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gesellschaften anschließen, um den Mitgliedern eine billige und entgegenkommende Versicherung gegen die Gefahren des Transports, gegen Diebstahl, Einbruch, Reiseverlust usw. zu ermöglichen. Daß es ihm noch gelang, die Vereinbarung zwischen Fabrikanten und Großhändlern, die Reform der Zahlungsweise und des Borgwesens, ja selbst die grundsätliche Regelung der Warenberechnung, der Teuerungszuschläge während des Krieges herbeizuführen, erfüllte ihn mit um so größerer Freude, als seine Anregungen vor Jahren großen Zweifeln ob ihres Gelingens begegneten, und die Konvention zwischen den deutschen Grossisten und Fabrikanten auch tatsächlich fast acht Jahre brauchte, um allgemeine Geltung zu erlangen. Wie oft hatte Stöffler, um die ins Wanken geratenen Verhandlungen wieder auf festen Boden zu stellen, mit Grossisten und Fabrikanten, mit einzelnen wie mit ganzen Gruppen, Besprechungen einzuleiten, auf den Verbandstagen verwandter Berufsvereinigungen die Anschauungen des von ihm vertretenen Vereins verfechten und rechtfertigen, zur Einigkeit und geschlossenem Vorgehen, aber auch zur Vorsicht gegen neue Vorschläge mahnen müssen, ehe es ihm, was in den meisten Fällen geschah, auch gelingen wollte, mit seinen Gedanken durchzudringen. Wie konnte er da bereit und entgegenkommend sein, wie geduldig ausharren, aber auch scharf dreinfahren, wo er eigennützige Gegnerschaft fürchtete! Seit Jahren kämpfte er in Gemeinschaft mit andern wirtschaftlichen Verbänden für die Einführung des außerkonkurslichen Zwangsvergleichs, ohne an maßgebender Stelle auf Gegenliebe zu stoßen. Mitten im Kriege durfte er auch das noch erleben, daß nunmehr auch das Reichsjustizamt wenigstens für die unter Geschäftsaufsicht stehenden Geschäfte diesen Zwangsvergleich außerhalb des Konkurses einführen will. Es war eine wohlverdiente Ehrung, als der Creditorenverein Stöffler bei Vollendung seines 70. Lebensjahres zum Ehrenpräsidenten ernannte. Der Verein brauchte dabei nicht zu befürchten, daß sein Vorsitzender nun sich von der Arbeit zurückziehen werde, um die Muße mit Würde zu genießen. Der alte, immer noch so schaffensfreudige und rustige Herr dachte nicht daran, seine Lieblingsschöpfung zu verlassen, während er sich doch damals dazu entschloß, sein Geschäft selbst seinem Sohn zu übertragen.

An Arbeit fehlte es ihm darum noch lange nicht, so wenig wie an Ehrenamtern, deren gewissenhafte Verwaltung ihm jederzeit am Herzen lag. So war er neben der Mitarbeit in kirchlichen und wohltätigen Ausschüssen Mitglied des Verwaltungsrats des Altersheims für Invalide der Arbeit, Mitglied des Kunstgewerbeschulbeirats, wie auch des Vorstandes des Arbeitgeberverbandes der Edelmetall-Industrie. Als vor einiger Zeit sich eine Vereinigung bildete, um für die kommende Übergangswirtschaft sachkundige Berater aus der deutschen Industrie zu gewinnen, da wurde auch seine Mitwirkung gesucht und hoffnungsvoll von ihm zugesagt. Vor Jahren, zur Zeit als er den Creditorenverein zu schaffen unternahm, war er Mitglied der Handelskammer, während er zehn Jahre später von den evangelischen Arbeitervereinen Badens zum Verbandspräsidenten erwählt wurde.

So ungemein vielseitig auch seine geistigen Interessen waren, fehlte ihm doch nicht die Freude an der Natur und an einfacher Geselligkeit. Nach harter Tagesarbeit war er ein guter Gesellschafter. Aber so lange ihn die Pflicht festhielt, war er mit aller Tatkraft an der Arbeit; und als sein Sohn dem Ruf zu den Waffen folgen mußte, da stand er wie der einfachste Arbeiter in der Arbeiterbluse von früh an bis ihn eine Sitzung abrief, im Geschäft, das er mit unverminderter Rüstigkeit wie zuvor wieder leitete. Für die Friedenszeit wollte er vorarbeiten im eigenen Geschäft, wie im Creditorenverein, in dem er noch im letzten Jahr sich dafür einsetzte, daß die Fabrikanten dem Verein, soweit nicht die Reichsregierung selbst es in die Hand nahm, ihre Ausstände im feindlichen Ausland verzeichnen sollten, damit bei erster sich bietender Gelegenheit auch die Geltendmachung dieser Rechte gemeinsam geschehen könne. Er sollte den Frieden nicht mehr erleben; das ist, wie eingangs gesagt, ein harter Verlust für den Creditorenverein, wie für die deutsche Edelmetall-Industrie

