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im 1. Jahrhunderte der Reformation (Lpz., 1848. gr. 8. 2 Theile) zwar nur die Lieder und Choräle des 16. Jahrhunderts giebt, aber nach den Quellen, und auf eine sehr verdienstliche Weise; und insofern die Werke Anderer, als Dr. Rambach's, Dr. Wackernagel's, Dr. Daniel's, Langbecker's, Koch's u. s. w., höchst ausgezeichnet und brauchbar sind, ihrer Bestimmung gemäss aber sich nicht z. B. auf biblische Kantaten und Oratorien beziehen. Es fragt sich nun, ob ein Werk, was die biblisch - kirchlichen Dicht- und Tonwerke zusammenfasst und geschichtlich beschreibt, wünschenswerth oder gar nothwendig und Bedürfniss sei. Sollte es diess seyn, so lässt es sich wohl nicht leugnen, dass dieses Unternehmen sehr schwierig und mühevoll sei. Diess kann der Verfasser bezeugen, der eben den Versuch gemacht hat, die Geschichte der biblischkirchlichen Dicht- und Tonkunst und ihrer Werke im Zusammenhange zu behandeln. Er fühlte sich dazu innerlich und äusserlich bewogen und veranlasst, und scheute dabei keinen Zeit- und Kostenaufwand und keine Mühe. Der anfängliche Plan erweiterte sich, und das Werk, wozu er die nöthigen Materialien nach und nach gesammelt hatte, und darin fortfuhr, entstand zwar langsam, doch sicher, unter den gewaltigen politischen Stürmen der Jahre 1848 und 1849. Es schliesst auch die bloss als Manuscript vorhandenen und bekannten Dicht- und Tonwerke in sich. Denn sollten diese ausgeschlossen werden, so müssten viele und dazu oft gute Werke ungenannt bleiben. Der Stoff

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ist aber sehr reichhaltig, insofern die biblischen und kirchengeschichtlichen Oratorien, Dramen, Opern, Kantaten, Lieder, die Psalmen, Hymnen, Magnificate, te Deum's, Messen, Offertorien, Gradualien, Requiem's, Passionen, u. s. w. dazu gehören, und behandelt werden. Es theilt sich aber der Stoff von selbst in einen allgemeinen und in einen besondern Theil, Der erstere umfasst alle Werke, die allgemein biblisch, christlich religiös – kirchlich sind; der besondere hingegen diejenigen, welche bestimmte biblische und kirchengeschichtliche Personen und Thatsachen betreffen. Zwar hoffte der Verfasser Anfangs beide Theile in einen Band zusammenfassen zu können, allein der Umfang des Stoffes erlaubte es ihm nicht, ohne dass das Buch zu stark geworden wäre. Schon die Geschichte des christlichen Kirchenliedes und Kirchengesanges allein nahm vielen Raum in Anspruch, und konnte ohne Nachtheil für die Sache nicht kürzer behandelt werden. Gerade in diesem Gegenstande ist in der neuern und neuesten Zeit ausserordentlich Viel und Tüchtiges geleistet worden, wie bereits oben bemerkt worden ist; und diess musste berücksichtigt werden. Dazu kam auch die jetzige Frage über die Wiedereinführung des s. g. rhythmischen Choralgesanges, worüber auch gehandelt werden musste. Der 2. Theil

wird nicht so stark werden, als dieser 1., und allgemeine, der hiermit dem geneigten Publicum übergeben wird. Der Druck hat sich länger verzögert, als es wünschenswerth war, ohne die Schuld des Verfas

