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Galalith.

Inter dem Titel Ersatzprodukte von Horn, Elfenbein und dergl. brachte die „Deutsche Goldschmiede-Zeitung" in Nr. 35/36 (Jahrgang 1917) einen Artikel, der allgemeine Beachtung fand und Anlaß zu zahlreichen Zuschriften gab. □ Der Umstand, daß derartige Materialien einer weitgehenden Verwendung in unserem Kunstgewerbe fähig sind, erklärt das dafür gezeigte Interesse. Nicht zuletzt tragen aber auch die wachsenden Schwierigkeiten bei der Metallbeschaffung dazu bei, solche Produkte als Metallersat, sowie zur Ausschmückung von kunstgewerblichen Arbeiten zu verwenden, zumal die Erfahrungen, die man schon vor dem Kriege mit diesen Erzeugnissen gesammelt hat, besonders dazu ermutigen.

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Wie nun auf vielen Gebieten die Beschaffung des Rohmaterials heute recht schwierig, zum Teil ganz unmöglich ist, so wird auch die Erzeugung dieser Ersatzstoffe zum Teil durch dasselbe Hindernis beschränkt. Die Auswahl der sehr verschiedenartigen Produkte, wie sie in dem erwähnten Artikel angeführt sind, ist infolge Ausverkaufs der vorhandenen Bestände und Fehlens des Rohmaterials bis auf ein Fabrikat zusammengeschrumpft. Es ist dies die Marke Galalith, deren Verwendung wir in dem ersten Artikel bereits kurz angedeutet finden. Den Interessenten aus unserem Leserkreis sollen die folgenden Ausführungen das Wesentliche darüber vermitteln.

Die Heranziehung von Galalith zur Ausschmückung von leineren Tafelgeräten und Dekorationsgegenständen, sowie zur Anfertigung von Perlen, Messerschalen, Haarschmuck, Brieföffnern, Petschaften, Schirm- und Stockgriffen und mancherlei kunstgewerblichen Gebrauc sgeräten ist nicht neu, und die Erfahrungen, die man damit gemacht hat, regen zur vermehrten Verwendung an. In Bezug auf Stabilität, Härte, dauernde Erhaltung von Farbe, Politur und Aussehen wurden die Erwartungen übertroffen.

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Ein großer Vorzug dieses Materials ist, daß es sich in der Wärme biegen und prägen läßt und nach dem Abkühlen die gegebene Form beibehält. Für das Kunstgewerbe ist Galalith noch besonders wertvoll, weil es sich wie Metall ätzen läßt. Durch seine Widerstandsfähigkeit gegen Fett, Öl, Ather, Benzin und dergl., sowie gegen Feuer und Hitze und seine Isolierfähigkeit wird es zu ausgedehnter Verwendung bestimmt. Es dürfte daher von allgemeinem Interesse sein, näher auf die Art der hierzu erforderlichen Rohstoffe einzugehen.

Aus der Milch gewisser Pflanzenarten gewinnt man schon seit langer Zeit für die Fabrikation plastischer Massen sehr wertvolle Produkte, z. B. den jedermann bekannten Hartgummi. Daß auch die tierische Milch, vor allen Dingen die Kuhmilch, einen ähnlichen überaus wertvollen Körper, das Kasein, in sich birgt, zeigt das vorliegende neue hornartige Produkt. So unglaublich es klingen mag, wird das Kunsthorn Marke Galalith doch tatsächlich gänzlich aus vorher entbutterter Kuhmilch ohne Zusatz fremder Substanzen, nur unter Anwendung eines gewissen Härteverfahrens hergestellt. Die Fabrikationsweise desselben ist in allen Kulturstaaten durch Patente geschützt. Galalith kann überall Verwendung finden, wo Elfenbein, Schildpatt, Korallen, Bernstein, Hartgummi, Horn usw. verarbeitet wird. Es wird in vielen Unifarben, verschiedenen Marmorierungen und anderen Imitationen erzeugt. Die Imitationen von Schildpatt, Bernstein, Korallen sind dem teuren

Naturprodukt so ähnlich, daß z. B. Galalith-Schildpatt selbst chemisch von echtem Schildpatt kaum zu unterscheiden ist. Die Farben sind leuchtend, die Politur ist hochglänzend und dauerhaft, genau wie bei den edlen Naturprodukten. Gegenüber dem Celluloid unterscheidet es sich vorteilhaft dadurch, daß es absolut geruchlos und durchaus nicht feuergefährlich ist.

Das Material wird in Platten von 40X50 cm in der Stärke von 2 mm aufwärts und in Stangen von 75-100 cm Länge von 5 mm Durchmesser aufwärts, außer in schwarz auch in schönem Elfenbeinweiß und in mannigfachen bunten Farben und Marmorierungen geliefert. Etwa nicht vorhandene spezielle Farben kann man sich mit Anilinfarben selbst herstellen.

