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Die eingehenden Fragebogen werden bei uns gesammelt, gesichtet und geordnet, und dann an die betreffenden Kriegsausschüsse verteilt, die daraus erkennen, was in ihrem Bezirke geleistet werden kann, und denen sie die Grundlage für engere Organisationen zu sein vermögen. Die Leipziger Fragebogen sind, soweit sie bisher eingingen, in derselben Art behandelt worden und stehen dem Kriegsausschuß bezw. der Werkgenossenschaft, die sich gründen wird, zur Verfügung.

Über die Arbeit der Werkgenossenschaften selbst, ist in vielen Fällen unbegründeter Zweifel entstanden. Zum Beispiel finde ich, daß die Graveure sich sehr schnell den Anforderungen der Jetztzeit angepaẞt haben. In Lüden scheid, in Magdeburg, in Suhl z. B. sind sie sämtlich für Kriegsarbeit tätig; auch die Werkgenossenschaft in Berlin hat gut zu tun. Schwerer wird sich die Sache bei den Goldschmieden gestalten, weil es sich ja vielfach um Dreharbeit oder feinmechanische Arbeit handelt, die zu vergeben ist, welche von ihrer Technik stark abweicht. Indessen, wenn der gute Wille vorhanden ist, wird es auch hier nicht gar zu schwer fallen, nämlich im Anschluß an die Industrie, die heute schon Heeresarbeit hat und Hilfskräfte notwendig gebraucht.

Hier am Platze selbst wird dieser Weg auch leicht gangbar sein, denn gestern erst wurde uns mitgeteilt, daß eine Fabrik in Leipzig zu hunderten Feinmechaniker und Graveure brauchen kann, die sie in ihrem Betriebe aufnehmen möchte. Das ist natürlich nicht unser erstrebtes Ideal; aber einer leistungsfähigen Genossenschaft, welche die Arbeit verantwortlich übernimmt, wird es nicht schwer sein, einen Weg zu finden, auf dem sie Unterlieferant eines solchen Betriebes werden kann. Wenn wir heute etwas zustande bringen, wird sich auch sicher etwas Vorteilhaftes für unsere Gewerbe daraus bilden lassen.

Wie der Krieg weitergehen wird, das weiß jetzt keiner. Es ist möglich, daß er durch unsere Unterseeboote bald beendet wird und der Friede kommt. Dann haben wir uns als gute Patrioten bewiesen und den Willen bekundet, dem Vaterlande bestmöglichst zu dienen, ohne daß wir bis dahin zweckloser Weise zu große Opfer gebracht hätten. Wird der Krieg aber schlimmer, dann bin ich überzeugt, daß wir für die Beschaffungsstellen doch eine wertvolle Reserve der Munitionserzeuger sein werden, auf die sie mit Vergnügen zurückgreifen werden, wenn sie es auch heute begreiflicherweise vorziehen, möglichst mit der leistungsfähigeren und großzügigeren Industrie zu arbeiten.

Wie Kriegsämter und Handwerkskammern über unsere Organisation denken, daß ist Ihnen bereits durch unsere Verlautbarungen bekannt geworden; auch das Kriegsamt in Berlin, wie die maßgebenden Stellen der Industrie, sind, wie die Zuschriften lehren, an der von uns vorgeschlagenen Organisation sehr interessiert und haben das Ergebnis unserer Rundfrage zur Kenntnis erbeten. Es geht daraus die Wichtigkeit hervor, die unserer organisatorischen Arbeit beigemessen wird. Aus den vielen Zuschriften, die wir aus Fachkreisen erhalten haben, will ich nur 2 oder 3 herausnehmen. Da ist eine von einem Herrn der als Offizier an der Westfront steht. Sie lautet: „Das ist eine Einstellung unserer Fachpresse auf die Kriegsverhältnisse, wie sie glänzender nicht gedacht werden kann." Eine andere aus Heidelberg besagt: „Ich habe in unserer Sache mit unserem Reichstagsabgeordneten, Herrn Dr. Rießer, Präsident des Hansabundes, eine längere persönliche Unterredung gehabt. Er war freudig erstaunt, über unsere bezw. Ihre Ergebnisse, beglückwünschte mich hierzu und meinte, daß das Kriegsamt hierzu uns recht großes Entgegenkommen gezeigt habe." Eine vornehme Juwelierfirma schreibt uns: „Wir

