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4-3-27

Deutsche Goldschmiede Zeitung

Unberechtigter Nachdruck aus dem Inhalt verboten

1. Januar 1917

Neujahrsgruß für Deutschlands Goldschmiede.

Die Glocken eines neuen Jahres mahnen uns, wieder

werk, dem es jetzt freilich hie und da am goldenen Boden

zurückzublicken auf alles das, was wir im Laufe des fehlt, dazu beigetragen haben, Deutschland in diesem

vergangenen Jahres erstrebt und erreicht haben.
der Geschichte der Völker ragen immer majestätisch Gipfel-
punkte hervor, die unvergeßlich für die Entwickelung der
Menschheit sind. Solche Gipfelpunkte waren die glor-
reiche Hermannsschlacht im Teutoburger Walde, die Roms
Herrschaft vernichtete. Dann die gewaltigen Kriegstaten
Karls des Großen, der 30 jährige Krieg mit seinem furcht-
baren Völkerringen, die Schlachten von Roßbach und
Zorndorf, und schließlich das Jahrhundert, das von Tra-
falgar und Austerlitz über Leipzig und Waterloo nach
Sedan führte! Aber der gewaltigste Gipfelpunkt, auf
dem je das Auge der Welt geruht hat, ist der gegen-
wärtige Weltkrieg, der uns noch heute mit allen seinen
Schrecken, aber auch seinen Wundern an Tatkraft und
Heldengröße umfängt. Wir dürfen sagen, daß wir in
einer großen Zeit leben! Aber wir müssen uns dabei
auch immer wieder von neuem fragen: „Sind wir dieser
großen Zeit auch wärdig?" Wir glauben, diese Frage
ohne Ruhmredigkeiten und mit reinem, gutem Gewissen
bejahen zu können. Wenn wir einen Rückblick auf das
verflossene Jahr halten, so dürfen wir wohl bekennen,
daß die Begeisterung, die uns alle in diesem neuen Be-
freiungskriege ergriffen hat, kein flüchtiger Rausch war,
sondern nachhaltig blieb, und auch nachhaltig für alle
Zukunft sein wird. „Das Volk steht auf, der Sturm
bricht los!", sang einst Theodor Körner in dem großen
Befreiungskriege, der schon vor 1813 einsetzte, und dieses
Wort galt auch für unser Volk seit Anbeginn des ge-
waltigen Völkerkampfes, in dem wir uns heute noch be-
wegen. Wir haben gerade im verflossenen Jahre mehr
erreicht, als wir selbst je für möglich gehalten hätten.
Unerschüttert steht noch Deutschlands Heer als treue Wacht
im Osten und Westen, und unsere tapferen Feldgrauen,
unter denen sich ja auch so viele unserer Fachgenossen
befinden, tragen die schwersten Lasten mit unvergleich-
lichem Heldentum. Warum? Weil sie wohl wissen, daß
dieser erbitterte Kampf ein Kampf um Deutschlands Ehre,
um unseres Vaterlandes Ansehen, ja, um mit Hamlet
zu sagen, um „Sein oder Nichtsein" ist.

Und wir in der Heimat standen alle mit ihnen auf dem gleichen Niveau edler Hingabe für unser Vaterland. Wir dürfen auch als Daheimgebliebene für uns mit Recht in Anspruch nehmen, daß wir durch gewaltige, wirtschaftliche Organisationen, auch in unserem deutschen Hand