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In der Verarbeitung ist das Galalith dem Naturhorn sehr ähnlich. Es läßt sich ebenso wie dieses sägen, bohren, drehen, fräsen, nieten, schleifen, polieren, leimen, beizen usw. Beim Ätzen verhält es sich ähnlich wie Metall. Schleifen läßt sich das Material mit denselben Mitteln wie Metall unter Zuhilfenahme von Bimssteinpulver und grauem Tripel, mit Öl zu Brei vermischt. Zum Polieren dienen Barchentscheiben von größerem Durchmesser mit etwa 1500 Umdrehungen. Als Poliermittel hat sich das von der Firma M. Wahl, Obertshausen bei Offenbach a. M. zu beziehende Athos P oder Athos br. D gut bewährt. Das Schleifen und Polieren von Perlen, Kugeln, Walzen usw. erfolgt im Scheuerfaß. Auf 1 kg Ware gibt man zum Schleifen zirka 100-150 g Bimsstein Nr. 10 und 20 g feine Sägespäne in das Faß. Dann kommt die Ware in ein mit Filz ausgeschlagenes Faß zum Vorpolieren. Zu einem kg Ware mischt man vorher zirka 100-120 g grobe Galalith- oder feine Holzsägespäne mit zirka 12-15 g Stearinöl gut durch und gibt dann noch 50 g Polierkreide hinzu. Nachdem das Ganze gut vermengt ist, kommt es mit der Ware in das Faf, welches man zirka 8-10 Stunden rotieren läßt. Das folgende Feinpolieren nimmt noch 1/2-1 Stunde in Anspruch und zwar erfolgt dies in einem andern, ebenfalls mit Filz ausgeschlagenen Faß, das nur mit kleinen Barchentlappen gefüllt ist. Hier erhält die Ware Hochglanz. Das Schleifen und Polieren von Hand geht analog der Metallbearbeitung vor sich. Dem Bearbeiten mit der Feile folgt Abreiben mit zuerst gröberem, später feinerem Sand- oder Schmirgelpapier. Poliert wird mit Barchentlappen und dem Poliermittel Athos P braun. Zum Schluß reibt man mit einem reinen Barchentlappen nach.

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Das Biegen von Stäben geschieht auf folgende Weise: Die Stäbe werden zunächst in passende Längen geschnitten, geschliffen und poliert. Sodann legt man sie zuerst auf zirka 10 Minuten in kaltes Wasser und darauf in heißes Wasser von 80-100° Celsius, oder noch besser in Mineralöl mit derselben Temperatur; darin verbleiben die Stäbe je nach deren Stärke 5-30 Minuten. Nachdem man sie aus der Flüssigkeit genommen hat, werden sie rasch, jedoch nicht zu jäh gebogen und in entsprechende Holz- oder Gipsformen gelegt, worin sie bis zur Abkühlung verbleiben. Nach dem Abkühlen behalten sie die ihnen gegebene Form. Nach einiger Übung geht die Arbeit leicht und schnell vonstatten ohne viel Kosten zu verursachen.

Zum Prägen müssen die Objekte, nachdem sie geschliffen und poliert sind, ebenfalls kurze Zeit in kochendem Wasser angewärmt werden. Die Stanze selbst bleibt kalt. Je nach der Stärke des Prägestückes läßt man den Druck der Presse kurze Zeit stehen. Nach dem Herausnehmen kommen die Objekte kurze Zeit in kalte Luft oder kaltes Wasser.

Zum Beizen oder Färben genügen geringe Mengen Anilinfarbstoffe. Hellere Töne erfordern weniger, dunkle mehr, schwarz bis 5 g Anilin nebst 0,5 g konzentrierte Schwefelsäure auf 1 Liter Wasser. Statt Schwefelsäure kann man in vielen Fällen auch 5 ccm konzentrierte Milchsäure pro 1 Liter Wasser verwenden. Bei heißer Anwendung der Beize verbleiben die Gegenstände, je nach ihrer Dicke 10-30 Minuten im Bade. Alsdann wird die Ware nach dem Herausnehmen gut in Wasser gespült, trocken gerieben und zum Nachtrocknen in einem gut geheizten Raum untergebracht.

Daf Galalith sich beinahe ebenso wie Metall ätzen läßt, wurde schon weiter oben angeführt. Auch zu Einlagen in

Holz oder Metall eignet es sich vortrefflich, ebenso zu Unterlagen für durchbrochene Verzierungen. Durch diese Verwendungsarten ist es für das Kunstgewerbe noch besonders wertvoll. Zum Atzen verwendet man am besten rauchende Schwefelsäure. Die Vorbereitungen, das Decken mit Wachs oder Ceresin und dergl., sind die gleichen wie beim Ätzen von Metall. Beim Einlegen in das Bad müssen die Objekte mit Glas oder Porzellan beschwert werden, da dieselben infolge des hohen spezifischen Gewichts der Säure nicht untersinken. Die Dauer des Ätzens hängt von der Tiefe ab. In 2-3 Stunden geht dieselbe etwa 1 mm tief. Nach Beendigung dieser Operation nimmt man die Waren am besten mit einer Holzzange aus dem Bad und legt sie etwa 1 Stunde in Wasser, das man öfters erneuert. Zuletzt setzt man dem Wasser etwas Salmiakgeist hinzu, um die Säure ganz abzustumpfen. Im Falle die Objekte gebeizt werden sollen, wird dies nach dem Ablösen der Deckschicht vorgenommen. Andernfalls kommen die Waren zum Trocknen 1-2 Tage in einen erwärmten Raum. Das Polieren bildet in diesem Falle den Schluß.

