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einer Vorstadt Nürnbergs, gest. d. 16. Jul. 1659. Verfasser des in alten Gesangb. befindlichen Liedes, was er in einer langen Krankheit gedichtet haben soll:,,Ach, Gott, erhör mein Seufzen."

75) Dr. Johann Olearius, geb. den 17. Septbr. 1611 zu Halle, wo sein Vater Superintendent war, erst Superint. zu Querfurt, dann Hofprediger zu Halle, und gest. als Oberhofprediger, Kirchenrath und Generalsuperint. zu Weissenfels den 14. April 1684. Geistliche Singekunst. Lpz., 1671. 8. 1672. 12. (166 geistl. Lieder.) Evangel. Gedenkring bei der geistl. Gedenkkunst. Lpz., 3. Aufl. 1677. 8. 2 Lieder von ihm stehen im Hambg. Gesangb. v. 1843.

76) Christoph Wagner, geb. d. 9. Nov. 1615 zu Weydenberg bei Baireuth, 1644 Diaconus zu Thiersheim, und dann Diac. in seinem Geburtsorte, wo er 1688 starb.,,So gehst du nun, mein Jesus, hin" (Passionslied im Weimar. Gesangb. v. 1795, wird auch Nachtenhöfern [s. o. S. 461] zugeschrieben).

77) M. Joh. Christoph Arnschwanger, geb. den 28. Dec. 1625 zu Nürnberg, wo er als Schaffer an der Lorenzkirche d. 10. Dec. 1696 starb. Lieder und Gesänge. Nürnb., 1659. 1711. 8. Heilige und christl. Psalmen. Ebd., 1680. 8. (180 geistl. Lieder.) 78) Baccal. th. Michael Hunold, geb. d. 25. Oct. 1625 zu Leissnig in Sachsen, Rector, Diaconus und Archidiac. zu Rochlitz, wo er nach längern Leiden 1672 starb. Unter seinen 15 Liedern z. B.:,,Nichts Betrübteres ist auf Erden" (auf Wittwen und Waisen, im Dresdn. Gesangb. v. 1789).

79) M. Christian Scriver, geb. den 2. Jan. 1629 zu Rendsburg in Holstein. Es starb ihm der Vater (Kaufmann) und Stiefvater (Probst) bald, er wurde erst Diaconus in Stendal, dann Pastor in Magdeburg, auch Senior des dasigen Ministeriums und Inspector des Holzkreises, und starb als Oberhofprediger und Consistorialrath zu Quedlinburg den 5. April 1693 (jedoch in Magdeburg begraben). Wohl bekannt als edel-mystischer Schriftsteller (Seelenschatz, vor Kurzem wieder herausgeg. von Dr. Rud. Stier, u. a. Schriften). Geistl. Lieder:,,Meine Seele ist stille. Der lieben Sonne Pracht, u. a. (1 im Hambg. Gsgb. v. 1843).

80) M.. Ernst Stockmann, geb. den 18. April 1634 zu Lützen, Sohn des M. Paul St. (s. o. S. 466), erst Pfr. zu Beyer - Naumburg bei Mansfeld, dann Superintendent zu Allstedt, ferner seit 1691 Consistorialassessor zu Eisenach, und 1709 Weimar. Kirchenrath, gest. den 28. April 1712. Poëtische Schriftlust, oder 100 geistl. Madrigalen. Lpz., 1701. 8. Daraus das bekannte, schöne Lied: ,,Gott, der wird's wohl machen, dem ich meine

Sachen." 81) M. Joh. Gottfried Olearius"), geb. d. 25. Sptbr. 1635 zu Halle a. d. Saale, wo sein Vater Superintendent war, erst Hülfsprediger, dann Diaconus, Pastor und Inspector das., seit 1688 Superintendent und Consistorialrath zu Arnstadt, wo er erblindet den 21. Mai 1711 starb. [Vater des bekannten Hymnologen M. Joh. Christoph Olearius, Diaconus, dann Archidiaconus und Consistorialassessors das., geb. den 17. Septbr. 1668 zu Halle, gest. 1747 in Arnstadt, Verfassers von: Entwurf einer Liederbibliothek. Arnst., 1702. 12. Jubilirende Liederfreude. Arnst., 1717. 8. Enchiridion geistlicher Gesänge. Arnst., 1720. 8. Evangelischer Liederschatz. Jena, 1. 2. Th. 1705. 3. Th. 1706. 4. Th. 1707. 8. Hymnologia passionalis. Arnst., 1709. 8. u. a. **).] Unter seinen 29 geistl. Liedern (Poëtische Erstlinge. Halle, 1664. 2. Aufl. unter dem Titel: Geistl. Singelust. Arnst., 1697. 12.) sind die bekannten:,,Nun kommt das neue Kirchenjahr. Komm, du werthes Lösegeld.“

