schwarz sind keine Farbempfindungen, sondern Weiß ist die Empfindung von ungemischtem, d. h. nicht zerlegtem Sonnenlicht, und Schwarz ist der Mangel

an Lichtempfindung.

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Mancher Färber hat vielleicht im Verkehr mit seinen Kunden bei diesem oder jenem in bezug auf das Erkennen und Beurteilen einer Farbe einen von dem seinen völlig abweichenden. Standpunkt feststellen können, oder es ist gar zu Differenzen wegen einer Farbe gekommen, bei denen jeder im Rechte zu sein glaubt. Nehmen wir an, daß das Recht stets auf Seiten des Färbers ist, denn bei ihm müssen wir ein richtiges Empfinden der Farben unbedingt voraussetzen. Mag er sich bei solchen Gelegenheiten erinnern, daß dieses Empfinden durchaus individuell und verschieden stark ausgebildet ist, und daß mancher als Farbenblinder herumläuft, der von seinem Zustande keine Ahnung hat. Sein Verhalten in der Sache muf von diesem Gesichtspunkte aus geregelt

werden.

Eine einwandfreie Erklärung der Farbenblindheit ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. Das Empfinden der Farben hängt mit dem feineren Bau der Netzhaut des Auges zusammen. Das Fehlen dieses Empfindungsvermögens kann durch Erkrankung der Netzhaut oder der Sehnerven erworben werden, oder ist in der Mehrzahl der Fälle angeboren und wird. vererbt. Merkwürdig und interessant ist die Art der Vererbung. Die Söhne eines Farbenblinden, ebenso deren männliche Nachkommen zeigen völlig normales Farbempfinden. Das Leiden wird nur durch die Töchter auf deren Nachkommen weitervererbt, und zwar nur auf die männlichen.

Das Geheimnis der Bronze-Gießerei in Siam.

Übersetzung eines englischen Originalberichtes des Vize-Konsuls Carl C. Hansen in Bangkok.

ZUFOLGE alter Überlieferungen wurde die Kunst

der Bronze-Gießerei im elften Jahrhundert durch die Chinesen in Siam eingeführt. Indessen war die Bronze auch schon in früheren Zeiten in ganz IndoChina bekannt, wie die Funde von Bronze-Äxten und

Pieilspitzen in Höhlen und an sonstigen Stätten prähistorischer Überbleibsel beweisen. Alte Bronze-Figuren indischer Gottheiten und des Buddha legen ebenfalls Zeugnis dafür ab, daß die indischen Kulte schon frühe Bronze-Gießer beschäftigt haben. Man findet Buddha

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Gürtel

schließen. Entwurf und Ausführung

und ihre Komposition war lange Zeit ein Geheimnis, bis vor wenigen Jahren die Formel von Major Gerini in einem alten siamesischen, dem verstorbenen König von Siam gehörenden, Manuskript entdeckt wurde und wovon das Nachstehende eine Übersetzung mit Bemerkungen von Major Gerini ist: Man nehme 12 Ticals (1 Tical gleich 1/2 Unze avoirdupois) reines Zinn und schmelze es bei langsamen Feuer, ohne es zur Rothitze zu bringen. Man füge 2 Ticals Quecksilber bei und rühre solange, bis dasselbe vollkommen absorbiert und amalgamiert ist. Sodann gieße man die Masse in eine Form und mache daraus eine Barre. Man nehme ein Catty (80 Ticals) raffiniertes Kupfer und schmelze es. Dann vermische man es nach und nach mit dem Amalgam, wobei die geschmolzene Masse gut gerührt werden muß. Ist dies geschehen, so werfe man in den Schmelztiegel eine genügende Quantität Asche von den Stengeln der Bua - Bok-Schlingpflanze (Lotus), daß das ge

AkademieschülerVereinigung Hanau

schmolzene Metall davon bedeckt ist. Sodann entferne man die Schlacke mit einem eisernen Löffel, und was zurückbleibt ist die Samrit - Bronze. Gemäß diesem Rezept wäre das Verhältnis der zur

Josef Stirner, Schwäbisch Gmünd

Herstellung der fraglichen Legierung verwendeten Ingredienzen: 85,11 Kupfer, 12,76 Zinn und 2,13 Quecksilber. Eine späte Analyse der Qualität ergab auch Spuren von Gold, Silber und Eisen.

