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deinem Gott" u. a. fanden Verbreitung, in Berlin und im evangelischen Deutschland ist aber nur die 2. noch gewöhnlich. Winterfeld giebt 3 von ihm, die 1. u. 2.

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21) Johann Schop, wahrscheinlich in Hamburg geb. und gestorben, von seinem Freunde, dem Dichter Rist, dessen Lieder er in Mell. brachte, 1641,,Capellmeister," und 1654 Rathsmusikant bei Matthes on genannt, als ein tüchtiger Violinist berühmt, als welcher er mit dem Orgelspieler Jacob Prätorius (s. unten) öfters Concerte beim König Christian IV von Dänemark gab.,,Johann Risten's himmlische Lieder mit sehr lieblichen und anmuthigen, von dem fürtrefflichen und weitberühmten Herrn Johann Schop, wolgesetzten Melodieen" u. s. w. Lüneburg, gedr. und verlegt durch Joh. und Heinrich, Gebrüder, die Sterne. 1650. 8. 1654. 8. Nürnberg, 1658. 8. (50 Mell. Vgl. o. S. 446 fg. Die Druckjahre sind hier nach Becker, Die Tonwerke u. s. w. S. 177 ff. bestimmt; die Jahrzahlen 1641 und 1642, die Koch nach Winterfeld angiebt, beziehen sich wahrscheinlich nur auf den Druck des Textes ohne Mell., von deuen sich 18 im kirchlichen Gebrauche erhalten haben, z. B.,,Werde munter mein Gemüthe. Ermuntre dich, mein schwacher Geist. O Ewigkeit, du Donnerwort (Wach auf, mein Geist, erhebe dich) *). Hilf, Herr Jesu, lass gelingen. Sollt' ich meinem Gott nicht singen (Lasset uns den Herren preisen). Jesu, du mein liebstes Leben" u. a. m. Wie diese Lieder Rist's die besten sind, so sind auch die Mell. dazu melodisch schön, und voll rhythmischen Baues, sich nicht an die alten Kirchentonarten mehr bindend.) ,,(Rist's) u. s. w. Hausmusik“ u. s. w. Lüneb., 1654. 8. (70 Lieder mit 48 Mell. von Joh. Schop, (22 von Michael Jacobi). Wie diese Lieder ganz subjectiv und speciell sind, so auch die Mell., daher sie auch nicht in den öffentlichen Kirchengebrauch übergingen. Sie sind in der neuen Form bearbeitet, als Duette und nach der chromatischen Tonleiter. 22) Thomas Selle, geb. den 23. (nicht 25., Koch) März 1599 in einer sächsischen Stadt, die er selbst,,Cervicca"

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*) Die Mel.: „O Ewigkeit" u. s. w. rührt wahrscheinlich nicht von ihm her; denn Rist bemerkt, dass er den 1. Vers dieses Liedes mit,,seiner andächtigen Mel." vorgefunden, und die übrigen Verse dazu gedichtet habe.

nennt (Zörbig?), erst Rector zu Wesselbur in Dithmarsen, seit 1624-36 zu Heide, bis 1641 Cantor zu Itzehoe, und seit 1641 Stadtcantor, Canonicus minor und Musikdirector am Dome zu Hamburg, wo er den 3. Jul. 1663 starb. Er wurde zu den berühmten gezählt (s. o. S. 443, 7.), und galt als ein grosser Contrapunctist seiner Zeit. Vgl. o. S. 447. —,,Joh. Rist's Sabbathische Seelenlust" u.s.w. Lüneb., 1651. 8. (58 Lieder und Mell.) Darin die noch gebräuchliche Mel.:,,Auf, auf, ihr Reichsgenossen.",,Joh, Rist's Neue musicalische Festandachten u. s. w. Lüneb., b. Joh. und Heinrich Stern. 1655. 8. (52 Mell.) Er hielt sich noch an die alten Kirchentonarten, doch nicht streng, und die chromatischen Intervalle, die er anwendet, haben seine Mell. schwer, und für den Gemeindegesang ungeeignet gemacht, in den sie auch nicht eigentlich übergegangen sind. Sie haben noch rhythmischen Wechsel, und halten sich von der nenern Arienform fern.

Dazu wird auch das s. g.,,Gothaische Cantional" mit den Beiträgen des Christoph Demantius gerechnet: worüber später.