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Seitdem Platin in England im Januar beschlagnahmt wurde, ist der Handel darin für Industriezwecke nur mit Regierungsbewilligung möglich. Seit einigen Monaten ist der Preis fest auf etwa 290 sh. für die Troy - Unze neues Metall, d. i. 50 sh. mehr als im Frühjahr, während Altmetall und Schrott 260 sh. notiert. Obwohl der vorhandene Vorrat beschränkt ist und fast ganz für Regierungsbedarf zurückgehalten wird, reicht er doch so ziemlich aus. Große Mengen werden für Herstellung von Kontakten an Zündern für Aeroplane und Automobile verlangt, sowie für Telephon- und Telegraphenapparate. Für die Schwefelsäureherstellung hat man dagegen einen Ersatz gefunden. Für Juwelier- und zahnärztliche Zwecke ist Platin nicht mehr erhältlich. Das wichtigste Ersatzmittel für diese ist Palladium, dessen Ausnutzung man vor dem Krieg vernachlässigt hat. Im letzten Halbjahr war es stark begehrt, hauptsächlich für Juwelierwaren. Vor etwa einem Jahre war der Preis für Palladium etwa 100 sh. für die Unze, aber der Handel hat sich so schnell entwickelt, daß die heutige Notierung dafür 280 sh. ist. Wichtige Vorkommen davon werden in Kanada ausgebeutet. Kürzlich sind in Alaska Platinfundstätten entdeckt worden und die amerikanischen Behörden tun alles, um sie für die mannigfachen Kriegsbedarfszwecke auszunutzen. Vor kurzem ordneten sie eine Bestandsaufnahme aller Lager an, die gegenwärtig ungefähr 40 000 Unzen ausmachen sollen. Soweit unser Korrespondent in einem neutralen Lande. Von anderer Seite wird hierzu noch berichtet: Die Entdeckung von Platin in Alaska hat die Regierungsstellen zu größter Tätigkeit in der Hoffnung angespornt, genügende Mengen dieses Metalls für den Kriegsbedarf des Verbandes zu finden. Vier Regierungssachverständige sollen die Fundstellen untersuchen und berichten, ob dort Ersatz für den Ausfall der kürzlich außer Betrieb gekommenen Gruben im Ural, der größten Bezugsquelle der Welt, zu finden ist. Die Knappheit an Platin ist so groß, daß der Preis seit Kriegsbeginn von 45 auf 105 Dollar die Unze gestiegen ist. Gebraucht wird es für Kriegszwecke.

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Gold.

Auch in der Goldproduktion nimmt Amerika einen hervor

ragenden Platz ein. Die Weltproduktion an Gold betrug 398507 kg im Jahre 1901. Davon entfallen auf die Vereinigten Staaten 120691 kg, Kanada 36 807 kg, Mexiko 15554 kg, Zentralamerika 1550 kg, Neufundland 66 kg.

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Seit 10. September 1917 besteht ein amerikanisches Ausfuhrverbot für Gold und Silber, wodurch verhindert werden soll, daß die Mittelmächte über neutrale Länder Edelmetall bekommen. Die südafrikanische, seit der Annexion der Burenrepubliken englische, Goldausbeute, weist in den letzten Jahren eine fortgesetzte Steigerung auf; 1911 betrug dieselbe 34986 Millionen Pfund Sterling, 1916 sogar 39485 Millionen Pfund. Im laufenden Jahre hielt sie sich bislang auf der letztjährigen Höhe, die Engländer haben es also verstanden, die Gewinnung von (old voll aufrecht zu halten im Gegensatz zu derjenigen von Silber und Diamanten.

Von der russischen Goldgewinnung verlautet folgendes: Die Kommission der russischen Unterstaatssekretäre hat einen Gesetzvorschlag des Handelsministeriums genehmigt, der eine Anzahl Beschränkungen, welche bisher für die Goldproduktion Rußlands bestanden, beseitigen soll. Insbesondere soll die Verpflichtung der Ablieferung des gewonnenen Goldes an den Piskus in Wegfall kommen. Die größere Bewegungsfreiheit soll hergestellt werden, um die Goldindustrie zu verstärkter Produktion anzuregen. Die Goldproduktion Rußlands folgt in der Reihenfolge der Goldgewinnungsländer hinter Transvaal, den Vereinigten Staaten und Australien. Sie stellte sich 1915 auf 122, Millionen Mark gleich 6,1% der Weltproduktion. Mit einem Kapital von 20 Millionen Rubel wurde eine Gesellschaft gegründet, die sich zur Aufgabe stellt, Goldund Kupferbergwerke im Altaigebiet zu erschließen. Der Altai (chinesisch Kin-schau, d. h. Goldberg) ist wegen seines außerordentlichen Mineralreichtums bekannt. Die Zahl der dortigen Erzlagerstätten beläuft sich auf einige Tausend; sie liefern Eisen, Blei, Kupfer, Silber und Gold. Das Altaigebirge bildet die russisch-chinesische Grenze im östlichen Hochasien. Außerdem beherrscht Rußland zur Gewinnung von Edelmetallen ein weit näher, auf der russisch-sibirischen Grenze gelegenes Gebirge, den Ural, dessen Ausbeute natürlich in erster Linie gesteigert werden soll, und eine Gruppe englisch-amerikanischer Kapitalisten will dort eine Reihe von Bergwerken erwerben. Der Ural ist in unseren Fachkreisen bekannt durch das Vorkommen von Smaragden, Beryllen, Turmalinen und Diamanten, auch findet man Malachit, Jaspis und Bernstein. Weit wichtiger ist jedoch der Metallreichtum. Eisen-, Blei-, Kupfer- und Silbererze werden in großen Mengen gefördert und die Goldgruben, sowie Goldwäschereien lieferten seit dem 18. Jahrhundert große Erträge, so 1898 bereits 612 Pud, (1 Pud 16,38 kg). Großes Interesse beanspruchte früher auch die Ausbeute an Platin im Ural, von dem 1876 noch 1562 kg gefunden wurden; seitdem hat die Ausbeute abgenommen und 1898 waren es nur noch 376 kg.