Kampfe im Sattel zu halten. Es ist ein wahres Wort, das ein Philosoph gesprochen hat: „Hoch über aller Begeisterung, wie über allem Genie, steht doch die Gesinnung!", und diese erhebende Gesinnung hat unser Volk in vollem Maße an den Tag gelegt. Sie hat sich auch im Kreise der deutschen Goldschmiede fruchtbringend betätigt. Darum dürfen wir mit froher Zuversicht in das neue Jahr hineinschreiten. Wir hatten es uns wohl so schön gedacht, das es ein „Friedensjahr", das erste Friedensjahr nach langen Kriegsmonden werden sollte. Wir haben den Völkern der Erde, die wider uns auszogen, um uns zu vernichten, die Bruderhand zur Versöhnung hingestreckt. Noch aber scheint nicht die Zeit gekommen zu sein, in der eine solche Tat der Nächstenliebe Aussicht hat,.auch Gegenliebe zu finden. Dann werden wir auch im neuen Jahre ungebeugt, mit frischer Heldenkraft vorwärts schreiten, denn „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst aber nichts in der Welt!", wie einst unser großer Kanzler uns aus der Seele gesprochen hat. Mann für Mann werden wir für die Befreiung unseres Vaterlandes im neuen Jahre auf Posten stehen und ein Heimatheer zur Verfügung halten, das durch seine treue Arbeit hinter der Front zu neuen Taten begeistern will und wird. Handel und Industrie, Kunst und Gewerbefleiß haben im verflossenen Jahre nicht minder bei uns zu leiden gehabt, als in den übrigen Staaten der ganzen Kulturwelt. Aber wir haben nach Kräften, durchgehalten", und die Vernichtung der deutschen Arbeit ist den Feinden deutscher Kultur nicht gelungen. Auch in Zukunft wird sie nicht erreicht werden. Wir sind in unserer geistigen Kraft zu gefestigt, mit unserer Hände Arbeit zu stark geworden! Wir haben Sorgen und Schmerzen, bittere Trauer um unsere geliebten deutschen Brüder, die draußen auf dem Felde der Ehre fielen, heroisch überwunden. Wir werden aber auch in Zukunft, was uns das neue Jahr auch bringen mag, gefaßt sein und mit eisernem Gottvertrauen in Vaterlandsliebe durchhalten! In diesem Zeichen rufen wir Deutschlands Goldschmieden ein herzliches Glückauf zu!

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Was uns vor dem Kriege oft zu unserem Nachteil angehangen hat, Leichtlebigkeit, Neigung zum Genuß, Scheu vor persönlichen Opfern, kleinlicher Parteistreit, kalter Egoismus und andere Untugenden mehr, wir haben es in dieser schweren Zeit glücklich überwunden. Auch das neue Jahr wird uns in unserer Hilfsbereitschaft großzügig

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finden. Ein alter Wappenspruch lautet: „Ich dien'." In ihm ist der tiefste Gedanke aller Sittlichkeit zum Ausdruck gekommen. Dienen müssen wir alle, wenn wir die Stellung ausfüllen wollen, auf die uns der Lenker aller Dinge gewiesen hat. Wer an dem Glauben festhält, daß jedes Menschenleben einen bestimmten Zweck hat, der darf nicht dabei Beruhigung finden, daß dieses Leben mit dem Zeiger an der Uhr sich einfach abwickelt, Stunde um Stunde, Tag um Tag, bis es zu Ende ist, sondern er muß sich ständlich vor Augen halten, daß er für einen bestimmten Zweck wirken und schaffen muß. Der große Zweck für unser Leben im neuen Jahre ist die gänzliche, glückliche Errettung und Erhebung unseres Volkes aus diesem furchtbaren Weltkriege, der es erdrosseln sollte. Wir hoffen in Gottes Schutz im neuen Jahre uns einen siegreichen Frieden zu erstreiten und dann mit neuer deutscher Kraft der deutschen Arbeit zu neuen Siegen zu verhelfen! Wir müssen aber, bis dieser Zweck erreicht ist, alle unsere Pflicht tun, und des schönen Bismarckwortes gedenken: „Wir sind nicht dazu da, nur das Leben zu genießen, sondern unsere Schuldigkeit zu tun!“ Das sei unser Geleitwort ins neue Jahr!