sers. Der Satz, an sich schon schwierig und langsam vorschreitend, wurde durch andere Verlagsunternehmungen der Buchhandlung unterbrochen. Es entstanden dadurch mit Zusätze, die am Schlusse gegeben sind. Die Quellen, die benutzt wurden, sind im Buche selbst angegeben, z. B. die allgemeine (Leipziger) musikalische Zeitung (Breitkopf u. H., 50 Jahrgg. in 4., von 1798-1848, leider! aber eingegangen), die Werke von Gerber und Schilling, die Handbücher der musikalischen Literatur, u. s. w. ; auch handschriftliche Verzeichnisse, z. B. von Dr. Fr. Schneider (in Dessau), Dr. H. Döring (in Jena), u. a. m., um die schon genannten verdienstlichen Werke von C. F. Becker, C. von Winterfeld, G. von. Tucher, Dr. A. J. Rambach, Dr. Ph. Wackernagel, E. E. Koch und Andern nicht wieder zu erwähnen. Es spricht der Verfasser gegen diese Männer und gegen Andere seinen tiefgefühlten öffentlichen Dank hiermit aus. An Hülfsmitteln boten ihm die Bibliotheken in Jena und Weimar sehr Weniges, oder nichts, und er war auf seine eigene Büchersammlung und auf fremde Unterstützung von Freunden angewiesen. Die Literatur, selbst die neueste, ist, so viel als möglich, berücksichtigt worden. Die Auszüge aus Recensionen hielt der Verfasser für zweckmässig, wenn er sie nach ihrem Inhalte auch nicht vertreten kann; ebenso die Angaben von der Aufführung und Aufnahme einzelner Werke, und von dem Preise der Musikalien und Bücher (mit Bezug auf Käufer, denen die Kata

loge nicht gleich zur Hand sind). Es fühlt aber der Verfasser beim Ueberblicke des von ihm Geleisteten, was Cicero sagt:,,Nihil est simul et inventum et perfectum" (Brut. c. 18.), und getröstet sich mit dem: ,, Tempus feret meliora." Er bittet daher auch um gütige Nachsicht und Beurtheilung seiner schwierigen und kostspieligen Arbeit, die er aus Liebe zur heiligen Kunst im Dienste der Religion und Kirche, und zum erwünschten Nutzen der verehrlichen Kenner und Freunde derselben unternommen hat, und ist einigermassen belohnt, wenn sie ihnen, und vielleicht Musik - Conservatorien, Singacademieen, Musikschulen, Liedertafeln, Singvereinen, Schullehrerseminarien, Kirchen- und Schulchören, öffentlichen Bibliotheken, Geistlichen, Kantoren, Organisten und Literatoren einige Dienste leisten sollte. Gern hätte der Verfasser eine allgemeine Einleitung, die schon ausgearbeitet war, diesem Theile beigefügt, um einen zusammenhängenden Ueberblick der biblischen und kirchengeschichtlichen, dramatischen, oratorischen Dicht- und Tonkunst den Lesern zu geben, musste aber darauf des Raumes wegen verzichten, und will sie für die Zukunft aufsparen. Ueber das Erscheinen des 2., speciellen Theiles mit den Registern, der schon grösstentheils ausgearbeitet ist, kann er jetzt keine vorläufige bestimmte Anzeige machen. Er will sich nur noch schliesslich erlauben, auf einige bemerkenswerthe Punkte dieses Theiles unmassgeblich aufmerksam zu machen, nämlich auf das von ihm aufge

fundene Wittenberger Gesangbuch vom Jahre 1538 (s. u. S. 368 ff.), auf die Hiller'sche Schrift (S. 275 *), auf die benutzte 1. Ausgabe der Gerhard'schen Lieder von Dr. J. H. Feustking (S. 450 *), auf den Artikel J. J. Klein (S. 597. 19), J. M. Rempt (S. 599. 29), M. H. C. Hecker (S. 531. 65), Joh. Siegfried (S. 443. 8), J. D. Falk (S. 624), Dr. H. Döring (S. 629 fg.), und die geistlichen Dichter der Gegenwart (S. 611 ff.).

Und somit übergiebt der Verfasser seine Schrift, die ihm, nach der Mühe, auch Freude macht, mit Dank und Vertrauen zu Gott, der, wenn er sie für würdig findet, seinen Segen auf sie legen wolle und legen wird.

Geschrieben Wenigenjena, den 16. April 1850.

Der Verfasser.

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