Entschiedene Anhänger der neuen Kunstrichtung, ausser dem bereits o. S. 434 fg. und 473 geschilderten Michael Prätorius, sind:

23) Heinrich Schütz *), geb. den 11. Okt. 1585 zu Köstritz bei Gera im Reussenlande **), zog jung mit seinen Eltern um 1591 nach Weissenfels, um die Verlassenschaft des Grossvalers anzutreten. Von da kam er 1598 als Capellknabe nach Cassel in die Capelle des um die Tonkunst verdienten und bekannten Landgrafen Moriz von Hessen (s. o. S. 475 fg.), begab sich aber dann auf die Universität zu Marburg, wo er Jura studirte, und auch einmal öffentlich disputirte. Den Antrag des Landgrafen, bei Johannes Gabrieli in Venedig Musik zu studiren, und jährlich dazu

*) Vgl. über ihn besonders C. von Winterfeld, Johannes Gabrieli und sein Zeitalter. Berl., 1834. 4. 3 Bde. Im 3. Bde (Fol.) ist auch Schützen's,,Was betrübst du dich, meine Seele" mitgetheilt. Carl Aug. Müller, Forschungen auf dem Gebiete der neuern Geschichte (Kurfürst Joh. Georg der I., seine Familie und sein Hof u. s. w. 1. Lief.) Dresd., Gerh. Fleischer. 1838. gr. 8. 11⁄2 Thlr.

**) Nicht ,,im sächsischen Voigtlande," wie es gewöhnlich heisst.

200 Thlr. von ihm zu beziehen, nahm er an, und war von 1609-13 in Venedig; es starb aber Gabrieli schon 1612. Er ward nach Dresden zur Kindtaufe des Herzogs August berufen, und erhielt den Antrag, gegen 400 Gulden jährlichen Gehaltes die Leitung der Capelle zu übernehmen. Der Landgraf Moriz entliess ihn (als seinen angeblichen Organisten) nur ungern auf einige Jahre, rief ihn 1616 ab, entliess ihn aber auf dringendes Gesuch, durch sein Schreiben vom 16. Jan. 1617 gänzlich aus seinem Dienste. Schütz richtete nun Alles italienisch ein, und reiste 1628 wieder nach Italien, wozu er Unterstützung und Vorschuss erhielt. Nach seiner Rückkehr war jedoch der dreissigjährige Krieg für Sachsen, für die Kunst und für ihn störend, dass er 1633 nach Kopenhagen ging; nach der Rückkehr nahm er 1637 wieder Urlaub, weil die Capelle fast aufgelöst war; 1641 war er wieder in Dresden, und bemüht, den Musikzustand wieder zu verbessern; erst 1645 ging dies vor sich, und 1647 war die Wiederanstellung italienischer Künstler gelungen. Schütz bezog in dieser traurigen Zeit einen Gehalt von 200 Thalern vom Könige von Dänemark, und suchte mehrmals um seine Entlassung in Dresden nach, auch 1651 und 1653, aber vergebens. Er blieb nun im activen Dienste bis zu seinem Tode, den 16. Nov. 1672. Er hatte 2 Churfürsten von Sachsen Johann Georg I. u. II. 58 Jahre lang gedient. Er war ein berühmter und verdienter Tonkünstler, ein Kenner und Beförderer der italienischen Compositionsweise, als welcher er die italienischen Concerte in Dresden einführte. Er hat Mancherlei componirt, wovon hieher gehört:,,Cantiones sacrae für 4 Stimmen mit Orgel. Freiberg, 1625. Symphoniae sacrae III. IV. V. VI. vocum. Venet. ap. Barthol. Magn. I. Pars. 1629. II. Pars. Dresd., 1647. Fol. III. Pars. Dresden, 1650. Fol. (21 Gesänge.) - Psalmen Davids, hiebevorn in teutzsche Reimen gebracht durch Cornelium Beckern vnd anjetzo mit 103 eigenen Melodeyen, darunter 92 Newe vnd 11 alte, nach gemeiner Contrapunctsart in IV Stimmen gestellet durch u. s. w." Freybergk, bey Georg Hoffmann. 1628. 8. Güstrow, 1640. 4. Dieses Psalmenwerk war dem Calvin'schen (s. o. S. 415 ff.) entgegengesetzt. Eine neue Auflage davon,,,durchaus zu Kirchen und Schulen Gebrauche, mit so vielen, auf jeglichen Psalm eingerichteten, eigenen Melodeyen vermehrt erschien

auf Befehl des Churfürsten zu Dresden, 1661. Fol. Seine Mell. haben zum Theil rhythmischen Wechsel; die weichen Tonarten sind vorherrschend.,,Das altkirchliche, das volksmässige Gepräge sind [ist] darin noch erkennbar, aber die Richtung des 17. Jahrhunderts ist entschieden überwiegend,“ sagt Winterfeld II, S. 227, der dann S. 229 bemerkt, dass Schützens Psalmmelodieen weder als Muster geistlicher Liedweisen überhaupt, noch insbesondere der harmonischen Behandlung der Kirchentöne gerühmt werden dürfen. Den Gemeindekirchengesang hat er nicht gefördert, aber den geistlichen Kunstgesang. Eine Kirchenmelodie ist

nicht von ihm.