Die Gründung der Beratungsstelle über Zivildienstarbeiten des Uhrmacher-, Goldschmiede- und Graveurgewerbes Deutschlands

ist am Sonnabend, den 16. Dezember 1916, unter Beteiligung und einmütiger Zustimmung bekannter und hervorragender Fachmänner aller drei Gewerbe in Leipzig erfolgt. Sobald die noch laufenden organisatorischen Arbeiten beendet sein werden, tritt die Beratungsstelle mit ihrem Arbeitsplane in die Öffentlichkeit, indem sie die Vorarbeiten der Deutschen Uhrmacher-Vereinigung und die persönlichen des Herrn Diebener, Herausgeber der Fachzeitschriften Uhrmacher-Woche", „Deutsche Uhrmacher-Woche“, „Deutsche Goldschmiede-Zeitung" und "Deutsche Graveur-Zeitung und Stempelzeitung", für sich verwertet.

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Die Besprechungen, welche Letztgenannter mit den in Betracht kommenden Ämtern in Berlin gehabt hat, und die dem Zwecke dienten, Klarheit zu schaffen aber die Art, in welcher die Zivildienstpflicht seitens der Uhrmacher, Goldschmiede und Graveure ausgeübt werden könnte, sodaß diese einerseits ihre Pflicht dem Vaterlande gegenaber in völligem Umfange zu erfüllen imstande sind, andererseits aber auch noch vermögen, ihre Geschäfte zu beobachten und vor allen Dingen dem fachlichen Nachwuchs die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen, haben bei den an dem Ziele, der Zivildienstpflicht für unsere Berufsgenossen die Härte zu nehmen, arbeitenden Männern, den Entschluß zur Gründung der Beratungsstelle gezeitigt.

Zur Zeit sind die Kriegsämter noch in voller Organisation begriffen, und es lassen sich Maßnahmen von ihnen in den nächsten Wochen nicht erwarten. Sobald erstere aber beendet ist, wird auch, soweit das Gesetz es zuläßt, mit eisernen Händen eingegriffen werden, um dessen Zweck zu erfüllen. Es ist die Mitarbeit einer zentralen

Stelle aus den Kreisen der Gewerbe, die sich dem Hilfsdienst als solche widmen können, seitens der Kriegsämter erwünscht. Vor allen Dingen liegt sie im Interesse der Angehörigen jener Gewerbe, da ihr Einfluß allein dahin fahren kann, daß die Beschäftigung in dem oben angedeuteten weniger harten Sinne möglich ist. Um die Kräfte, welche sich bisher in den Dienst dieser Sache gestellt haben, zu entlasten, wurde die Absicht, eine breitere Organisation für die Erfüllung dieser selbstverständlichen Pflicht für unsere Fachgenossen zu schaffen verwirklicht. Nachdem die Vorbesprechungen beendet waren, hat die Gründung einer Beratungsstelle über Zivildienstarbeiten der Uhrmacher, Goldschmiede und Graveure Deutschlands stattgefunden,' und zwar waren aus allen drei Berufen Herren zugegen, die als fachliche Berater bzw. Beisitzer zu wirken bereit sind.

Die entstehenden Kosten übernimmt bis auf weiteres Herr Diebener. Sollten sie sich später irgend wie auf einen Verband oder auf mehrere oder die Werkgenossenschaften abwälzen lassen, so ist das selbstverständlich angenehm; im Nichtfalle würde aber das Opfer, das pekuniär gebracht werden muß, von ihm niemals bereut werden, da es im Dienste des Vaterlandes und des Gewerbes notwendig ist.

Mit den Handwerkskammern ist inzwischen Fühlung genommen worden, ebenso mit dem Kammertag und den einzelnen Innungen, auch die Behörden und Kriegsämter sind von der Gründung unterrichtet und ihre Unterstützung erbeten worden. Es ist dabei die Wichtigkeit der Aufrechterhaltung der Betriebe in wirtschaftlicher Beziehung und in Hinsicht auf die ungestörte Ausbildung des fachlichen Nachwuchses verwiesen worden, der durchaus gefährdet ist. Sobald die Mission, die erste Verbindung zwischen den Kriegsämtern und den Angehörigen unserer Gewerbe als Produzenten von Kriegsmaterial herbeizuführen, beendet ist, d. h. sobald erreicht ist, daß die Kriegsämter in einer Art mit den Angehörigen unserer Gewerbe verhandeln, die das Bestehen ihrer Geschäfte ermöglicht, ist die Aufgabe der Beratungsstelle im Großen und Ganzen erledigt. Die weitere Arbeit kann alsdann den Innungen und Vereinen, bzw. den zu diesem Zwecke zu gründenden Werkgenossenschaften übertragen werden, und die Beratungsstelle kann sich wieder auflösen, wenn ihr nicht im Laufe der Zeit noch andere nicht minder wichtige Aufgaben erwachsen.