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Wie steht es demgegenüber mit Deutschland? Die Goldgewinnung der ganzen Erde erreichte in den Jahren 1870-1888 jährlich, Milliarde Mark, stieg bis 1897 auf 1 Milliarde und bis 1906 auf 1,7 Milliarde jährlich. Prozentual ausgedrückt verteilte sich die Weltproduktion in Gold bisher wie folgt: England 61, Vereinigte Staaten 21, Rußland 6 Prozent. Deutschland konnte aus eigenen Quellen zu dieser gewaltigen Goldsumme nur 300000 Mark jährlich beisteuern, und aus ausländischen Erzen gewann es jährlich 14 Millionen Mark. Somit mußten wir das Gold sozusagen ganz aus dem Ausland beziehen und waren damit von England, das den Weltmarkt beherrscht, abhängig. Nach dem Kriege werden wir kaum mit den früheren Goldbezügen aus dem feindlichen Auslande rechnen dürfen, und die eigenen Goldfundstätten werden wieder zu Ehren kommen müssen. In Mitteldeutschland liegen Golderze in der Erde, die sich an Gehalt mit mancher afrikanischen Grube messen können, aber seit dem dreißigjährigen Kriege stilliegen. Im Fichtelgebirge, z. B. bei Goldkronach, wo einst die „Walen" Gold schürften, und noch an mancher anderen Fundstätte, ruht die Ausbeute in Deutschland ebenfalls jahrzehnte- oder jahrhundertelang, weil sie gegenüber der Auslands

Konkurrenz nicht mehr lohnend genug erschien. Aus demselben Grunde wurde die Goldwäscherei in unseren goldführenden Flüssen vernachlässigt. War es aber den hauptsächlich aus den Kruppschen Grusonwerken hervorgegangenen verbesserten technischen Einrichtungen zur Goldgewinnung möglich, die englische Goldproduktion dermaßen zu fördern, wie es tatsächlich geschehen ist, so ist zu hoffen, daß unsere moderne Bergbauund Maschinentechnik, sowie Chemie und Elektrotechnik unsere Goldfundstätten zu neuem Leben erwecken und uns in diesem Edelmetall möglichst unabhängig vom Ausland machen werden. Ein gutes Beispiel bietet die Wiederaufnahme des Goldbergbaues in Böhmen. Nachdem der alte Goldbergbau in Rondny in Böhmen mit Erfolg wieder aufgenommen ist, sind auch von andern Unternehmern Aufschlußarbeiten unternommen worden; darunter befindet sich die Bergdirektion Przibram, der jetzt in den Gemeinden Brezi und Onjezdek bei Pilsen von der Berghauptmannschaft Prag mehrere Grubenfelder verliehen wurden. Im Jahre 1914 wurden in Österreich nach der Statistik des Bergbaues in Österreich für das Jahr 1914 246,36 kg Gold im Werte von 808 356 Kr. gewonnen; hiervon entfielen auf Böhmen allein 231,50 kg im Werte von 750630 Kr.

Wie beurteilen wir

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die neueste Verkehrsverteuerung? Unse nsere Beurteilung ist eine Verurteilung und das wird wohl im ganzen Deutschen Reiche so sein. Zwar ist ohne weiteres zuzugeben, daß heute in der Edelmetallbranche nicht mehr so viel gereist wird, wie in der schönen Friedenszeit, wo die mit Schmuckwaren gefüllten Koffer im In- und Ausland auf den Gleisen lagen. Aber ausgestorben ist der Reiseverkehr noch nicht und Verkäufer wie Einkäufer versehen ihre Tätigkeit doch, wenn auch in beschränktem Maße. Sie werden von der Maßnahme schwer betroffen, mögen es nun Grossisten sein, die den Detaillisten aufsuchen oder umgekehrt, oder mag der Reiseverkehr zwischen Fabrikanten und Grossisten stattfinden. Geschäftliche Reisen sind in jeder Branche hin und wieder noch notwendig und sie in so außerordentlich hoher Weise zu belasten, ist tatsächlich ein Eingriff in das Erwerbsleben, gegen den jeder Kaufmann und Gewerbetreibende, welcher Branche er auch immer angehören mag, Verwahrung einlegen muß. In Frage kommen drei Maßnahmen.

