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71) Ehrenfried Liebich, geb. den 13. Jun. 1713. zu Probsthain in Schlesien, Sohn eines Müllers, gebildet in Schweidnitz und Leipzig, seit 1742 Pfr. in Lomnitz und Erdmannsdorf in Schlesien, wo er den 23. Dec. 1780 starb. Er schloss die 2. Schlesische Schule, und hielt sich zu Schmolke. Seine 236 geistl. Lieder, wovon 17 im Dresdner, 10 im Hamburg., und 4 im Würtemb. Gesangb. (,,0 Gott, aus deinen Werken. Mit Singen dich zu loben. Welch' Kleinod ist, Herr Jesu Christ. Du Geist des Vaters, Geist des Sohns. Höchster Tröster, komm bernieder. Preis und Lob und Herrlichkeit. Gott, der du für uns deinen Sohn gegeben (eigentlich:,,Du Gottes Lamm"). Ich bin ein Pilger in der Zeit. Freude, denn wir Alle. Bewahre mich, Herr, dass der Wahn. Dich, Jesu, lass ich ewig nicht. O Gott, mein Vater, steh' mir bei. O Christ, erhebe Herz und Sinn (eigentlich : ,,Erheb, o Christ, dein Herz"). Flieht von mir, ihr bangen Sorgen (eigentlich:,,Quälet mich nicht, bange Sorgen"). Komm nur, angenehmer Tod. Mir soll nicht vor dem Tode grauen. Gott ist getreu, sein Herz. Hier ist mein Herz, mein Gott, ich geb es dir. Wir kommen, deine Huld zu feiern. Der Herr bat Alles wobl gemacht. Dir, Gott, die will ich fröhlich (Dir, dir, du Geber. Dir, milder Geber aller) u. a. m., darunter viele treffliche, erschienen in seinen: Geistl. Lieder und Oden. Hirschberg und Leipz., 1. Theil. 1768. 8. 2. Th. Liegnitz, 1774. 8.

72) Dr. th. Johann Adolph Schlegel, geb. 1721 (den 17. Sept. nach Heerwagen und Richter, den 18. Sept. nach Rassmann, Rambach und Koch) zu Meissen, Sohn eines Appellationsrathes, Bruder des Dichters Johann Elias Schlegel, Freund Gellert's und Anderer, von keinem schönen Aeussern, erst Hauslehrer, seit 1741 Diaconus und Lehrer in Schulpforte bei Naumburg, 1754 Oberpfarrer und Professor der Theologie am Gymnasium zu Zerbst, 1759 Pfr. an der Marktkirche zu Hannover, zuletzt Consistorialrath, Generalsuperintendent des Fürstenthums Calenberg, und 1. Pfr. an der Neustädter Hof- und Stadtkirche das., wo er den 16. Septbr. 1793 starb. Er verbesserte alte Lieder, und dichtete neue, gute (,,Sammlungen geistlicher Gesänge" u. s. w. 1. Thl. Lpz., 1766. (1772.) 8. 2. Thl. 1769. 8. 3. Thl. 1772. 8.,,Ver

mischte Gedichte." Hannov., 1787. 89. 8.,,Ewiger, wie selig ist. Mit fröhlichem Gemüthe dankt. Unsern Gott, den Gott der Ehre. Jauchzet all, ihr Frommen. Nun ist es Alles wohl gemacht. Auferstanden, auferstanden ist. Mein Jesus ist mein Leben. Lasst unserm Gott uns singen. Wohl dem, der mit stillem Herzen. Christ, aus deinem Herzen banne. Wohlauf, mein Herz, verlass" 8 stehen im Hamburg., 10 im Dresdn., und 1 im Würtemb. Gesangb.

73) Matthias Claudius, genannt der,, Wandsbecker Bote" nach der Zeitschrift, die er herausgab (1.-8. Theil. Hamb. u. Wandsbeck, 1775-1812. Neue Ausg. 4 Bde. Hamb., 1819.), oder,,Asmus" (,,Asmus omnia sua secum portans"), geb. 1743 den 2. Jan. (nach Rassmann, Rambach und Richter, den 15. Aug. (?) nach Koch) zu Reinfeld im Holsteinschen (bei Zweibrücken, ?, Richter!), erst in Wandsbeck bei Hamburg, 1776 Oberlandcommissär in Darmstadt, 1777 in Wandsbeck, wo er arm, aber zufrieden lebte, 1788 Bank revisor in Altona, wo er oben erwähnte Zeitschrift herausgab, wohnte aber zu Wandsbeck, wo er den 21. Jan. 1815 starb. Ein beliebter Volksschriftsteller (Sämmtliche Werke: s. o.).,,Der Mond ist aufgegangen," im Würtemb. Gesangb. 74) Johann Gottfried Schöner, geb. den 15. April zu Rügheim bei Schweinfurt, Sohn eines Pfarrers, gebildet in Leipzig, erst Hauslehrer in Baiern, 1773 Prediger an der Margarethenkirche zu Nürnberg, 1776 Diaconus an der Marienkirche das., 1783 Pfr. an der Lorenzkirche das., gründete 1805 zuerst in Deutschland eine Bibelgesellschaft, 1809 Stadtpfarrer an der genannten Kirche, resignirte 1817, und starb den 28. Jun. 1818. Er hat viele Schriften, z. B. Predigten u. s. w. herausgegeben. Seine Lieder (,,Einige vermischte geistl. Gedichte. Nürnb., 1775. Einige Lieder zur Erbauung. Ebd., 1776. mischte geistl. Lieder und Gedichte." 1790. Vollständige Samml. der geistl. Lieder und Gedichte. Ebd., 1810. Trostlieder. 1803.