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zollen vor allem unsere Achtung für die Einrichtung der Beratungsstelle." Beratungsstelle." Sie drückt damit das aus, was der fast typische Anfang aller Briefe ist, die bei uns in dieser Sache eingehen. Die Handwerkskammern lassen ebenfalls ausnahmslos ihr großes Interesse an der Sache erkennen und bezeugen uns ihre Anerkennung für die Bemühungen zur Aufrechterhaltung unserer Gewerbe. Einen ganz bestimmten, wenn auch etwas älteren Brief will ich Ihnen nicht vorenthalten, den das Kriegsamt in Berlin schrieb, und zwar ist es ein markanter Satz, der uns veranlaßte, etwas energischer an die Sache heranzugehen. Das Kriegsamt will auf eine unserer Eingaben eingehen, „sobald es dazu kommt, sich mit dem Uhrmacher-, Goldschmiede- und Graveurgewerbe zu befassen." Meine Herren! Wir fürchten, daß es dann für Sie zu spät sein wird, die Hilfsdienstpflicht in einem Sinne einzurichten und zu erfüllen, wie er in der Vorrede ausgesprochen ist. Unsere vorbauenden Maßregeln müssen zeitiger getroffen werden.

Die wenigen Briefstellen, die ich Ihnen vorgelesen habe, zeigen Ihnen ungefähr den Geist, in dem unsere Bestrebungen im Reiche von den Fachgenossen, von den Behörden aller Art und der Öffentlichkeit aufgenommen werden und er erfüllt uns mit Befriedigung.

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Soviel, meine Herren, über die Beratungsstelle, ihren Zweck und ihre Tätigkeit. Sie hat Ihnen die Gefahren gezeigt, die bestehen, aber auch die Mittel bekannt gegeben, wie man diese Gefahr bannen kann. Sie hat Ihnen die Konstruktion für das Schutzdach gezeigt und das Material für den Bau geliefert. Man kann sagen, daß sie ihre Schuldigkeit getan hat. Es ist nun an Ihnen, auch die Ihrige zu tun, indem Sie das Gebotene aufgreifen und das Schutzdach über sich bauen und darunter treten. Sie sind in der glücklichen Lage, daß Sie damit nicht nur sich, dienen, sondern in gleichem Maße dem Vaterlande! Zuruf: Bravo!

Herr Freygang: Ich bin wohl im Einverständnis mit der Versammlung, wenn ich Herrn Fichte den Dank für seine Ausführungen ausspreche. (Geschieht).

Es erübrigt sich noch irgend ein Wort über die ganze Sache zu sprechen. Ich glaube die Anwesenden sind von der Notwendigkeit, das Dach zu schaffen, voll überzeugt. Ich bitte nunmehr die Herren, die dazu etwas sagen wollen, sich zum Wort zu melden und Fragen zu tun, daß wir nunmehr in die Verhandlungen eintreten können.

Meine Herren, wenn sich niemand zum Worte meldet, habe ich den Eindruck, daß Sie von der ganzen Sache voll unterrichtet sind und die Notwendigkeit einsehen, herzhaft zuzugreifen, und etwas zu schaffen. Gründen wir einen Kriegsausschuß oder eine Werkgenossenschaft? Sollen die Gewerbe das jetzt einzeln tun oder die Graveure, Goldschmiede und Uhrmacher alle zusammen? Ich halte das letztere für das vernünftigste. Es würde die Sache kolossal vereinfachen. Ich bitte Klarheit zu schaffen. Wollen wir überhaupt zusammenarbeiten, die Herren Goldschmiede, Graveure und Uhrmacher?

Herr H. J. Müller: Ich möchte den Vorsitzenden, Herrn Meschke, einmal fragen, wie die Herren sich die Sache gedacht haben, daß wir auch darüber ein Bild bekommen.

