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160) Dr. th. Christoph Georg Ludwig Meister (geb. den 2. Aug. 1738 zu Halle a/S., Consistorialassessor und Prediger zu Waldau u. Altenburg b. Bernburg, 1774 Prediger in Duisburg, bezüglich Professor das., seit 1784 Prediger, Professor, bezüglich Rector in Bremen, wo er den 26. Jan. 1811 starb), Lieder für Christen. Essen, 1781. Bremen, 1790. (104 gute Lieder.) Auch in seinen ,,kleinen Erbauungsschriften" (Brem., 1788. 3 St.) kommen geistl. Lieder vor.

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161) Johann Caspar Lavater ), geb. den 15. Jan. 1741 zu Zürich, Sohn eines Arztes, studirte Theologie, ging 1763 zu Spalding (s. o. S. 540) nach Barth in Pommern, besuchte auch Klopstock'en, stiftete 1768 eine Gesellschaft für Candidaten, und wurde 1769 Diaconus an der Waisenhauskirche in Zürich, sowie 1778 Diac. an der Peterskirche, und 1786 1. Pfr. an derselben. Er starb den 2. Jan. 1801 daselbst (er war 1799 von den Franzosen gefangen nach Basel geführt, bald aber wieder freigelassen, darnach von einem Grenadier durch den Leib geschossen worden, weil sich das Gewehr selbst entladen hatte). Ein merkwürdiger Mann seiner Zeit, ebenso getadelt, als gerühmt, weniger gelehrter Theolog, als Redner, fruchtbar als Schriftsteller u. geistlicher Dichter, besonders bekannt durch seine ,Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntniss und Menschenliebe" (Lpz. u. Winterthur, 1774-78. 4. 4 Bde, u. öfter). Er galt für einen edlen Religionsschwärmer und Seher. Er stand mit Vielen in Verbindung, auch mit fürstlichen Personen, und machte Reisen, z. B. nach Bremen, Kopenhagen u. s. w. Er stand auch mit Goethe im Briefwechsel (herausgeg. von H. Hirzel. Lpz., 1833.) Seine geistl. Lieder (mehr rhetorisch, als lyrisch, nach Dr. Lange a. a. 0.), sebr verbreitet, sind ein lebendiges Abbild seines Glaubens, und überhaupt seiner ganzen Richtung. Sie stehen in folgenden Sammlungen: ,,Auserlesene Psalmen David's, zum allgemei

*) Eine Biographie hat geliefert sein Schwiegersohn Georg Gessner (Winterthur, 1802 – 3. 3 Bde.), der auch die nachgelasgenen Schriften herausgegeben hat (Zürich, 1801 fg. 5 Bde), und Dr. Ferd. Herbst, J. C. Lavater nach seinem Leben, Lehren und Wirken dargestellt. Ansbach, 1832. Seine ausgewählten Schriften von Joh. Caspar Orelli herausg. Zürich, 1841 fg. 16. 8 Bde. 5 Thlr. Züge ausdem Bilde J. C. L. Ebd.,

1845.

nen Gebrauche in Reime gebracht. Zürich, 1765. 68. 50 christliche Lieder. Ebd., 1771. Zweites 50 chr. Lieder. Ebd., 1776. Dann zusammen als: 100 ebr. Lieder. Ebd., 1779. 8. 8 Gr. 100 dergl. Ebd., 1780. 8. 8 Gr. Diese zusammen als: 200 chr. Lieder. 5. Aufl. 1817. Neue Samml. geistl. Lieder. Ebd., 1782. gr. 8. 7 Gr. Poësieen. Lpz., 1781 fg. 8. 2 Thle. 12 Gr. 61 Lieder nach dem Zürichischen Katechismus der Petrinischen Jugend zugeeignet. Ebd., 1780. 8. (Katechismuslieder.) Lieder zum Gebrauche des Waisenhauses in Zürich. Bern, 1772. Christl. Lieder u. s. w. Ebd. 1774. Lieder für Leidende. Tüb., 1787. 8. Der christl. Dichter, ein Wochenblatt. Zürich, 1783 fg. gr. 8. 52 Stück. Christliches Hausbuch, eine Sammlung von Gebeten und Liedern für alle Verhältnisse und Anliegen des Lebens. Heilbronn, 5. Aufl. 1848. 20 Gr. Ausserdem hat er herausgegeben Schweizerlieder. Bonn, 1766. gr. 8. (nach Ersch a. a. O. schon 1764). Abraham u. Isaak. Winterth., 1776. 8. 8 Gr. Jesus Messias, oder die Evangel. und Apostelgeschichte in Gesängen. Zürich, 1783-86. gr. 8. 4 Bde. 4 Tblr. Joseph von Arimathia in 7 Gesängen, Hamb., 1794. 8. 10 Gr. Das menschliche Herz in 6 Ges. 1789. 98. Auserlesene christl. Lieder. Basel, 1792. 8. Auserlesene Lieder. Basel, 1808. 8. 12 Gr. Kleine poëtische Gedichte. Winterth., 1784. Vermischte gereimte Gedichte v. J. 1766-85. Ebd., 1785. 8. Vermischte Schriften. Wintertb., 1774. 1781. 2 Bde. Sämmtliche kleinere prosaische Schriften. Ebd., 1784 fg. 3 Bde. - Bekannte Lieder von ihm sind:,,Der hohe Ilimmel dunkelt (im Dresdn. Gesangb.). Ermuntre, Seele, dich. Ich erhebe mein Gemüthe. Jesu, Freund der Menschenkinder. Vater, den mein Herz verehrt (aus:,,Vater, meine Seele kennet'). Vater, heilig möcht' ich leben. Von dir, o Vater, nimmt mein Herz. Mit welcher Zunge, welchem Herzen. Her zog der erlösten Sünder. Mit dem Haufen deiner Frommen. Nimm hin den Dank für deine Liebe. Ja, Tag des Herrn, du sollst mir heilig. Herr, lebre du mich deiuen, Willen. Fortgekämpft und fortgerungen. Gott, deinen weisen Willen. Auf Gott nur will ich sehen. Gott