82) Dr. th. Friedrich Fabricius, geb. den 20. April 1642 zu Stettin, seit 1669 Diaconus, später Pastor an der Nicolaikirche das., gest. den 11. Nov. 1703. Ein Lied (Original:,,Grosser Gott, so viel du Gutes") steht im Hamb. Gesangb. v. 1843, No. 319 (verändert). 38 Lieder (Gefängniss-, Zeit- und Nothlieder).

*) Vgl. überhaupt über die Liederdichter des Namens Olearius die Schrift (die wir vor uns haben) von M. Joh. Bernh. Liebler, Pfr. zu Obernesse:,,Hymnopoeographia Oleariana, oder Olearische Liederhistorie, darinnen unterschiedene Olearii als berühmte Liederdichter" u, s. w. Naumburg, 1727. 8.

**) Ein Verzeichniss seiner zahlreichen Schriften, darunter historische und numismatische, steht als Anhang zu seinem „Liederschatze," und umfasst von 1690–1707 schon 36 Nummern, wozu noch andere hinzugekommen sind.

83) Dr. jur. Johann Friedrich Herzog, geb. 1648 zu Dresden, wo er als Rathsconsulent den 21. März 1699 starb. Das bekannte Lied: ,,Nun sich der Tag geendet hat, soll er 1670 als Student in Wittenberg gedichtet haben.

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84) Salomo Frank, geb. den 6. März 1659 in Weimar, wo er Oberconsistorialsecretär war, und d. 11. Jun. 1725 starb. Geist- und weltliche Poësien. Jena, 1711. 8. 2. Th. 1716. 8. (179 geistl. Lieder.),,Ach, Gott, verlass mich nicht" (in neueren Gesangbb.).

85) M. Joh. Friedrich Zihn, geb. den 7. Septbr. 1650 zu Suhl, 1679 Rector das., sowie 1690 Subdiaconus und Archidiac., als welcher er dort den 16. Jan. 1719 starb. ,Gott lebet noch, Seele, was verzagst du doch."

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86) Lic. th. Heinrich Jonathan Werenberg, geb. den 1. Septbr. 1651 zu Eilenburg (angeblich Melanchthon's Urenkel von mütterl. Seite), 1677 Conrector in Eisleben, 1681 Prof. in Weissenfels, 1687 Superintendent in Jüterbogk, 1697 Pfr. in Lüneburg und später Superint., wo er den 8. Jun. 1713 starb. ,,Mein Erlöser, der du mich" (im Dresdn. Gesangb., abgekürzte Form Dietrich's von:,,Unverfälschtes Christenthum" in Schöber's Liedersegeu No. 772).

87) M. Salomo Liscovius, geb. den 25. Okt. 1640 zu Niemitzsch in der Lausitz, wo sein Vater Pfr. war, 1664 Pfr. in Otterwisch b. Grimma, 1685 Diac. in Wurzen, wo er den 5. Dec. 1689 starb. Gekrönter Dichter. ,,Ich Schatz über alle Schätze. Gott ist's, der das Vermögen schafft. Bedenke, Mensch, das Ende. Meines Lebens beste Freude."

freue mich, mein Gott, in dir.

,,So

88) Joh. Heinrich von Hippen, geb. 1656 zu Wohlau in Schlesien, Limburgischer Rath und Hofmeister. tret' ich demnach an." 66 89) Georg Linzner, geb. in Camenz, um 1680 Privatlehrer in Breslau.,,Sei getreu bis an das Ende“ (nach Andern von M. Theodor Crusius, geb. zu Mitweida, erst Cantor in Borna, seit 1664 Diaconus das., wo er 1686 starb. Nach Andern von M. Christian Jäger, unbekannt).