Herr Meschke: Wie die Sache zunächst gedacht ist, ist ja eigentlich aus dem Vortrag des Herrn Fichte hervorgegangen. Sehr einfach ist es jedoch nicht. Bevor wir eine Genossenschaft bzw. Kriegsausschuß nicht gegründet haben, können wir an die Arbeitsbeschaffung nicht herangehen. Nur geschlossen können wir das erreichen. Nach reiflicher Überlegung und nach auch bereits unter nommenen Schritten bin ich zu der Überzeugung gekomHerr H. J. Müller: Ich möchte zu einem Vorschlag kommen

men, daß wir es vielleicht in der Weise machen können, daß jedes Gewerbe in einer Interessen-Gemeinschaft für sich bleibt. Wir wählen uns einen wirtschaftlichen Ausschuß, der die Graveure, die Uhrmacher und die Goldschmiede für die einzelnen Unterabteilungen vertritt. Der wirtschaftliche Ausschuß arbeitet in unserem Interesse resp. in dem Fachinteresse und sorgt, daß die nötigen Schritte zur Arbeitsbeschaffung getan werden. Die Herren des Wirtschaftsausschusses übergeben dann ihren Interessenverbänden die einschlägigen Arbeiten. Es ist mir bekannt, daß für die Herren Uhrmacher reichlich Arbeit vorhanden ist. Ich habe keine Mühe und auch schriftliche Arbeit, sowie Annoncen in jeder einschlägigen Zeitung gescheut und die Ergebnisse sind leider nur dahingehend, stets ist bei mir angefragt worden: „Haben Sie Drehbänke, können Sie Dreharbeiten ausführen?" Das ist das tägliche Brot. Sie glauben nicht, in wie ungeheuren Mengen für die Uhrmacher Arbeiten da sind, die zu erledigen sind; aber für den Goldschmied hat es leider noch nichts gegeben. Auch die Mitteilungen unseres Verbandes in Berlin berichten, daß die Goldschmiede-Werkgenossenschaft in Berlin noch keine Arbeit bekommen habe. Das sind 250 werktüchtige Leute, die arbeiten wollen und noch keinen Auftrag haben; und wenn wir heute eine Genossenschaft gründen, und die Uhrmacher werden nur beschäftigt, das wird einseitig werden. Wir werden nicht unter einen Hut kommen. Gründen wir einen Wirtschaftsausschuß für die drei Gewerbe, so haben diese Herren dann Interesse daran, daß sie den Kollegen die nötige Arbeit zuführen. Gründen wir eine Werkgenossenschaft, dann bekommen nur die Uhrmacher und die Graveure Arbeit; die Goldschmiede möchten gern, aber wenn sie keine Arbeit bekommen, wo kommen wir dann hin? Vielleicht fällt doch von dem wirtschaftlichen Ausschuß, wenn die Herren an die Kriegsämter gehen, für uns etwas ab.

Herr Freygang: Was Herr Müller sagt, ist recht. Selbstverständlich müssen für alle drei Gewerbe Arbeiten besorgt werden.

Herr Groß: Ich schließe mich den Ausführungen des Herrn Freygang an. Wenn wir jedoch einzelne Genossenschaften gründen, so zersplittern wir die Sache immer mehr. Es wird uns einzeln so gehen, wie Herr Müller es geschildert hat. Wir müssen Arbeit haben, um nicht anderweit zum Hilfsdienst eingezogen zu werden. Wir können Frauen oder Arbeitsburschen einstellen. Wenn wir das Arbeitbeschaffen einzeln machen, so kostet das viel Geld, denn auch die Ämter können weiter keine ehrenamtlichen sein. Es gibt Teilchen, wo Sie in der GoldschmiedeWerkstatt nicht Ihre Leute, sondern Frauen beschäftigen können. Hand in Hand müssen wir arbeiten. Einzeln können wir nichts erreichen. Ich bin heute hierhergekommen mit der Absicht, daß, wenn meine Kollegen nicht mitmachen wollen, ich mein Amt niederlege. Die Herren, die weiterhin unsere Interessen vertreten, die müssen bezahlt werden, die können nicht umsonst arbeiten.

Submissionsdirektor Nauck: Ich bin hierher eingeladen worden und erlaube mir als Gast einige Worte dazu zu sagen. Ich habe auch schon Gelegenheit gehabt, mit Ihrem Herrn Vorsitzenden zu sprechen. Er hatte sich schon um Arbeit bemüht, die wir doch zu vergeben hatten, und weil wir dachten, es ist oft besser, die Herren sehen sich diese selbst an. Es hat sich auch eine Firma angeschlossen, die schon Kriegsarbeit speziell für Minen übernommen hat. Ich habe aber jetzt das Wort aus einem ganz anderen Grunde ergriffen, weil das Wort, es sollen Einzelgruppen gebildet werden, gefallen ist. Ich habe etwas Erfahrung darin und möchte sehr davon abraten. Das Kriegsamt kann nicht an

solche kleine Gruppen Arbeit abgeben. Die Hauptstelle für die gemeinschaftlichen Handwerkslieferungen in Berlin übernimmt den Auftrag und verteilt ihn über das ganze Handwerk in Deutschland. Die Wumba kann nicht an jeden einzelnen herantreten. Ich kann nur empfehlen, gründen Sie einen möglichst großen Verband. Nur dann werden Sie vorwärts kommen.