Eine der bekanntesten Buddha-Statuen aus Samrit-Bronze befindet sich in der Stadt Pitsanuloke in Siam und datiert aus dem Anfang des elften Jahrhunderts. Sie gehört zu den schönsten Kunstgegenständen, die von Siamesen je hergestellt wurden. Samrit - Bronze wurde in alten Zeiten auch vielfach zur Herstellung von Kultgeräten verwendet und galt als mit mystischen Eigenschaften begabt.

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Die Bronzegießerei bildet noch jetzt eine ganze Heimindustrie in Siam. Die Methode ist die folgende: die Figur wird in Ton modelliert, mit Wachs bekleidet und dann wieder mit Ton. Das Wachs wird durch Anwendung von Hitze geschmolzen und die flüssige Legierung hineingegossen. Sobald die Masse erkaltet ist, wird die Form zerbrochen und die Figur gereinigt und poliert. Diese Arbeitsweise, die mit der größten Sorgfalt zur Ausführung gelangen mußte, erinnert vielfach an die Art, wie sie bei den Römern zur Herstellung ihrer Bronzebüsten in Anwendung gebracht wurde. In den Tempeln von Bangkok findet man manche schöne Spezimen moderner Buddha - Statuen, die jeden Vergleich mit Stücken gleicher Art aus anderen Ländern aushalten.

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Abzeichen Entwurf: Jakob Winkler

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ist: Ein Kind, das mit einer Blume spielt. Die Darstellung ist ebenso drollig wiedergegeben, als sicher in den Raum heineingepast; in ihrer tiefen, leuchtenden Farbengebung sitzt sie wie ein Juwel in der stumpfgetönten Metallfassung. Die Verwendung von Perlschalen hat in der fröhlichen Zeit der Renaissancekunst, namentlich der Spätrenaissance, Veranlassung zu allerhand humoristischen, figürlichen Kleinkunstwerken gegeben: Irgend ein Körperteil, in der Regel der Bauch, wurde aus einer phantastisch gestalteten Barockperle oder Perlschale gebildet, die Glieder und der übrige Körper aber aus getriebenem Silber dazugefügt. Ein derartig zusammengesetztes Kunstwerk erlaubte natürlich keine ernsthafte, monumentale Behandlung, sondern mußte humoristisch aufgefaßt werden.

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Gefäße, daß ihre straffen Flächen zu verlangen scheinen nach dem Zierat durch Bunzen und Gravierstichel. Und den gibt er ihnen mit einer ruhigen, klaren Kraft der Linienführung und Flächenverteilung, mit einer stürmischen Freude an der Technik, die sich dem Beschauer mitteilt. Charakteristisch unterscheidet sich der Zierat in Albello-Technik von dem getriebenen. Wie kokett glitzern da die Sterne auf dem Grund der

einen Platte, wie zierlich fingern die stilisierten Flechtenformen der andern nach dem Schalenrand! ☐

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Unter den schweizerischen Kunstgewerblern, die durch eigenartige Prägung ihrer Arbeiten in den letzten Jahren über ihre Landesgrenzen hinaus Interesse gefunden haben, gehören die Züricher Goldschmiede Gebrüder Baltensperger. Profankunst und kirchliche Kunst der Neuzeit danken ihnen eine große Anzahl schöner und selbständiger, in feinem Linien- und Materialempfinden durchgeführter Arbeiten. Aus dem Gebiete der Sportpreise bringen wir heute eine Arbeit aus ihren Ateliers in dem Deckelpokal, der ein Preisstück des Davoser Skiklubs war. Die schöne Silberarbeit wirkt vor allem einmal durch ihre klare, in den Proportionen durchaus harmonische Form. Die Hauptteile des Deckelpokales sind in glattem Silber ausgeführt und nur an der Kehlung zwischen Fuß und Pokalkörper sowie unterhalb des Trinkrandes an der Deckelauflage finden sich sparsame ornamentale Dekorationen in Treibtechnik, sowie die Widmungsinschriften. Der kegelförmige Deckelgriff bildet einen guten Linienabschluß des Gefäßes.

