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Käufer Gefahr läuft, den Kunden zu verlieren. Wenn der Vorschrift des § 9 entsprechend dem Käufer die Steuersumme bei jedem Kaufe in der Rechnung besonders vorgeführt werden muß, wird mancher Abschluß nicht zu Stande kommen, weil der Käufer abgeschreckt wird durch die Höhe des Steuerbetrages. Es muß deshalb auch gestattet werden, die Luxussteuer dem Käufer gesondert in Rechnung zu stellen. Diese Notwendigkeit ergibt sich besonders aus der Erwägung, daß bei den nach Zeichnung anzufertigenden Aufträgen selbst bei vorsichtigster Berechnung Fälle eintreten können, in denen die Berechnung nicht stimmt und nachher statt eines Nutzens sich ergibt, daß der vereinbarte Betrag für die Fertigstellung der Arbeit vollständig verbraucht oder gar noch ein Fehlbetrag entstanden ist. In diesen Fällen müßte dann der Hersteller die Luxussteuer noch aus seiner Tasche bezahlen, den Betrag also als Verlust verbuchen. Daß solche Fälle nicht selten bei größeren Aufträgen vorkommen, kann jedes kunstgewerbliche Geschäft bestätigen, zumal erfahrungsgemäß bei Abgabe der Angebote infolge der Konkurrenz immer möglichst niedrig gerechnet werden muß, um den Auftrag zu erhalten.

Zu § 8. Es ist nicht zu erkennen, inwieweit die Vorschrift der Führung eines Lager- und Steuerbuches eine Gewähr gegen Steuerhinterziehung bieten soll. Perlen, Edelsteine, sowie aus solchen hergestellte fertige Waren, können nicht so genau bezeichnet werden, daß ihre jederzeitige Erkennung gewährleistet wäre. Angenommen ein Juwelier kauft von einem Reisenden 20 Edelsteine Brillanten, der eine sieht aus wie der andere, nur dem durchaus kundigen Fachmann werden die dem Laienauge verborgenen Unterschiede erkennbar. Ohne Mühe und Gefahr der Entdeckung kann jeder der Steine ohne den Steuerbetrag angesetzt werden, um die Verkäuflichkeit zu erleichtern.

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Zu §§ 19 und 26. Die Vorschrift, daß der Nachweis der Händlereigenschaft auf Verlangen des Veräußerers durch eine stempelfrei auszustellende ortsbehördliche Bescheinigung zu führen ist, bzw. die Möglichkeit, daß der Veräußerer von dem Verlangen eines Nachweises dann absehen kann, wenn ihm der Erwerber und sein Gewerbebetrieb bekannt sind, bietet keine ausreichende Sicherheit gegen die Schleichhändler. Obschon durch § 14 der Reichsgewerbeordnung die Anmeldung eines selbständigen Betriebes eines stehenden Gewerbes vorgeschrieben ist, verstehen es dennoch eine große Anzahl Händler, sich der Gewerbesteuer zu entziehen, zumal eine Veranlagung zur Gewerbesteuer nur dann erfolgt, wenn das Betriebskapital mindestens 2000 Mk. beträgt. Ebenso werden sie sich der Luxussteuer entziehen. In allen Fällen, in denen das Betriebskapital weniger ist, scheiden diese Leute aus jeglicher Kontrolle aus, zumal die Gemeindebehörden auf die Erfassung kleinerer Steuerbeträge erfahrungsgemäß auch wenig Gewicht legen, weil der Erfolg der Steuer in keinem Verhältnis zu der Arbeit steht.

Wenn nun ein Schleichhändler die ihm nach § 15 der Reichsgewerbeordnung erteilte Bescheinigung bei Bestellung seiner Waren seinem Lieferanten vorlegt, so sind beide hinreichend gedeckt. Der Schleichhändler bleibt bei seinem Warenbezuge luxussteuerfrei, und es ist keinerlei Gewähr dafür geboten, daß er die Steuer von seiner Kundschaft erhebt. Seine Buchführung ist unkontrollierbar, er ist heute hier und morgen dort, wechselt je nach dem Bedürfnis seiner Sicherheit seine Wohnung beliebig oft und ist so nie zu fassen.