Herr Beator: Was der Herr Submissionsdirektor sagt, das kann ich nur unterstützen. Ich arbeite in der Stahlstempelbranche und fertige Zahlen und Buchstaben. Daß die ,,Wumba" ein Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt ist, höre ich zum erstenmale. Da ist eine Anfrage in Zahlenalphabeten durch ganz Deutschland gegangen. Es ist überall angefragt worden, nur nicht beim Fabrikanten. Wenn wir eine Genossenschaft gründen, können wir uns ganz anders bemerkbar machen. Die Arbeit kann verteilt werden, kann an den Fabrikanten herankommen. Die Fabrikanten können die Genossenschaft finanziell unterstützen. Der Fabrikant kann die Arbeit ziemlich billig machen, weil unter Umständen noch zwei oder vier Grossisten daran verdienen wollen. Ich bin vom Heeresdienst zurückgestellt wegen Heereslieferungen, würde aber die Sache gern unterstützen; ich habe volles Vertrauen. Auf jeden Fall unterstütze ich die Sache ohne weiteres, ganz gleich, in welcher Form.

Herr Freygang: Die Meinung, daß nur für die Uhrmacher gesorgt würde, können wir nicht teilen. Ich habe mich reichlich bemüht, ich habe auch Muster bekommen, es ist jedoch nicht daran zu denken, mit unseren kleinen Drehbänken. Die Handfertigkeit haben wir wohl. Es wird auch viel zu wenig sein, was wir mit unseren kleinen Werkzeugen herstellen können.

Herr A. J. Müller: Sie scheinen meinen Gedankengang nicht ganz richtig aufgefaßt zu haben. Ich meine nicht, daß wir einzelne Gruppen gründen wollen und daß wir von einer Gründung der Werkgenossenschaft der Goldschmiede, Uhrmacher und Graveure absehen, sondern daß die Gewerbegruppen für sich bleiben sollen, auch mit der Absicht, dem Vaterlande zu dienen. Wir wollen aber einen Ausschuß wählen, der die Arbeitsbeschaffung erledigt. Ich möchte vorschlagen, daß wir in unseren Gruppen bleiben, mit derselben löblichen Absicht, aber einen Wirtschaftsausschuß wählen und gründen, und für das Ganze eintreten. Wir kommen mit 250 bis 300 werktüchtigen Leuten und möchten die Sache übernehmen. Ich rate Ihnen ab, denn unsere Interessen gehen doch im Gewerbe auseinander, und das ist wirklich nicht ratsam.

Herr Rich. Hofmann: Wir streiten uns um eine Sache, der wir noch nicht sicher sind. Soviel Gemeinschaftsgefühl müssen wir haben: die Hauptsache ist doch, daß wir die Arbeit haben, erst etwas greifbares haben und ich glaube doch, daß jeder hier, ob er Uhrmacher, Goldschmied oder Graveur ist, doch keine Sonderinteressen pflegen wird und darf. Das ist gegen das Prinzip, das wir verfolgen. Wir arbeiten doch für die Allgemeinheit. Lassen Sie uns erst eine Gruppe gründen und dann wollen wir herantreten. Dann wird sich doch die Sache auch regeln. Schafft uns erst die nötige Arbeit, geschafft wird sie. Ich vertrete diesen Standpunkt, weil ich glaube, das andere wird sich dann von selbst finden. Ich schlage vor, die Meinungsverschiedenheit etwas zurückzustellen und vorläufig eine Genossenschaft zu gründen.

Herr Groß: Ich habe Herrn Müller sehr gut verstanden. Ich habe nur davor warnen wollen, denn wenn sich bei den Graveuren nur drei bis vier Mann zusammenfinden, wird nichts anzufangen sein. Wir müssen mindestens sieben Mann sein. Nun hört man oft sagen, Mk. 200.- sind mir zuviel. Diesem gegenüber schlage ich vor, wir gründen

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