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von

24) Johann Rosenmüller, ein Sachse (mehr ist über seine Jugend nicht bekannt), studirte in Leipzig, um 1647 (nach Dr. Schilling's ULex. VI, S. 58, schon 1640) Collaborator an der Thomasschule das., und Stellvertreter des kränklichen Cantors und Musikdirectors Tobias Michaelis an der Thomasschule († 1657), der es ihm erlaubt haben soll, einen eigenen Chor zu halten, welcher sich bald zu Ansehen erhob. Weil er als Verführer seiner Schüler in Untersuchung gekommen seyn soll (1655), habe er sich nach Hamburg begeben, und von dortaus um Rückkehr gebeten, sei dann aber nach Italien (Venedig) gegangen, wo er nach Wolfenbüttel als Capellmeister berufen worden ist (1680), wo er 1686 starb. Ueber seine Kernsprüche s. o. S. 141. Sie sind,,concert weise," nach italienischer Art, mit und ohne Begleitung gesetzt. Kräftig und schön ist darin besonders der 3stimmige Gesang (ohne Begleitung):,,Kindlich gross ist das gottselige Geheimniss u. s. w., abgedruckt bei Winterfeld II, No. 109. Man schreibt ihm die Erfindung der Mell. zu 3 Liedern von Joh. Georg Albinus (s. o. S. 455) zu: ,,Welt, ade, ich bin dein müde. Alle Menschen müssen sterben (,,dass ein Tonsatz über dasselbe von Rosenmüller herrühre, ist nicht zu bezweifeln," Winterfeld II, S. 247). Straf mich nicht in deinem Zorn." Vgl. o. S. 455 darüber. Er ist mehr für den Kunstgesang, als den Gemeindegesang wichtig.

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25) Andreas Hammerschmidt, geb. 1611_zu Brix in Böhmen, in der Musik unterrichtet vom Cantor Stephan Otto zu Schandau in Sachsen, wurde 1635 Organist an der Peterskirche zu Freiberg, und am 26. April 1639 an der Jo

hanniskirche zu Zittau, wo er den 29. Okt. 1675 starb. Er gab heraus: ,,Musikalische Andachten, das ist Geistliche Concerte" u. s. w. 1. Theil (21 ein- bis 4stimmige Tonsätze meist über Bibelsprüche). Freiberg, Georg Beuthner. 1638. 4. (Bei Becker nicht angegeben.) 2. Theil,,,Geistliche Madrigalien" genannt, mit IV — VI Stimmen u. s. w. Das., 1641. 4. (34 Sätze.) 3. Theil, ,,Geistliche Symphonieen mit I u. II Vocalstimmen, zwey Violinen" u. s. w. Das., 1642. 4. (nach Winterfeld 1642 und 31 Sätze, nach Becker 1652, und 19 Sätze?). 4. Theil,,,Geistliche Motetten und Concerte" genannt. Das., 1646. 4. (40 Sätze.) 5. Theil,,,Chormusik mit 5 u. 6 Stimmen mit dem Basso continuo." [? Lpz. u. Freiberg, 1651. 4.] (31 Gesänge.) Lpz., 1653, 4.) Winterf. rühmt den fliessenden, angenehmen Gesang, und die wechselnde Harmonie an ihnen. ,,Dialogi oder Gespräche zwischen Gott und einer gläubigen Seele, auss den biblischen Texten zusammen gezogen und componirt in 2, 3 und 4 Stimmen nebenst dem Basso continuo." Dresden, Gimel Berg. 1645. 4. (22 Gesänge.) 2. Theil,,,darinnen Herrn Opitzen's hohes Lied Salomonis in I u. II Vocal-Stimmen, II Violinen, einem Instrumental- vud General - Bass comp." Das., 1645. 4. (15 Gesänge.) -,,Musikalische Gespräche über die (Sonntags- und Fest-) Evangelia" u. s. w. Dresd., Christian Berg. 2 Thle. 1655. 1656. (Der 1. Theil enthält 30 Tonsätze, die meisten mit Instrumentalbegleitung, der 2. aber 29. Fehlt bei Becker.) Er nannte sie,,Gespräche, weil Sprüche des alten Testaments, zuweilen des neuen, seltner Lieder, den Verkündigungen des Evangeliums antworten. Weil er Chorale einflicht, so hat er zugleich den Gemeindegesang mit dem Kunstgesange verbunden, welche Verbindung von Schütz und Rosenmül ler versäumt worden war. ,,Fest, Buss- und Danck Lieder mit V Vocal-Stimmen und V Instrum. nach beliebung, nebenst dem Basso continuo." Zittau, Christian Berger, 1658. 4. (32 Gesänge.) Es sind einfache Gegensätze des Einzelgesanges und vollen Chores, auf denen die Anordnung des Satzes aller dieser Lieder beruht, und doch ist Hammerschmidt mannichfaltig und neu in der Art, wie er sie gegen einander stellt. Die Kirchentonart ist überall verschwunden, durchweg herrschen die Tonarten unserer Tage vor,“ sagt Winterfeld II, S. 268. 271.,,Joh. Rist's Neue musikalische Katechismus - Andachten" u. s. w.

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