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1. Eine Verteuerung des Eil- und Schnellzugsverkehrs um 100% durch die Lösung der vorgesehenen Ergänzungskarten. Die Zuschläge auf das Fahrgeld beginnen mit 3 Mk. und steigen staffelförmig. Bei einem Fahrgeld von 25-35 Mk. beträgt der Zuschlag schon 30 Mk., bei einem Fahrgeld von 35-45 Mk. aber 40 Mk, usw. Das ist eine so erhebliche Belastung, daß der Handel, das Gewerbe, soweit sie noch reisen lassen müssen, mit Opfern bedacht werden, die man ihnen in der Zeit der schweren Kriegsnot, wo jeder Geschäftsmann sehen muß, wie er sich über Wasser hält, nicht zumuten sollte. Was man erreichen will, wird man zudem gar nicht erreichen können, denn wer reisen muß, wird auch weiter reisen, wenn ihm auch die Erhöhung des Fahrgeldes zunächst einen heiligen Schrecken einjagen wird. Wer geschäftlich reist, muß aber auch Eil- und Schnellzüge bei größeren Entfernungen benutzen, wenn er nicht stundenlang auf der Bahn liegen will, denn Zeit ist Geld. Das Sprichwort gilt heute mehr denn je. Eine Fahrt von Pforzheim nach Leipzig kostete bisher II. Klasse 27 Mk. 40 Pf., III. Klasse 17 Mk. 60 Pf., jetzt kostet sie in II. Klasse 57 Mk. 40 Pf., in III. Klasse 37 Mk. 60 Pf. Mit solchen Aufschlägen hat man unseres Erachtens über das Ziel geschossen. Aber auch der Nahverkehr in Personenzügen soll beschränkt werden. Es sollen für Personenzüge nur eine bestimmte Anzahl Fahrkarten ausgegeben werden. Wer also nicht zu den Glücklichen gehört, die eine solche erwischen, muß zurückbleiben und wenn es sich um eine noch so dringliche Geschäftsreise handelt. Will der Geschäftsmann Eil- oder Schnellzug benutzen, so muß er große Opfer bringen, will er den Personenzug benutzen, so läuft er Gefahr, keine

Fahrkarte zu erhalten und so pendelt er zwischen Scylla und Charybdis. Eine ebenso unglückliche Maßnahme ist die Beschränkung des Reisegepäcks. Man kann jetzt sein Reisegepäck nicht als Frachtgut senden, wenn man keine Verzögerungen, Verschleppungen vertragen kann. Nun darf aber das Personengepäck nicht mehr als 50 Kilo wiegen und das ist zu niedrig gegriffen, soweit der Handels- und Gewerbeverkehr in Frage kommt. Hier müßte wenigstens das Doppelte zugelassen sein. Auch die Bijouteriereisenden führen sehr häufig mehr als 50 Kilo Passagiergut mit sich. Die Möglichkeit, es als Eilgut zu befördern, ist jetzt auch stark beeinträchtigt. Die Maßnahmen sollen vorübergehend sein. Wir erwarten, daß sie auf keinen Fall den 1. April 1918 überdauern, denn dann tritt ja ohnehin schon die angenommene bedeutende Erhöhung der Fahrpreise ein. Wir wissen wohl, daß die deutschen Eisenbahnen in diesem Kriege Großes geleistet haben und daß sie an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind. Einschränkungen mögen also wohl am Platze sein. Darunter darf aber vor allem nicht Handel und Gewerbe leiden. Für sie müßte eine Ausnahme gemacht werden, damit sie nicht noch mehr leiden, als sie schon unter der Ungunst der Verhältnisse gelitten haben. Hinsichtlich der Musterkoffer soll der Minister für die Eisenbahn in Preußen bereits sich zu Ausnahmen bereit erklärt haben.

Zur Reformations-Jubiläums-
Ausstellung in Stuttgart.
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'um Gedenken an den 31. Oktober 1517, an dem Dr. Martin

anschlug, veranstaltet das Stuttgarter Landesgewerbemuseum eine Jubiläumsausstellung. Der rührigen Leitung Direktor Dr. Gustav Pazaureks gelang es, eine Reihe von historischen Merkwürdigkeiten in bezug auf dieses Ereignis zur Schau zu stellen. Viele Holzschnitte, schon aus der Zeit der Frührenaissance, erläutern den Gedanken der Reformation oder geben Porträts von Luther. Desgleichen veranschaulichen viele Kupferstiche, darunter auch Jubiläumsstiche aus früheren Jahrhunderten, den Zeitgeist. Sehr reichhaltig und übersichtlich geordnet ist sodann eine Sammlung von Münzen, teilweise aus dem Münzkabinett in Stuttgart, aus dem Museum in Ulm oder aus Privatsammlungen. Unter den Jubiläumsmünzen befinden sich, zumal unter jenen von 1717, prächtige Stücke von heraldischer Strenge. Von den übrigen kunstgewerblichen Gegenständen, welche sich mit dem Reformationsgedanken auseinandersetzen, seien ein Reformationsservice und eine Weegwood-Kamee hervorgehoben.

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Hervorragendes Interesse erweckt das Lutherglas aus der Stadtbibliothek zu Nürnberg, das Dr. M. Luther seinem Freunde Justus Jonas mit folgender Widmung schenkte: „Dem alten Dr. Jonas bringt Dr. Luther ein schön Glas. Das lehrt sie alle beede fein, daß sie zerbrechliche Gläser sein."

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An neuzeitlichen Arbeiten bringt der vom Landesgewerbemuseum veranstaltete Wettbewerb eine Auslese kunstgewerblicher Schöpfungen aus verschiedenen Zweigen der angewandten Kunst. Auch die Plastik ist vertreten. Zwei mächtige Statuen von Brüllmann (Stuttgart) zieren den Treppenaufgang.

Der Wettbewerb erheischt für uns besonderes Interesse, da der größte Teil der Einsendungen aus Medaillen, Schmuck und getriebenen Plaketten besteht. Die Veranstalter des Preisausschreibens haben vielleicht eine größere Anzahl von Einsendungen erwartet. Sicher hat aber auch hier der Krieg seinen Einfluß geäußert. Durch weniger und größere Preise wäre wohl auch ein größerer Anreiz erzielt worden. Immerhin kann man vom künstlerischen Standpunkt aus mit dem Ergebnis des Wettbewerbs recht zufrieden sein.