Es ist für ihre Organisation schon ein stattlicher Unterbau geschaffen und auch schon Beträchtliches an Arbeit und Ausgaben geleistet worden, um die Beratungsstelle mit diesem Schritte nunmehr zwischen die Kriegsämter und die Fachgenossen als willkommene und notwendige Vermittler zu stellen. Schon heute läßt sich sagen, daß dieses Beginnen mit einem guten Anfange gesegnet gewesen ist, der auch für das endliche Ziel das Beste verspricht. Es geht uns von der Beratungsstelle folgende Mitteilung zu:

Als fachmännische Beiräte der Beratungsstelle über Zivildienstarbeiten des Uhrmacher-, Goldschmiede- und Graveur-Gewerbes wurden folgende Herren gewählt: Joseph

Babos, Uhrmachermeister, München; Emil Berner, Goldschmied und Fachredakteur, Leipzig; Robert Frey. gang, Uhrmacher-Obermeister, Leipzig; Otto Groß, Gravieranstaltbesitzer, Leipzig; William Herrmann, in Firma L. Döring, Uhrmachermeister, Leipzig; Arthur Ilschner, Goldschmiedemeister, Leipzig; Willy König, Uhrmacher und Fachredakteur, Halle a. S.; Heinrich Schneider, Hofjuwelier, Leipzig; Felix Steger, Uhrmachermeister, Leipzig; Alfred Weissbeck, Gravieranstaltbesitzer, Leipzig. Der Vorsitz wurde Herrn Wilhelm Diebener, Leipzig, das Sekretariat Herrn Otto Fichte, Leipzig, übertragen.

Von einigen auswärtigen zur Mitgliedschaft eingeladenen Herren ist die zustimmende Antwort in Kürze zu erwarten. Sämtliche Ämter werden als Ehrenämter geführt.

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Bei dem auch bereits für das Heer stark fühlbaren Mangel an Uhrmachern erscheint die Übernahme von Uhren - Reparaturen und die Repassage neuer Uhren für die Angehörigen der Armee, die Herstellung und Reparatur von Brillen, optischen und physikalischen Apparaten, die Reparatur elektrischer und mechanischer Maß- und anderer Instrumente, die sich in Benutzung der Armee und der für den Heeresbedarf tätigen Organisationen und Industrien befinden, als unmittelbare bzw. mittelbare Heeresarbeit. rüber hinaus kann der Uhrmacher, wenn nötig, in beschränktem Umfange feinmechanische Teilarbeiten, z. B. an Werkzeugen, Lehren, Zündern usw. in eigener Werkstatt zum Vorteile der Menge und Güte der Arbeiten übernehmen.

Da

zur Verfügung stehenden Maschinen besonders geeignet erscheint. Es sind in zwei Städten seitens Angehöriger dieses Gewerbes bereits Werkgenossenschaften gegründet bzw. geplant worden, was als Beweis dafür gelten kann, daß sich dessen Überleitung zur Erzeugung von Heeresbedarf am leichtesten bewerkstelligen lassen wird.

Das deutsche Neujahr!

Es brach ein neues Jahr uns an,

Wie Deutschland keines je erlebte, Seit es zur Sonnenhöhe strebte: Wir sind mobil jetzt Mann für Mann! Ist grau das Haar auch auf dem Scheitel Das Herz schlägt dennoch warm und jung, Arbeit gibt unsrer Seele Schwung, Und Rub'n und Rasten ist jetzt eitel.