überhaupt. Seine Geschäftsgewandtheit und Erfahrung, seine vorbildliche Art, Mitarbeiter zu gewinnen und heranzuziehen, selbst aber die Führung und oberste Leitung fest in der Hand zu behalten, hartnäckig das für recht Erkannte zu verteidigen, in minder Wichtigen, wo es geboten erscheint, anderer Ansicht nachzugeben, werden bei späteren Anlässen schmerzlich vermißt werden. Aber auf seinen Vorarbeiten, wenn auch nicht immer auf seinen Wegen, denn neue Zeiten bedingen neue Methoden, wird die deutsche Schmuckwaren-Industrie weiter arbeiten können. Sie wird sich dabei immer wieder erinnern, was sie der organisatorischen Tätigkeit des Verstorbenen zu verdanken hat und sein Andenken dauernd hoch in Ehren halten."

Unte

Zu den Abbildungen.

nter dem Vorsitz des Vorstandes des kunstgewerblichen Vereins „Vorwärts" in Gmünd, Herrn Oskar Wöhler, fand am 19. Februar 1917 das Preisgericht über den von dem genannten Verein veranstalteten OrientWettbewerb statt. Der Aufgabe lag die Idee zu grunde, den orientalischen Formenschatz der Edelmetallindustrie (vielleicht mit dem besonderen Ziel auf den Orientalischen Absatz hin) zugänglich zu machen. Der allgemeine Überblick über die Einsendungen ergibt, daß die Verfasser es sehr wohl verstanden haben, aus den übergroßen Reichtum der Formenwelt des Orients Nutzen zu ziehen. Die naheliegende Gefahr, sich zu stark in den Bann der fremdartigen Erscheinungen ziehen zu lassen, ist glücklich vermieden worden. Daß der erste Antrieb vom Standpunkt der Industrie aus noch nicht ganz glückte, ist wohl selbstverständlich. Wünschenswert wäre es, bei einem etwaigen weiteren Ausschreiben genau festzulegen, ob die Basis der orientalischen Form einfach als künstlerische Anregung zu dienen hat, oder ob der zu entwerfende Schmuck für den Orientalen selbst gedacht ist. In diesem Falle tritt zum rein künstlerischen Problem auch ein völkerkundliches Moment. Die Idee des Wettbewerbes selbst ist als eine sehr anregende zu bezeichnen. Wir veröffentlichen heute daraus den 1. und 5. Preis, um später noch einmal mit einer ganzen Nummer darauf zurückzukommen. Der erste Preis von Friedrich Bohlinger in Pforzheim schöpft aus dem Schatz indischer Motive und bringt in reicher, fließender Ornamentik rhythmisch zart bewegte Figürchen. Wie immer ist das Pikante seiner Skizzen in schwarz-weißer Reproduktion wenig ersichtlich. Den 5. Preis von August Eiberger in Gmünd zeichnet klare Gestaltung und sachliche Darstellung aus. Seine Anregung geht wohl auf vorderasiatischen Schmuck zurück. Die Absicht, dem Orientalen Schmuck zu liefern, ist hier unverkennbar. - Die übrigen Entwürfe stammen aus dem 3. Kriegswettbewerb der „Deutschen Goldschmiede-Zeitung" zur Erlangung einer Ehrenmedaille für Kriegerfrauen. Durchwegs belobte Arbeiten. Die Belobung von Otto Walter in Pforzheim erweist sich als einfache geschmackvolle Lösung mit guter Schriftanordnung. F. H. Silbereisen in Aidenbach bei Passau sandte Anregungen für Eisenmedaillen, von denen jene mit den drei Frauen die beste ist. Die Arbeit links ist selbst für Eisen zu formlos. Mag in der Kunst der Kampf zwischen „Form“ und „Geist", die in bedeutenden historischen Epochen sehr wohl vereinbar waren,

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