Ver

Ebd.,

Gedichte zur Verherrlichung Jesu." 1818.), die auch in den,,Basler Sammll. für Liebhaber christl. Wabrheit" u. s. w. erschienen, sind schön, z. B.,,Dir dankt mein Herz. Himmelan, nur himmelan soll der Wandel geben."

Ihnen reiben wir an die Hannoverauer:

75) Gottfried Wilhelm von Leibnitz, der berühmte Philosoph, Dichter des Passionsliedes:,,Jesu, dessen Tod und Leiden," geb. den 4. Jul. 1646 zu Leipzig, wo sein Vater Prof. der Moral war, gab schon in seinem 17. Jahre Bücher in Druck, Rath in Mainz, dann in England, seit 1676 Rath und Bibliothekar in Hannover, Reichshofrath und geadelt, lebte seit 1714 in Wien, schrieb eine Theodicee, und machte Unionsversuche. Er starb zu Hannover den 14. Nov. 1716. G. E. Guhrauer hat ihn biographisirt. Bresl, 1842. 2 Thle.

76) Peter Busch, geb. den 15. Nov. 1682 zu Lübeck, Sohn eines Kaufmanns, studirte in Leipzig, Hauslehrer, 1709 Conventual im Kloster Riddagshausen bei Wolfenbüttel, 1717 Pfr. zu Ofleben, Reinsdorf und Honschleben bei Helmstädt, seit 1721 Pf. an der Kreuzkirche zu Hannover. Er starb nach mehreren Krankheiten das. den 3. Mai 1744 (den 20. Dec. 1745, ?, Dr. Schilling's ULex. II, S. 61). Er dichtete viele geistl. Lieder, z. B.,,Herr, ohne Glauben kann kein Mensch. Ich freue mich der frohen Zeit" u. a., die in den von ihm besorgten Hildesheimischen und Lauenburgischen Gesangbb., sowie in den Hannoverschen u. andern stehen. Er gab auch noch andere, auf den Kirchengesang bezügliche Werke heraus, 8. oben S. 49 fg. 323. 340. Ausserdem:,,Jubilaeum cantionum ecclesiasticarum Lutheranarum, oder EvangelischLutherische Jubelfreude über die öffentl. Reformation der Kirchengesänge von Dr. M..Luther. 1724, welches Werk das Schilling'sche ULex. a. a. O. für identisch hält mit dessen :,,Ein' feste Burg u. s. w." (s. o. S. 323). Wir haben dieses Werk anderwärts nicht angezeigt gefunden. Ferner gab er heraus: ,,Der Niedersächsische Liederkern, oder vollständiges, auf die niedern sächsischen Lande gerichtetes Gesangbuch von 1500 Liedern." Braunschw. u. Lüneb., 1719. (Später als Hildesheimisches Gesangb. eingeführt.),,Evangelische Liedertheologie, oder lehr- und geistreiches Gesangbuch für das Herzogth. Lauenburg in 1200 Liedern." Hannov. u. Gött., 1737. 2. Aufl. 1742. 77) Johann Christian Zimmermann, geb. 1702 den 12. Aug. zu Langewiese im Schwarzburgischen, 1738 Hof

kaplan zu Hannover, 1743 Probst und Superintendent zu Uelzen, wo er den 28. Mai 1783 starb. Im Auftrage besorgte er 1740 das Hannoversche Gesangh. (1019 Lieder), als Gegensatz gegen die Pietisten, worin 7 Lieder von ihm (sowie auch einige in andern neuern Gesangbb., z. B. dem Dresdn., Hamburg., Würtemb.) stehen: ,,Gott, vor dessen Angesichte. Getreuer Gott, wie viel Geduld (verändert in:,,Mit welcher Langmuth," im Dresdn. Gesangb.). So komm ich denn, mein Gott. Will Jemand Christi Jünger seyn." Er neigte sich zu der Gottsched'schen Schule hin, die der Leibnitz - Wolfschen Philosophie folgte. Die kalte Verstandesrichtung warde vorherrschend, und das Gefühl kam nicht zur Aeusserung. Wir kommen zum