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Ob der den Gemeinden durch § 26 zugebilligte Anteil von 10% des Steuerbetrages sie zu einer ausreichend scharfen Kontrolle veranlassen wird, erscheint zum mindesten zweifelhaft. Zu § 21. Die Prüfungsvorschriften sind so kleinlich bzw. rigoros, daß sie eine scharfe Erbitterung hervorrufen müssen. Man denke sich nur den Fall: Ein Beamter der Steuerverwaltung betritt den Laden eines besseren Juweliergeschäftes, in welchem gerade Damenkundschaft mit der Auswahl von Schmuckstücken beschäftigt ist und verlangt nun vom Geschäftsinhaber die Vorlagen der Bücher, Rechnungen, Briefe usw. Es hat nicht jeder Geschäftsinhaber außer seinem Laden

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Aus Künstlerkreisen wird zur Luxussteuer geschrieben. Die Luxussteuervorschläge des Reichstages haben die Künstlerkreise lebhaft erregt, die Kunst kann nicht anders, als eben auch nach Brot gehen und findet mit Recht in den Reichstagsvorschlägen eine Bedrohung in dieser Richtung. Nun wird uns mitgeteilt, daß die Erledigung dieser Angelegenheit noch im weiten Felde steht. Die Reichsleitung hat dem Bundesrat, über den zunächst der Weg gehen muß, noch keinen Vorschlag unterbreiten können, da ja noch nicht einmal die Vorbesprechungen durchgeführt werden konnten. Der Vorschlag müßte dann erst den Bundesstaaten zur Prüfung und Stellungnahme zugeleitet werden, ehe er zur Gesetzvorlage werden könnte. Es wird uns versichert, daß die bayerische Staatsregierung die Kunst in Bayern, vor allem in München, mit allen Mitteln vor Nachteilen, Beeinträchtigungen und Schädigungen bewahren werde, wenn die Angelegenheit an sie herankommt.

Der Creditoren-Verein für die Gold-, Silberwaren und Uhren-Industrie, Geschäftsstelle Hanau, hat an den Herrn Königlichen Staatsminister, Minister für Handel und Gewerbe, in Berlin, folgende Eingabe gerichtet:

Der Eingabe der hiesigen Handelskammer vom 2. ds. Mts. wegen der im Reichstage beantragten Luxussteuer, schließen wir uns unsererseits mit der dringenden Bitte um wohlgeneigte Berücksichtigung an. Gleichzeitig gestatten wir uns, Eure Exzellenz noch auf eine besondere Gefahr aufmerksam zu machen, welche der deutschen Edelmetallindustrie von der geplanten Besteuerung droht. Während bisher Ausländer, welche Kurorte, Großstädte und andere Fremdenplätze in Deutschland besuchten, für jährlich hunderttausende Mark Schmucksachen und andere Edelmetallwaren in Deutschland kauften, werden sie naturgemäß, sobald sie sich einer durch erhebliche Steuerbelastung erhöhten Preisforderung gegenüber wissen, künftighin davon absehen, derartige Einkäufe in Deutschland zu machen, vielmehr diese in Paris, in der Schweiz und im übrigen Ausland, das eine derartige Besteuerung nicht hat, besorgen. Umgekehrt liegt auf Grund früherer tatsächlicher Erfahrungen die Befürchtung vor, daß auch deutsche Kaufliebhaber insbesondere für wertvolle und sehr teuere Stücke diese nach der Einführung der Luxussteuer nicht mehr in Deutschland kaufen, sondern nach Paris oder anderen Auslandsorten fahren werden, weil die Reisekosten nach dem Ausland immer noch einen Gewinn darstellen gegenüber der Verteuerung der Ware durch die Inlandsabgabe. Welche Ausfälle in den beiden angedeuteten Richtungen der deutschen Edelmetallindustrie entstehen müssen, bedarf kaum einer weiteren Ausführung. An Eure Exzellenz richten wir daher die ergebenste und dringende Bitte, der Einführung einer Luxussteuer nachdrücklich zu widersprechen, namentlich aber in der vorgeschlagenen Höhe von 20 Prozent des Kleinverkaufspreises, und namentlich ohne daß vor der endgültigen Fassung des Gesetzes Sachverständige gehört werden.

Ehrerbietigst!

Die Geschäftsstelle Hanau des Creditoren-Vereins. Der Vorsitzende: Wilh. Behrens. Der Geschäftsführer: Dr. phil. Grambow.

Aus einem Goldschmiedeleben.