der Tage, Gott der Nächte. Weiche, Todesschrecken. Von dem Grabe stund Jesus auf. Es lebt ein Gott, der Menschen liebt. Bester, weisester Regierer. Ach, wäre nicht, o Herr, bei dir. Du, Herr und Richter aller Welt. Gott, der du Schmerz und Freuden. Vater aller Ewigkeiten. Wie schnell ist doch ein Jahr vergangen. O wie viel Gutes thatst du mir?" u.a.m. Sie stehen in den neuern Gesangbüchern. Componisten seiner Lieder sind z. B. J. H. Egli, J. Jac. Walder, J. Ant. Sulzer, J. F. Reichardt, J. Sörensen u. a, m.

Seine Lieder

sind bisweilen dunkel, und leiden an Vershärten. 162) Dr. th. Johann Jacob Hess (geb. den 21. Oct. 1741 in Zürich, seit 1777 Diaconus daselbst, und seit 1795 erster Prediger und Antistes der Geistlichkeit des Cantons Zürich; er starb daselbst den 24. Mai 1828. Als Prediger und biblischer Geschichtsschreiber, wie als Mensch war er gleich geachtet), Lieder zur Ehre unsers Herro, sammt einem Schweizerpsalm u. anderen kleinen Gedichten. Zürich, 1785. 8. 2. Aufl. 1814. 3. Aufl. 1822. 12 Gr. (Zum Theil componirt von H. G. Naegeli.) Meine Bibel; ein Gesang. Zürich, 1815. (Ausserdem Parabeln.) 163) M. Sebastian Spörlin (geb. den 3. Aug. 1745 zu Basel, 1769 Prediger zu Mariakirch im Elsass, 1779 zu Fichten bei Basel, gest. ....), Ein Schärflein zur häuslichen Andacht. Basel, 1786. 8. (5 verbesserte, und 3 neue Lieder.) Desgl. 2 in: Verschiedenes über Allerhand. 1782.

-

Katholische Liederdichter des 18. Jahrhunderts sind:

164) Ignaz Franz (geb. den 12. Oct. 1719 zu Protzan im Frankensteiner Kreise, gest. im Aug. 1790 als geistli cher Rath, Rector des weltlichgeistl. Alumnats auf dem Dom zu Breslau, und Assessor des apostolischen Vicariats), Die christkatholische Lehre in Liedern u. s. w. Sagan, 1768. Schlesisches Gesangb. zum Gebrauch der Römischkatholischen u. s. w. 1768. Geistreiche, auf die Sonn- und Festtage abgefasste Gesänge. Bresl., 1761. 75. Religionspflichten zum Unterricht

in Gesänge verfasst. Ebd.,

1774. Geistliche Lieder bei Begräbnissen. Sagan, 1778. Acht Gesänge bei den Frohnleichnamsprocessionen. 1772. Lobgesänge zu den Tagzeiten von der Todesangst Christi am Oelberge. Bresl., 1770.

165) .... Sperl (katholischer Priester in Baiern), Christliche Gesänge, vorzüglich für die öffentliche Gottesverehrung der Katholiken. Nürnb., 1800. 8. (Einige gute Lieder auch von ihm; 3 in's Biberacher Gesangb. aufgenommen.)