Auch in die Werkstatt drang's hinein:

Wer selbst nicht kann die Waffen tragen, Der soll in diesen schweren Tagen Ein Held der Heimatsarbeit sein! Für solchen Dienst muß Jeder taugen, Du Goldschmied werd' ein Waffenschmied, Und füge jetzt mit Glied um Glied Zur ehr'nen Kette, die wir brauchen.

Wir reichten hin die Friedenshand,

Doch Tücke sah darin nur Tücke,
Und nicht die schöne, goldne Brücke,
Die führt in der Versöhnung Land.
Des Geiers wilder Flug verscheuchte

Die Taube, die den Ölzweig bringt,
Das Kampflied noch die Meute singt,
Die dieses Weltkriegs Grau'n erzeugte.
Wohlan, wir halten weiter Stand,
Uns ruft in dunkler Glockenkammer
Im neuen Jahr der Eisenhammer
Zu neuer Tat für's Vaterland!
Wir woll'n das Heil den Völkern bringen,
Und über Nacht und Not und Tod
Soll doch ein deutsches Morgenrot
Die Welt mit seinem Strahl durchdringen.

Dann steigt ein Völkerfrühling auf,

Wenn wir zum Frieden erst gelangen, Dann soll Geschmeide um uns prangen, Wenn Liebe nahm den Siegeslauf. Dann woll'n wir Gold in Freude schmieden Dann ist mit selger Blütenpracht Der Völkerfrühling neu erwacht,

O neues Jahr, bring' uns den Frieden!

In ähnlicher Weise kann das Goldschmiede - Gewerbe sein technisches Können und seine reichen maschinellen und handwerksmäßigen Hilfsmittel der Heeresarbeit nutzbar machen, durch Reparatur und Herstellung feiner Metallgegenstände, Ausführung von Gieß-, Treib-, Löt-, Schleif-, Polier- und Vollendungs-Arbeiten an optischen und feinmechanischen, auch chirurgischen und medizinischen Gegenständen.

Das Graveurgewerbe richtet sich zum Teil schon selbst auf Heeres - Arbeit ein, wozu es durch die ihm

Hermann Pilz.

wieder gut machen.

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sich wahrscheinlich sofort oder nach erfolgter Einarbeitung im Laufe der Zeit erweitern, wenn uns erst einmal der Bedarf des Heeres in den Gegenständen, die in in den Beschäftigungsbereich unserer Gewerbe fallen, bekannt ist. Die praktische Indienststellung letzterer müßte durch Werkgenossenschaften erfolgen, deren Gründung wir im Bedarfsfalle anregen und betreiben werden. Nur durch solche kann einerseits die leichteste Handhabung erreicht und das Bestmöglichste herausgeholt und andererseits die wirtschaftliche und gewerbliche Selbständigkeit der Gewerbetreibenden geschont und erhalten werden.

Kleine Mühen und Unannehmlichkeiten muß jeder auf sich nehmen, der die großen vermeiden will entgegen seinen Neigungen und Fähigkeiten fern von seinem Betriebe beschäftigt zu werden. Schon beginnt man die Wirkungen des Gesetzes an manchen Stellen zu bemerken. Wir wollen sorgen, daß es unsere Gewerbe nicht unvorbereitet trifft. Die Lage ist ernst, eine Verzögerung und Verzettelung kann nichts nützen, sondern nur Einzelne und die Gesamtheit empfindlich schädigen. Es läßt sich gerade hier Versäumtes und Verfehltes nicht

Nachdem die eingeleiteten Verhandlungen mit den Kriegsämtern Klarheit über den Bedarf des Heeres, soweit er von unseren Fachangehörigen gedeckt werden kann, geschaffen haben, wird ein Fragebogen an jeden von ihnen zum Versand gelangen. Der geschehene Versand wird bekannt gemacht werden, damit Fachgenossen, die den Fragebogen versehentlich nicht erhalten haben, sich nachträglich melden können. Es liegt nicht in unserem Interesse, daß diese Fragebogen sorgfältig

und schnell ausgefüllt und zurückgesandt werden, sondern in dem jener, deren Schutz wir mit der Begründung der Beratungsstelle übernommen haben. Es erübrigen sich deshalb weitere empfehlende Worte. Wir begrüßen bereits bestehende oder in der Gründung begriffene, diesem Zwecke gewidmete werkgenossenschaftliche Organisationen. Wenn sie unsere Hilfe nicht zu gebrauchen glauben, ist es uns angenehm, denn die Last der Arbeit, die wir auf uns genommen haben, wird enorm sein.