Die Lehrzeit.

wei Uhr schlug es vom Marienkirchturm, als ich die Stufen

Zweiner shrug uses hinaufstieg und oben angelangt, zaghaft

meine Hand auf die Türklinke legte, um mir Eintritt zu verschaffen. Das Herz schlug mir bis an den Hals. War es meine innere Erregung oder die achtzehn Stufen, welche ich soeben hinter mir hatte? Kurzum ich zog meine Hand zurück, denn so konnte ich mich ja kaum sicher und deutlich verständlich machen, ob die Herren mich als Goldschmiedelehrling einstellen wollten. Ein Geräusch vom asphaltierten Hausflur herauf, zwang mich zu handeln, und kurz entschlossen trat ich ein. Erstaunt über meine Ruhe, brachte ich dem freundlich dreinblickenden Herrn mein Gesuch in ziemlich gesetzter Rede vor. Die üblichen Fragen nach Herkunft, Schule und zeichnerischer Fähigkeit beantwortete ich in schülerhafter Weise. Mit dem Auftrage, einige Zeichnungen von mir zu bringen oder solche anzufertigen, wurde ich entlassen. Erfreut und doch auch wieder nicht, ging ich nach Hause: „Zeichnen können ist absolut erforderlich", so sagte mein Meister, „ohne das geht es nicht". Gerade das war es ja, was ich von der Schule aus nicht konnte; denn unser Zeichenlehrer auf dem Realgymnasium, ein alter Herr, war wohl ein guter Zeichner, der mit dem Papierstreifen den Schülern Striche ziehen ließ, aber kein Lehrer. Von der Sexta bis zur Sekunda mußten sechs verschiedene Körper und sechs Vorlagen abgezeichnet werden, was mit Verdruß und Unlust ausgeführt wurde, da man Klasse für Klasse immer wieder dasselbe noch einmal zeichnen mußte, um das „Sehen lernen" endlich doch einmal zu erfassen. Und der Stock sollte ersetzen, was der Lehrer unfähig war einem beizubringen.

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Diese waren: 4 Jahre Lehrzeit, das erste Jahr kein Gehalt, das zweite Jahr 12 Mk., das dritte 18 Mk., das vierte 24 Mk. und das letzte halbe Jahr 36 Mk. Gezahlt wurden jedoch nur 12 Mk. das übrige kam auf die Sparkasse und nach beendeter Lehrzeit wurde das Sparkassenbuch mit Zinsen ausgehändigt. Arbeitszeit von 8-8 Uhr im Winter, von 7-7 Uhr im Sommer. mit 1, Stunde Mittagszeit und einer Viertelstunde Frühstückszeit. Das Frühstück hatte ich zu holen und alle Gänge zu besorgen. Sonntags war von 8-12 Uhr Schule, von da an bis 1 Uhr im Geschäft Dienst und alle vier Wochen Sonntags von 3-1/10 Uhr abends Wachdienst, wobei man für Kaffee und ein Stück Kuchen 35 Pfennig bekam. Die Zeit wurde ausgefüllt mit Abzeichnen von Gipsabdrücken (Armbänder, Broschen, Ringe usw.), welche der älteste Lehrling mit dem Zeichenbuch am Sonnabend abend bereit legte und am Montag früh dem Werkmeister vorzeigte. Im Winter mußte der Reihe nach vierzehn Tage lang um 7 Uhr angetreten werden, um die Öfen zu heizen, und zweimal im Jahre mußte ich auf den Kohlenplatz gehen, um Holzkohlen zu kaufen. Mittags und Abends hatte ich im Kontor anzutreten, um zu fragen, ob auf dem Nachhausewege Gänge nach dem Bahnhof zur Zugpost zu besorgen wären. Ferner mußten nach Feierabend, wenn die Werkstatt sauber war, Wachsmodelle mit Gips ausgegossen werden.

Am 15. April trat ich meine Lehre an. Am ersten Tage hatte ich mit einer Blechscheere Seidenpapier zu schneiden, den zweiten Tag Silberdraht walzen und ziehen zu lernen, dann einen Riegel für ovale Ösen für Sicherheitsketten zurecht zu machen und ihn mit Seidenpapier zu umwickeln. Sodann mußte ich die Kohle zurecht machen, Borax reiben, mit der rechten Hand immer rechtsherum Lot schneiden, den linken Zeigefinger vorlegen, um das Fortspringen zu verhindern,

dann die Ösen der Reihe nach auf die Kohle legen, Lot auftragen und löten.