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Mit einem ersten Preis wurde der Bildhauer Ludwig Gies (München) für einige tief empfundene Medaillen ausgezeichnet. Der Inhalt dieser Arbeiten bringt im wesentlichen die entflammende Wirkung der neuen Lehre zum Ausdruck. Die Darstellungen selbst sprechen sich in klarer, leicht fafilicher

vornehmer Form aus. Gies erscheint auch hier wieder als ein Meister der Raumverteilung. Einen weiteren ersten Preis erhielt W. von Eiff (Göppingen) für eine sehr interessante Glasschnittarbeit, die schon technisch ein bedeutendes Können erforderte. Einen zweiten Preis sicherte sich Eugen Göttlich (München) mit einer sehr kraftvoll modellierten Porträtmedaille Luthers. Die markigen Züge des Religionsstifters sind in sprechender Weise und gehaltvoller Stilisierung festgehalten. Heinrich Sattler (München) errang einen zweiten Preis für einen teppichartigen Wandbehang mit Darstellungen aus der Reformationszeit. Die dritten Preise fielen wieder mehr in unser Gebiet. Eugen Erhardt (Pforzheim-Ettlingen) sandte eine Medaille, deren Vorderseite einen ausdrucksvollen Lutherkopf und deren Rückseite eine sinnige Aktfigur mit Schwert aufweist. Die Arbeit äußert künstlerisches Feingefühl und tüchtiges Können. Der zweite dritte Preis fiel an Hans Stangl (München). Auch hier ist auf der Vorderseite der Medaille Luther in kräftiger Auffassung wiedergegeben, während die Rückseite den Kampf der neuen Idee gegen ihre Widersacher sinnfällig zum Ausdruck bringt. Auch hier handelt es sich um eine sehr ansprechende künstlerische Leistung. Sehr vortreffliche Arbeiten stellen die Porträts von Prof. Roemer (München) dar. Eine große Anzahl von Einsendungen stammt von Friedrich und Berthold Bohlinger (Pforzheim). Während die einfachen symbolischen Lösungen der Rückseiten guten Geschmack verraten, weisen die reicheren Luthermedaillen eine neue fortschrittliche Entwicklung der Künstler auf. In diesen Einsendungen ist viel geistiger Inhalt niedergelegt, der sich nicht selten zu einem schönen, künstlerischen Ausdruck verdichtet hat.

Es ist für die Zukunft der deutschen Medaille höchst erfreulich, daß sich unter dem jüngeren künstlerischen Nachwuchs ein starker Auftrieb kundtut und daß jede einzelne junge Kraft für sich eigene Wege geht, wie wir dies im vorliegenden Fall bei Göttlich, Ehrhardt, den beiden Bohlinger und Stangl beobachten können. Auch aus diesem Grunde ist die Veranstaltung des Wettbewerbes sehr zu begrüßen. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß die Künstlerschaft bald wieder Gelegenheit haben möge, ihr Können zu beweisen. Anlässe hierzu bietet die Gegenwart genug.

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An anderen Einsendungen liegen noch vor gut gelöste Broschen mit Email von Emma Werther (Dresden), die eine lobende Erwähnung erhielten, ferner Entwürfe von Julius Nitsche (München), die gleichfalls belobt wurden. Ebenso eine belobte Arbeit von Eiff (Göppingen). Frits Best (Kronberg) sandte ein flott modelliertes naturalistisches Bildnis. Weiterhin ist zu nennen: Bischof (Erlangen), A. Hagenmeier (Pforzheim), dessen Glaubensmedaille wohl die bessere seiner Arbeiten ist, und Karl Wohlfarth (Geislingen) mit zwei etwas süßlich getriebenen großen Plaketten.

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Sonst wären noch zwei Mosaiken von Basseches-Burgwart (Dessau) und eine Reihe von Medaillen von B. H. Maier (Pforzheim) zu erwähnen.

Der allgemeine Überblick über die Reformations-JubiläumsAusstellung besagt, daß diese, obgleich sie nicht in pompösem Rahmen auftritt, dennoch eine gute Illustration der Geschehnisse vor 400 Jahren abgibt und besonders durch den Einbezug mancher historischer Merkwürdigkeiten und durch die Veranstaltung des Wettbewerbs zur Vertiefung der Erinnerung an die große Reformationszeit beigetragen hat. Prof. L. S.

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Amsterdamer Diamant-Marktbericht. Von unserem Amsterdamer Spezial-Berichterstatter. Amsterdam, den 22. Oktober 1917.