Gellert'schen Dichterkreise, dessen Richtung nicht eigentlich altkirchlich mehr ist, noch weniger pietistisch, sondern moralisch insbesondere, und allgemein menschlich - christlich überhaupt. Das Positive des Christenthums steht im Hintergrunde, der Verstand, das Denken, der Lehrton ist vorherrschend. Von Bibelsprache ist wenig zu verspüren. Auf diese Richtung des Kirchenliedes hatte die Leibnitz Wolf'sche Philosophie bedeutenden Einfluss, der sich schon Zimmermann (No. 77) zugewandt hatte. Die Moral- (Pflichten -) lieder, wie sie Rambach (No. 21) schon angebaut hatte, kamen nun erst recht zur Geltung, zumal seit der Entstehung und Verbreitung der Kant'schen Philosophie (Kritik der reinen Vernunft. Riga, 1781. 8. Kritik der praktischen Vernunft. Riga, 1788. Kritik der Urtheilskraft. Berl., 1790. 8.). Die einzelnen Tugenden und Pflichten (Wohlthätigkeit, Versöhnlichkeit, Aufrichtigkeit u. s. w.) wurden nun in Liedern besungen und empfohlen. Einen Vergleich mit der frühern Zeit des specifisch - christlichen, in Liebe thätigen Glaubens hält diese neue Richtung allerdings nicht aus, doch war sie für ihre Zeit, wo Glaubenslosigkeit und Unglaube herrschte, zumal seit Friedrich, dem Grossen, von Preussen, als dem Repräsentanten desselben, noch immer eine gute und wohlthätige. Gellert selbst, als Held dieser Periode, war selbst sehr fromm, sein Lied, wenn auch nicht ganz volksmässig, doch allgemein ansprechend (auch die Katholiken befriedigend), und der eigentliche Ausdruck seiner eigenen, wahren Gesinin einer edeln und reinen Sprache. Seine vielen Nach

ahmer erreichten ihn nicht, und wurden seichter und flacher. Es trat auch nun leider! noch die Zeit der s. g.,,Verbesserung" (Verböserung, Verwässerung) der alten Kirchenlieder ein, die dem Zeitgeschmacke nicht mehr zu entsprechen schieneu in ihrer kräftigen, derben Sprache, und in ihrem specifischchristlichen Glaubensgehalte. Die alten Lieder wurden modernisirt, selbst,,Ein' feste Burg ist (Biberacher Gesangb., vgl. oben S. 325). Klopstock machte mit dieser,,Verbesserung" den Anfang, aber was er sich noch nicht erlaubte, das thaten die Nachfolger Diterich, Cramer, Schlegel, Heeren, Dürr, Basedow, Zollikofer, List. Bickel, Uz u. Andere. Weil es meistens hobe Beamte (Hofprediger, Consistorialräthe u. s. w.) waren, so gingen diese veränderten Lieder durch die neuen Gesangbücher in kirchlichen Gebrauch leider! über, wo sie jetzt noch gelten, wenn man auch neuerdings angefangen hat, die Urgestalt der alten Lieder herzustellen, und sie darin wiederzugeben: worin sich besonders das neue Würtemberg. Gesangbuch noch am Meisten auszeichnet. Die Gotteslieder dieser Zeit suchen das Daseyn Gottes nun vernünftig zu beweisen, und reden von den Eigenschaften Gottes, von der Vorsehung u. s. w. Gott wird ,,Gottheit, Vorsehung, höchstes Wesen" u. s. w. genannt. Die Jesus lieder stellen Jesum als einen göttlichen Lehrer der Wahrheit und Tugend dar, und fordern zu seiner Nachfolge in,,der Tugend" auf. Die Nächstenlieder behandeln alle einzelnen Pflichten gegen die Nebenmenschen. Die Tugendlieder schildern die Glückseligkeit der Tugendliebe und Tugendübung. Die Trostlieder weisen viel auf das,,dereinstige Wiedersehen" hin, was sinnlich ausgemalt wird. -- Auf die Liederdichtung hatten auch Einfluss die Dichter bunde (der Leipziger mit den,, Bremer Beiträgen" seit 1744, der Hallesche). Zum erstern gehörte nun auch Gellert. 78) Christian Fürchtegott Gellert ), geb. den 4.

*) Gellert's Biographie ist geliefert worden von Dr. Joh. Andreas Cramer im 10. Thle. von Gellert's sämmtlichen Schriften." Lpz., 1.-5. Theil. 1769. (von Gellert selbst besorgt). 6. 7. Th. (herausg. von J. A. Schlegel und G. L. Heyer) 1770. 8-10. Theil. 1774. Neue Ausg. 1775. 1784. gr. u. kl. 8. 41⁄2 Thlr.; von Dr. Heinrich Döring in Jena: „Gellert's Leben." Greiz, Henning. 1833. 8. 2 Bde. Vgl. die Recens. in Röhr's krit. Predigerbibl. 15. B., 2. Hft.; von Dr. G. Eduard Leo (Superintend. u. Consistorialr. in Waldenburg in Sachsen): „Da■ fromme Leben Gellert's. Für das Volk bearbeitet." Dread.,

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