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Jenen phlegmatischen Naturen, die glauben die Sache erst an sich herankommen lassen zu können, in der Meinung, daß alle diese Anstrengungen nicht notwendig sein werden, möchten wir heute schon zu bedenken geben, daß es politisch durchaus nicht so aussieht, als könne in Zukunft das Vaterland auf die Dienste auch nur eines Armes und Hirnes verzichten.

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oder: 37 Teile Feingold

9 Teile Feinsilber.

Die mit Kadmium legierten Lote sind allen anderen vorzuziehen, da sie die schwerflüssige Legierung bedeutend leichtflüssiger machen und das Glattfließen fördern. Überschüssiges Lot ist stets sorgfältig zu entfernen. Bei Gegenständen, die mit undurchsichtigem Email überzogen werden sollen, wird der Grund vor dem Emaillieren durch Schaben von allem Sud befreit; das ist namentlich beim Silber sehr gründlich vorzunehmen, da etwa vorhandenes Oxyd die Farbe der Emaille stark beeinflußt. Die Sachen werden vor dem Emaillieren geglüht und nicht abgekocht. Anders müssen die Vorarbeiten für durchsichtige Emaille ausgeführt werden. Bei graviertem oder guillochiertem Grund ist sorgfältigste Entfettung mit Kalilauge oder Weingeist ohne Glühen und Abkochen erforderlich. Die Gegenstände werden vorher mit Pariser Rot tadellos gebürstet. Sehr empfindlich ist im Gegensatz zu dunkeln Farben eine opalisierende, weiße, durchsichtige Emaille auf Silber. Zu erreichen ist sie einwandfrei nur dann, wenn die Arbeit sofort mit dem zweiten oder dritten Feuer glückt. Jedes weitere Passieren nimmt der Emaille ihre Schönheit, macht sie trübe und milchig. Gerade bei weißem durchsichtigem Schmelz spielt die gewissenhafteste Vorbehandlung des Grundes, zusammen mit peinlichster Sauberkeit aller Materialien und Geräte, eine große Rolle. Daß man zum Emaillieren nur destilliertes Wasser benutzen soll, bedarf wohl keiner näheren Erwähnung. Poren, die sich nach dem Abschleifen der Oberfläche in der Emaille zeigen, rühren fast immer von Unreinigkeiten im Wasser oder in der Emaille her. Auch die richtige Feinheit der zerriebenen Masse ist dabei nicht ohne Einfluß. Während einige Flüsse zur Porenbildung Das Sekretariat: neigen, wenn sie zu fein gerieben sind, tun andere dieses bei zu grober Form. Poröse Flächen kann man oft dadurch retten, daß man sie mit Fondant überzieht, dem farblosen Schmelz, den man zum Decken von Malereien benutzt. Fondant will ganz außerordentlich vorsichtig behandelt sein. Absoluter Staubschutz ist dabei die Hauptsache. Niemals soll man ihn in frischgeriebenem Zustande benutzen, sondern erst nachdem man ihn 24 Stunden unter Wasser hat stehen lassen.