Als geistliche Dichter können auch hier genanut werden Dr. theol. Aegidius Jais (geb. den 17. März 1750 zu Mittenwalde in Baiern, gest. den 23. Dec. 1822 als Grossherzogl. Würzburgischer geheimer Rath u. Benedictiner zu Benedictbeuren), z. B. Das Opfer des Jephtha, ein Singspiel. Tegernsee, 1778. 4.; Ferdinand Reisner (geb. den 12. Sptbr. 1721 zu Rhain in Baiern, gest. als Exjesuit u. Professor der Theol. zu München), Der büssende Petrus. Schauspiel. Insbruck, 1769.; Sebastian Sailer (geb. 1714 zu Weisshorn, gest. 1778 als Prämonstratenser . Pfr. zu Dieterskirchen in Schwaben), Geistliche Schaubühne des Leidens Jesu Chr., in gesungenen Oratorien aufgeführt. Augsb., 1775.; Heinrich Sautier (geb. den 10. April 1746 zu Freiburg im Breisgau, gest. den 31. Mai 1810 als jubilirter Exjesuit u. Prof. der Poëtik am academischen Gymnasium das.), Kantate auf den sterbenden Erlöser. Freiburg, 1775.

§. 19. (Vgl. §. 16. S. 472 ff.)

Wir kommen nun zur Geschichte der Erfinder und Bearbeiter von Choralmelodieen, bezüglich der Herausgeber von Melodieenbüchern *) des 18. Jahrhunderts, worüber der 3. Theil des Werkes von Winterfeld (s. o. S. 309), und dessen neueste Schrift:,,Ueber Herstellung des Gemeine- und Chorgesanges in der evangel. Kirche." (Lpz., Breitk. u. H. 1848. 8. 1 Thlr.), S. 74 ff. handelt.

*) Die jetzt allgemein übliche Benennung: „,Choralbuch“ soll um 1710 aufgekommen seyn, nach L. Kraussold, Vom alten protestantischen Choral u. s. w. Fürth, 1847. (124 Gr.)

Die Geschichte des Chorals in dieser Zeit bietet gerade kein sehr erfreuliches Bild dar. Denn er ist mehr im Abnehmen, als im Wachsthum begriffen, und wird weltlicher, statt kirchlicher. Neue Choräle von altkirchlichem Geiste und bleibender Geltung werden nicht erfunden. Auf die Kirchenmusik überhaupt, und auf den Kirchengesang insbesondere hat grossen Einfluss die Verbreitung der Oper in Deutschland von Hamburg aus, wo seit 1678 eine stehende Opernbühne war, und vorzugsweise geistliche Singspiele aufgeführt wurden *), zumal

*) Die Gründer der Opernbühne in Hamburg waren die Licentiaten Gerhard Schott und Lütjens, sowie Joh. Adam Reinken, Organist an der Katharinenkirche. Dichter solcher geistlicher Singspiele waren Richter und Prediger Heinrich Elmenhorst (s. o.), Componisten aber waren: Johann Theile (geb. den 29. Jul. 1646 zu Naumburg, ein Schüler von Heinrich Schütz, gest. ohne Amt um 1724 in Hamburg), Wolfgang Carl Briegel (8. o. S. 490), Johann Siegismund Cousser (ein Ungar, bis 1696 thätig), Reinhard Keiser (geb. 1673 bei Leipzig, wo er gebildet wurde, seit 1692 in Wolfenbüttel, wo er mit Beifall Opern aufführte, seit 1694 in Hamburg, wo er (ausser seinen Kirchenmusiken) 116 Opern componirt haben soll, seit 1728 Cantor am Dome das., starb dort den 12. Sptbr. 1739 als Dänischer (Titular) Kapellmeister. Die geistlichen Singspiele aber, die daselbst aufgeführt wurden, sind:

Der erschaffene, gefallene und aufgerichtete Mensch," Text von Richter, Musik von Joh. Theile (die Musik ist nicht mehr bekannt);

Michal und David"

,,Die maccabäische Mutter," 1679

,,Esther," 1680;

,,Die Geburt Christi," 1681;

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Die heilige Eugenia, oder die Bekehrung der Stadt Alexandria zum Christenthume," 1688;

,,Cain und Abel," oder „der verzweifelte Brudermörder,“ 1689; Eie Zerstörung Jerusalems," in 2 Theilen, 1692;

,,Der verlorne Sohn, und der Fall David's," 1692 aufgeführt (aber wahrscheinlich eher gedichtet und componirt), von W. C. Briegel;

,Das befreite Jerusalem," 1694.

Einen Aufsatz über das Hamburger Theater in jener Zeit hat Alphons Peucer (Advocat in Weimar) neuerlich geliefert.

Keiser ist auch besonders als Componist der ,,Passion" von B. H. Brockes, Rathsherrn in Hamburg, bekannt. Es lebte daselbst auch Johann Mattheson (geb. den 28. Sptbr. 1681 das., Orgelspieler, Sänger, Componist, Kritiker, dann englischer Gesandtschaftssecretär, später Musikdirektor und Canonicus am Dome das., gest. den 17. April 1764), der sich verächtlich über den Kirchengesang der Gemeinde aussprach (!), so wie der berühmte Oratoriencomponist Georg Friedrich Händel, ehe er nach London

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