Ich war am Ende meiner Kraft, denn Lot und Öse waren eins geworden oder bildeten im glücklichsten Falle ein Fragezeichen. Nach drei Tagen hatte ich die erste Kette verkniffen mit der Zange und halb verschmort fertig. Schadenfroh und unbarmherzig wollte es mir erscheinen, als mein Lehrgehilfe die Haltprobe an der Feilnagelkante vornahm, denn die Hälfte der Ösen ging wieder auf. Am dritten Abend wurde mir gezeigt, wie ich das Werkbrett aufzuräumen hätte. Ich bekam den Schraubstock zugeteilt und mußte nun für dessen Reinigung, Ölung, sowie das Sauberhalten der Zieheisen sorgen. Jeden Sonnabend wurden diese wie auch Ringriegel und Sperrhaken und Flacheisen geölt und geschmirgelt, die Werkbretter mit Sand gescheuert und mit Öl eingerieben. Die Schienen des eisernen Ladentisches wurden gesäubert und geölt, die Walzen auseinandergenommen, die Kammråder gereinigt und Zahn um Zahn neu gefettet. Alles mußte blitz und blank sein und geräuschlos vor sich gehen, des Morgens kam der Schlosser, strenge prüfend. Ferner mußten wir für einen zehn Liter großen Krug frischen Brunnenwassers zum Trinken sorgen, die Beize frisch machen, die essigsauer schmecken mußte; dann auf einer Bleiunterlage Mennige farbig anstreichen, reines Wasser zum Abspülen holen, den Sand zum Abbürsten zusammenkehren, die Abziehsteine, sowie Öl- und Schleifsteine sauber und zum Gebrauch fertig machen, das alte Wasch- und Laugenwasser ablassen, das Kupferbassin blank putzen und frisches Wasser und Lauge hineintun. Dann mußten alle Fenster geöffnet und der Fußboden aufgefegt und gescheuert werden, während dessen schon der Krätz ausgesucht wurde. Das alles mußte in einer Stunde erledigt sein, wenn der älteste Lehrling kam und alles revidierte; was nicht gut war, mußte noch einmal gemacht werden. Ein Befassen des geölten Werktisches durfte keinerlei Fett oder Schmiere zeigen. War alles das wirklich gut gemacht, so konnten wir nach Hause, bzw. zur Abendschule gehen, welche ich aus eigenem Antriebe besuchte, weil ich ordentlich und gut zeichnen lernen wollte; denn ich sagte mir, so wie man Schreiben, sogar Schönschreiben erlernen kann, so muß man auch Schönzeichnen lernen können.

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Vom Geschäft aus wurden wir in die Sonntags-Fachklasse geschickt, wo ich aber nicht vorwärts kam, weil ich keinerlei zeichnerische Fähigkeiten besaß. Ich war dem Herrn mit meiner Unfähigkeit kein angenehmer Schüler, und er erklärte in seiner der ben Art laut und deutlich vor all den Schülern und meinen Lehrkameraden, daß seine Korrekturen an meinem Geschmiere Zuchthausstrafe für ihn seien. Dieser vernichtende Ausspruch beschämte mich auf das allertiefste, und ich würgte mit aller Macht diesen ungeheuren Tadel herunter. Ich machte ein Gewaltstück, indem ich einfach nach Ablauf des betreffenden Halbjahrs, aus der Fachschule schied, um das durchzuführen, worauf Direktor Jessen immer und immer wieder hinwies, das systematische Freihand- und perspektivische Körperzeichnen; dann Gipszeichnen in verkleinerter Wiedergabe mit Stift, Kohle und Kreide, sowie Zeichnen und Malen nach der Natur. Ist man erst darin zu Hause, dann gehe man über, je nach Beruf, zur Ornament- und Konstruktionslehre. Das ist die richtige Folge, in der man zeichnen lernen kann, und wer dann noch weiter will, nehme Anatomielehre mit. Sehr ratsam und unbedingt erforderlich sei es für Goldschmiede, das Modellieren in Wachs oder Plastelin zu betreiben.

Ich fing von vorne an, und in der Tat bewältigte ich mit Lust und Ausdauer gerade alle Schwierigkeiten leichter und sicherer. Es wurde mir nichts mehr schwer, und Lob und Anerkennung lohnte mein Bestreben. Ich hatte mir das errungen, was mir ein für alle Mal abgesprochen worden war. Ich opferte dafür meine freie Zeit nach Feierabend im Sommer. Mein Meister gestattete mir, das Werkbrett morgens aufzuräumen; ich mußte dann natürlich früher als die anderen kommen. Vergnügt eilte ich vom Geschäft zur Schule, um zeitig dort zu sein und modellierte nun zwei Sommersemester. Noch heute freue ich mich über die Gipsabdrücke, die ich davon

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