Niemand würde indessen froher sein als wir, wenn wir nicht wie wir erwarten in Anspruch genommen werden. Einmal weil es den Frieden bedeuten würde, dann auch, weil wir uns umso intensiver Arbeiten im eigenen Interesse widmen könnten. Was bis dahin geleistet wurde, wird gern getan sein in dem Bewußtsein, den Angehörigen der Gewerbe, denen wir dienen, die Härte des Gesetzes mildernde Vermittler gewesen zu sein. Den zu erwartenden furchtbaren Stoß, der ohne entsprechende Vorsorge jeden Einzelnen treffen kann, wollen wir in viele kleine Stöße abmindern, ohne den Effekt desselben für die Schlagfähigkeit unseres Heeres zu verkleinern, im Gegenteil um ihn zu vergrößern. Wir rechnen auf die freudige Mitarbeit aller Fachgenossen. Leipzig, Talstraße 2.

den 21. Dezember 1916.

Der Vorsitzende:
Wilhelm Diebener.

Otto Fichte.

Fehler bei Emaillierarbeiten und Winke zur ihrer Verhütung. Schwieriger ist es dagegen bei hellen durchsichtigen

(Schluß)

Flüssen. Der Erfolg solcher Lötungen liegt jedoch einzig und allein bei dem betreffenden Lot, wie ja dasselbe bezüglich seiner Zusammensetzung überhaupt nirgends von größerer Wichtigkeit ist als bei Emailmontierungen. Sein Schmelzpunkt muß sehr nahe bei dem des zu lötenden Metalles liegen, es muß glatt- und darf nicht nachfließen. Selten sind unsere gewöhnlichen Gold- und Silberlote für Emailarbeiten brauchbar. Man richte sich deshalb mit dem Lot stets nach dem Schmelzpunkt der betreffenden Emaille. Einige erprobte Lote seien hier angeführt.

Für Silber: 250 Teile Feinsilber
200 Teile Messing

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Ist ein Stück mißlungen und entschließt man sich zum Entfernen des Überzuges mittels Flußsäure, so bedarf das ausgefressene Objekt vor dem Wiederemaillieren einer eingehenden Vorbereitung Da die Säure das Metall in gewissem Grade durchtränkt, ist längeres Auskochen in leichter Kalilauge und, bei gravierten Sachen, tüchtiges Bürsten mit Pariser Rot sowie darauffolgende Entfettung nötig. Ist der Grund glatt, so schabt man ihn am besten frisch auf. Die meisten für Silber bestimmten neueren Arten lichter Emaille wirken am schönsten auf Legierungen von 930 960/1000. Für durchsichtiges Weiß ist jedoch zu große Feinheit der Legierung schädlich, 900930/1000 am geeignetsten.

Ein Kapitel für sich bildet das Vergolden emaillierter Gegenstände. Von jeher war es eine Quelle des Ärgers, und selbst dem geschicktesten Fachmann wird es ab und zu passieren, daß Stücke ausspringen. Schon die einfache.

Tatsache, daß der galvanische Strom beim Durchgang durch die mit Email überzogenen Objekte in diesen beiden engverbundenen Stoffen, dem Metall und dem Schmelz, verschiedene Wirkungen auslöst, weist auf die Grundsätze hin, unter denen das Vergolden zu geschehen hat. Sie seien hier in kurzen Sätzen erläutert: Stark goldhaltiges frisches Bad, nur für Emailzwecke bestimmt. Angesetzt mit Cyankali oder gelbem Blutlaugensalz. Schwacher Strom von kurzer Wirkungsdauer; höchstens 4 Volt stark. Vermeiden von Überschuß an Cyankali. Genügend große, der zu vergoldenden Fläche angepaßte Anode. Temperatur des Bades zwischen 50 und 60° Celsius. Für primitive Verhältnisse und kleinste Stücke bietet auch das Kontaktverfahren mit Zink- oder Aluminiumstiften Erfolg.

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mit wenig Gold möglichst lange auskommen, und die Anfertigung massiver Waren ist zu Ende.