Jubiläumspokal Entworfen und ausgeführt von Josef Stirner, Schwäb. Gmünd

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Die zwei silbernen Weinkannen von Gebrüder Baltensperger zeigen die gleichen Geschmacksprinzipien, das Material ohne viel dekorative Zutat wirken zu lassen, die Zweckform überzeugend und ästhetisch befriedigend auszugestalten und lediglich durch gefällige Gliederung derselben zu wirken. Bei dem langhalsigen Kruge mit dem pikant geschwungenen Henkel ist das Silber gehämmert, während es bei dem zweiten Kruge glatt verblieb.

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Tritt auch im Verhältnis zu früher heute das kirchliche Kunstgewerbe etwas gegen das profane in den Hintergrund, so gibt es doch noch besonders im Goldschmiedegewerbe hervorragende Spezialisten kirchlicher Kunst. Der Leiter der Paderborner Werkstätten für kirchliche Kunst, Josef Fuchs, ist ein solcher, der mit seinen kirchlichen Edelmetallarbeiten berechtigte Anerkennung gefunden hat. Im Stil bilden dieselben eine glückliche Mischung zwischen Tradition und modernem Kunstgefühl. Bemerkenswert ist ihre Emanzipation von kirchlicher Symbolik, das Bestreben des Künstlers, durch imposante, gut in den Massenproportionen abgestimmte Gliederungen würdige, sachliche und schöne Formen von sakraler Wirkung zu erreichen.

Die Verzierungen, die Fuchs seinen kirchlichen Edelmetallarbeiten verleiht, beschränken sich auf das rein Ornamentale, meistens auf geometrische Kleinformen von verschiedenartigster Zusammensetzung.

Auch die Farbe zieht Fuchs zur Verschönerung seiner kirchlichen Geräte heran, indem er dieselben stellenweise mit reicher Emaillierung deckt. H. v. H.

Marcel Wolfers, von dem wir eine Medaillenarbeit abbilden, ist der Sohn des bekannten Brüsseler Künstlergoldschmiedes Philipp Wolfers, und als solcher deutscher Abstammung. Die Komposition seiner Medaille, die als Ausstellungspreis gedacht ist, zeugt von starkem, an den Meisterwerken der klassischen

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Die 1905 gegründete Akademieschüler-Vereinigung an der Kgl. Zeichenakademie in Hanau hat sich ein hübsches Mitgliedsabzeichen geschaffen, das wir auf S. 110 abbilden. Außerdem hat sich die Vereinigung künstlerisch betätigt durch Schaffung zweier Ehrengaben für die 25 jährigen Amtsjubiläen der Professoren Heck und Zimmermann, die in der Komposition viel Verwandtes haben und von denen wir die eine zur Abbildung bringen. bringen. Der Entwurf zu dem Mitgliedsabzeichen stammt von dem Mitgliede Jakob Winkler. Die Mappen sind entworfen von dem Mitgliede F. Feger. An der Ausführung sind die Mitglieder A. Benninghoven, K.Berthold, J. Best, F. Feger, W. Gruber, K. Troschke, M. Wilm und G. Zimmerer tätig gewesen, deren gemeinsame Arbeit eine vornehme Künstlerleistung entstehen ließ.

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Die Tafeln mit den Arbeiten von Josef Stirner in Schwäb. Gmünd zeigen Stücke von erfreulicher, gesunder Werkmäßigkeit; die schlichte, jedem Auffallenden abholde Geschmacksrichtung, welche aus jeder Linie der Komposition spricht, unterstützt diesen Eindruck aufs nachhaltigste. R. R.

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