Durch die letzte Maßregel Englands, keine Telegramme mehr durchzulassen, kann es einige Wochen dauern, bevor wieder Ware aus England kommt. Die Nachfrage bleibt jedoch sehr groß und noch immer ist ein Mangel an kleiner Ware auf dem Markt. Für die kleine Ware wird schon 25 Schilling Gewinn per Karat geboten, und da die großßen Fabrikanten alles selbst brauchen, ist es für die kleinen sehr schwierig, Ware zu bekommen. In geschliffenen Diamanten war es die letzte Woche sehr lebhaft. Die kleine Ware kann man sofort verkaufen, auch wohlfeile Meléware ist gut abzusetzen. Für grobe Ware bleibt die Marktlage schwierig, da die Preise so außerordentlich hoch sind, daß es jetzt billiger ist, dieselbe in Amerika selbst machen zu lassen. Im Handel mit geschliffener Ware macht es sich jetzt auch sehr bemerkbar, daß keine Telegramme mehr ankommen; allgemein wird auf Nachrichten gewartet und die Einkäufer sind zu ängstlich, ohne Bericht einzukaufen. Man wünscht dringend, daß bald wieder die Möglichkeit vorhanden wäre, Depeschen zu schicken. (Dieser neueste Übergriff Englands gegen eine der von ihm „beschütten“ kleinen Nationen wird bekanntlich trotz der Loyalitätserklärung der holländischen Regierung fortgesetzt. Die Schriftl.) Die Zahl der Arbeitslosen war in der letzten Woche nur 2716; das ist die niedrigste Ziffer während des Krieges.

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Kunstgewerbliche Rundschau Reformations-Jubiläums-Medaille. Unter den vielen aus Anlaß der 400jährigen Reformationsfeier herausgegebenen Erinnerungsmedaillen fällt ganz besonders die von dem Bildhauer Ernst Behr modellierte und von der Awes-Münze, Berlin, herausgegebene, 75 mm große Gedächtnismedaille auf. Sie gehört mit zu den schönsten Stücken, die von den deutschen Kunstpräge - Anstalten zu diesem Jubeltag der evangelischen Christenheit geschlagen worden sind. Der Zeit entsprechend in Kriegsmetall ausgeführt und im Altsilberton gehalten, zeigt die Vorderseite, im Stile jener Zeit gehalten, den charaktervollen Kopf Martin Luthers, umrahmt von dem Trutgliedspruch der Protestanten: „Ein feste Burg ist unser Gott." Unter dem Wappenschild mit dem Geburts- und Sterbetage 1485-1546 ist auf einem Band der Name Martin Luther gesetzt. Links und rechts sind im gotischen Maßwerk die Wartburg (1521) und die Schloßkirche zu Wittenberg (1517) dargestellt. Die Rückseite zeigt im gotischen Dreipaß das Wappen der Reformation, sowie auf Schrifträndern die drei bedeutendsten Taten der Reformation: Wittenberg 1517, Worms 1521 und Augsburg 1530. Datum und Jahreszahlen des Reformationsfestes und der diesjährigen Erinnerungsfeier 31. Oktober 1517-1917 fügen sich in die Gesamt-Komposition hervorragend ein. Die Medaillen selbst sind nur in einer beschränkten Anzahl hergestellt und werden von der Awes-Münze abgegeben. Das Stück schließt sich den aus dieser Kunstprägeanstalt aus besonderen Anlässen herausgegebenen Erzeugnissen der Medaillenkunst würdig an.

Eiserne Kunst. Als Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Berliner Kunstgewerbemuseums hat Dr. Hermann Schmitz ein umfangreiches Werk unter dem Titel „Berliner Eisenkunstguß herausgegeben, das auf zahlreichen Lichtdrucktafeln die im vorigen Jahrhundert erreichte Blüte der eisernen Kunst vorführt. Schluß der Kunstausstellung im Glaspalast in München. Nach mehrmonatiger Dauer ging jetzt die Kunstausstellung zu Ende. Der Besuch, der den ganzen Sommer hindurch sehr befriedigend gewesen war, steigerte sich in der Schlußwoche noch bedeutend und am letzten Tage betrug die Zahl der Besucher weit über 2000, eine Ziffer, die diesmal öfter erreicht wurde. Schwerer als die große Besucherzahl wiegen die Verkäufe. Sie stellen einen Rekord dar, der die Einnahmen der früheren günstigsten Jahre weit überflügelt. Dieses Jahr sind 1147 500 Mark an Verkäufen zu buchen. Da noch über manche Kunstwerke. Verhandlungen schweben, wird diese Summe voraussichtlich eine Aufrundung erfahren. An den stattlichen Einnahmen haben neben den Künstlern auch unsere Kunstgewerbler und Goldschmiede Anteil, nach deren gediegenen Erzeugnissen eine lebhafte Nachfrage sich kundgab.