Durch den Goldmangel ist die Fabrikation bei vielen Häusern bedeutend eingeschränkt. Die Fabrikanten von leichter Ware sind immer noch etwas besser daran als die Erzeuger von Ketten und ähnlichen Artikeln, denn man hat sich aus den Schmelzen immer noch ein bißchen Edelmetall verschaffen können, aber eine Anzahl von Kettenfabrikanten kann ihr Personal nicht mehr voll beschäftigen. Es ist sehr schmerzlich, wenn man die Arbeitszeit aus Mangel an Aufträgen einschränken muß, aber noch schmerzlicher, wenn man reichlich vorhandene Aufträge aus Mangel an Gold nicht erledigen kann. Eine Abordnung der Londoner und Birminghamer Fabrikanten -Vereinigungen ist im Handelsministerium und bei der Bank von England vorstellig geworden, aber einen Erfolg hat sie bis jetzt nicht erreicht. Man hofft jedoch, daß die Behörden den ihnen vorgetragenen Klagen Gehör schenken werden, und daß wenigstens etwas in der Sache getan werden wird.

EHRENTAFEL

FÜR DIE IM KAMPFE FÜR DAS DEUTSCHE VATERLAND GEFALLENEN TAPFEREN HELDEN Wilhelm Keinarth, Ritter des Eisernen Kreuzes und Inhaber der Badischen Verdienstmedaille, langjähriger Kaufmann im Hause Gebrüder Ripp, Ringfabrik in Pforzheim, fiel für das Vaterland.

Ernst Schönfeld, Juwelier aus Berlin, starb für das Vaterland im 42. Lebensjahre. Hans Asche, Sohn des Juweliers Eduard Asche in Koburg, erlitt am 28. November den Heldentod.

Gerhard Niessing, Mitinhaber der Firma Gebr. Niessing, Bijouteriefabrik, Vreden i. W. ist auf dem Felde der Ehre gefallen. Heinrich Völkering, Goldarbeiter, und Albert Madronitsch, Fasser, beide im Hause Gebr. Niessing,Bijouteriefabrik, Vredeni.W. fielen auf dem Felde der Ehre.

Den teuren Toten, die ihr Leben für
uns opferten, ein ehrendes Gedenken!

mit ihren Goldschätzen zur Verfügung steht, an diesem Metall empfindlichen Mangel leidet, ebenso wie es mit Lebensmittelnöten zu kämpfen hat, während wir in Rumänien die Getreidevorräte erbeutet haben, die John Bull bereits bezahlt hatte. Tagtäglich so heißt es in dem Bericht wird die strenge Zurückhaltung des Goldes durch die Bank von England für die Schmuckwaren - Industrie fühlbarer und diejenigen, die nicht über etwas Vorrat verfügen können, befinden sich in einer schlimmen Lage mit der Goldversorgung für ihre Werkstätten. Eine ganze Anzahl lebt tatsächlich von den Gekrätzen, das kann aber nicht lange dauern und die Lage wird drohend. Man muß

Die Schuld an diesem Zustande schiebt man den Fabrikanten zu, die so wenig patriotisch gesinnt waren, daß sie im Umlauf befindliche Sovereigns einschmolzen und von der Bank von England Goldstücke gegen Banknoten verlangten. Um diesem Übelstand zu steuern, ist von der Regierung bereits verordnet worden, daß niemand Goldmünzen einschmelzen oder anders als Zahlmittel verwenden darf, und daß Zuwiederhandelnde streng bestraft werden.

Mit diesem Damoklesschwert über ihrem Haupte werden die wenigen Glücklichen, die noch Sovereigns besitzen, es nicht wagen, sie einzuschmelzen. Sie mögen sich eingebildet haben, daß 22 Schilling für einen Sovereign ein billiger Preis ist, aber es hat unter diesen Umständen keinen Zweck, dem Fabrikanten Goldmünzen einzuschicken, damit er daraus Trauringe anfertige. Dagegen sind Sendungen von alten Schmucksachen sehr willkommen. Die Ladengoldschmiede Englands haben jedenfalls noch zahlreiche unverkäufliche Gold-Schmucksachen am Lager, warum verwendet man nicht diese, um der Goldnot abzuhelfen? Wenige von diesen haben jetzt noch mehr als den Schmelzwert. Diese Goldschmiede haben nun Gelegen

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