Allgemeine Rundschau

Aus dem Bericht über die Tätigkeit der Handelskammer zu Hanau vom 11. Mai bis 30. September 1917, erstattet in der Plenarsitzung am 17. Oktober 1917 von Syndikus Dr. phil. Grambow, entnehmen wir: Im Interesse der Hanauer Edelmetallindustrie richtete die Handelskammer an den Herrn Minister für Handel und Gewerbe eine Eingabe wegen Rücksichtnahme auf die Eigenart dieser Industrie, auf ihre Bedeutung im Kriege und ihr Fortbestehen nach Friedensschluß. Für Zwecke des Außenhandels wurde die Handelskammer um Ausstellung von Bescheinigungen in 55 Fällen in Anspruch genommen, und daneben übte sie fortdauernd die ihr übertragene Kontrolle über Ein- und Ausgang von Edelsteinen, halbfertigen Schmuckwaren und dergl. aus, eine Einrichtung, welche dem Hanauer Edelmetall- und Edelsteingewerbe in namhaftem Umfange die Aufrechterhaltung der Auslandsbeziehungen während des Krieges erleichtert. Eine beträchtliche Arbeit stellte die Ermittlung der Forderungen an die Abnehmer im feindlichen Ausland dar, welche die Handelskammer im Auftrage der Reichsregierung für ihren Bezirk auszuführen hatte; ihr Bericht umfaßt rund 4 Millionen Mark Forderungen von 124 Firmen bzw. Einzelpersonen. Über die Leipziger HerbstMustermesse wurden die beteiligten Kreise durch Veröffentlichungen wie durch Einzelberatung seitens der Handelskammer informiert. Sie kann vermöge ihres Anschlusses an die „Ständige Ausstellungskommission der deutschen Industrie" auch über die verschiedenen ausländischen Ausstellungen und Messen Auskunft erteilen, insbesondere auch über solche, welche in Gegnerschaft zu deutschen Handelsbestrebungen unternommen werden. In Fragen der Übergangswirtschaft, über welche ein in der vorigen Plenarsitzung erstattetes Referat veröffentlicht worden ist, hat die Handelskammer vorderhand nur beschränkt tätig sein können. Sie hat vorläufig Ermittlungen über Exportmöglichkeiten in der Edelmetallindustrie angestellt und sich über Gewährung von Beihilfen zum Besuche gewerblicher Fachschulen und über die Wiedereinstellung der zurückkehrenden Kriegsteilnehmer geäußert. Es bleibt aber dringend zu wûnschen, daß, sobald die amtlichen Organe des Reichskommissars für Übergangswirtschaft bzw. des neuen Reichswirtschaftsamtes auf diesem Gebiet ihre positive Tätigkeit aufnehmen, in weitgehendem Maße von der Mitarbeit der Handelskammern Gebrauch gemacht werde.

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Diamantschleiferei in England. In Brighton, England, wurde für Kriegsbeschädigte, und zwar zunächst solche, die ein Bein verloren haben, eine technische Übungsklasse in Diamantschneiden und -polieren auf Anregung des Diamantenhändlers Bernard Oppenheimer eröffnet. Er berichtet darüber selber einer englischen Zeitung: 90 Prozent der Rohdiamanten kommen aus den britischen Kolonien und wurden in Belgien, Holland und Deutschland verarbeitet, allein in

Deutschland von zirka 2000 Personen; und diese Industrie will Großbritannien an sich reißen. Das Gewerbe sei nicht schwer zu erlernen, nach 2 bis 3 Monaten könne ein Arbeiter schon 2-3 in der Woche verdienen; es eigne sich besonders für Beinbeschädigte, später will man vielleicht auch Einäugige darin unterweisen. Die größte Diamantgrubenfirma, die De Beers Co., hat 2000 für die neue Schule gestiftet, Oppenheimer selbst und seine Freunde 20000 dazu aufgebracht. Ende des Jahres hofft man schon mindestens 200 ausgelernte Diamantschleifer zu haben. Der Vorsteher der kommunalen technischen Schule in Brighton, Dr. Beckit Burnie, hat mitgeholfen und durch den Eccentric Club den Leuten Unterkunft und Verpflegung beschafft; sie sind aus dem Lazarett von Roehampton ausgewählt worden. Der britische Pensionsminister Hodge war von einem Besuch der Schule sehr befriedigt. Nach beendeter Ausbildung sind die Leute keineswegs gebunden, sondern können, welchen Beruf sie wollen, ergreifen, zeigen aber großes Interesse, in der Diamantschleiferei zu arbeiten. Schon nach 2 bis 3 Tagen waren sie geschickt genug, statt wie anfangs Steinchen, nun Diamanten als Übungsmaterial zu benutzen. Für die erste Fabrik, welche gegen 350 Mann beschäftigen soll, hat Oppenheimer schon ein Grundstück angekauft. Übrigens sind, wie er bemerkte, seit Kriegsbeginn viele kleine Werkstätten für Diamanten in London von Belgiern eröffnet worden. Obige interessante Mitteilungen erhielten wir von unserem Korrespondenten in Kopenhagen. Der darin genannte, mehr berüchtigte als berühmte Großunternehmer dürfte den Mund viel zu voll genommen haben und mit dem „Ansichreißen“ der deutschen Diamantindustrie hat es für ihn und sein Adoptiv - Vaterland noch gute Wege. Die belgischen Diamantschleifer aber haben den Engländern schon einmal die Türe gewiesen, wie wir vor kurzem berichten konnten und sie werden wissen, wohin sie gehören, sobald Antwerpen seiner Bestimmung zurückgegeben ist, was ganz gewiß nicht nach dem Plan der Engländer geschieht, ebensowenig wie sie die deutschen Diamantfelder in Südwestafrika behalten werden, deren Schicksal auf den europäischen Schlachtfeldern entschieden wird.

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4045. Wer fertigt hohle, gedrückte, leichte Trauringe in 8 kar. Gold an? R. N. in D. 4046. Wer bohrt Rundperlen 0,5 bis 1 gräner für Schnüre? E. S. in M.

4047. Auf welche Weise kann ich, als mit Werkstatt-Arbeiten nicht vertraute Frau, mit Sicherheit feststellen, ob ein Gegenstand Alpakka versilbert oder echt Silber ist? Die Feil- und Stichelprobe läßt mich im Unklaren. Kann man bei Gegenständen ohne Stempel auch ohne Schmelz- und Scheideprobe den Silbergehalt (750, 800 od. 900 etc.) feststellen? Wodurch? B. K. in L.

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