90) Hans von Assig, geb. den 20. März 1650 zu Breslau, in schwedischen und brandenburgischen Kriegsdiensten, dann

Kammerdirector in Schwibus, gest. den 5. Aug. 1694. ,,Dreieinig-heilig - grosser Gott" (zur Einweihung der Kirche in Schwibus gedichtet, im Weimar. Gesangb.). 91) Moriz Cramer, Pfr. zu Marne in Ditmarsen, gest. 1702.,,Gott lebet noch, ich sorge nicht."

92) Franz Joachim Burmeister, aus Lüneburg, gest. (?1688) als Rechtscandidat und gekrönter Dichter.,,Es ist genug, so nimm, Herr, meinen Geist" (unterzeichnet mit: F. J. B., aus seinem: Wohlklingendes Lob Gottes. Frkf., 1710. 4.). (Rector in Nürnberg? Koch.)

93) Joh. Friedrich Moeckel, geb. den 16. Jan. 1661 zu Culmbach, Pfr. zu Teisenort, Hayo, Neuhaus und Steppach bei Neustadt a. d. Aisch, wo er den 19. April 1729 starb.,,Nun sich die Nacht geendet hat" (1691). 94) M. Erdmann Neumeister, geb. den 12. Mai 1670 zu Üchtritz bei Weissenfels, Pfr. in Bibra, Hofdiaconus in Weissenfels, Superint. zu Sorau, Pastor und Scholarch zu Hamburg, gest. als Jubilar den 18. Aug. 1756.,,Jesus nimmt die Sünder an. Mein lieber Gott, gedenke meiner. Mein Herz, warum betrübst du dich."

95) Dr. th. Valentin Ernst Löscher, geb. d. 29. Dec. 1673 zu Sondershausen, wo sein Vater Superint. war, erst Docent in Wittenberg, 1698 Superint. in Jüterbogk, 1702 Superint. in Delitzsch, 1707 ordentl. Prof. der Theol. in Wittenberg, 1709 Superint. in Dresden, bezüglich Oberconsistorial- u. Kirchenrath, wo er als Jubilar d. 12. Febr. 1749 starb.,,0 König, dessen Majestät," u. a.

Die reformirten Kirchenliederdichter dieses Jahrhunderts sind schon mit genannt, z. B. die Churfürstin von Brandenburg Luise Hennriette (s. o. S. 456), und Joachim Neander (s. o. S. 460).

Als katholische Liederdichter sind zu erwähnen:

Friedrich von Spee, geb. 1591 (nach Andern 1592) zu Kaiserswerth, ein Jesuit, und eine Zeit lang Lebrer der Philosophie und Theologie zu Köln, war dann Missionär, lebte hierauf im Hildesheimischen, und starb in Trier den 7. Aug.

1635, wo er sich durch Verpflegung der Lazarethkranken eine Krankheit zuzog. Er war ein heller Kopf, und schrieb gegen die Hexenprocesse (Cautio criminalis. Rinteln, 1631). Seine geistlichen Gedichte, zwar der Sprache nach raub, aber voll Geist und Mystik, erschienen nach seinem Tode unter dem Titel: Trutz-Nachtigall, oder geistlichpoetisches Lustwäldlein u. s. w. Köln, 1649. 12. 1660. 12. 1683. 12. (51 Lieder mit 24 Mell.) Neue Ausgabe unter dem Titel: Trutz nachtigall. Blüthen religiösen Geistes und Sinnes aus der ersten Hälfte des 17. Jahrh., herausgeg. von Willmes. Köln, 1812. Eine Auswahl dieser Gedichte in moderner Form gab J. H. v. Wessenberg: Auserlesene Gedichte. Zürich, 1802. 8. Eine lateinische Uebersetzung davon erschien, M. D. L. unterzeichnet, zu Frankf. a/M. 1719. Fernere,,wörtlich treue" Ausg., vermischt mit den Liedern aus dem güldenen Tugendbuch desselben Dichters erschien durch Clemens Brentano zu Berlin, Dümmler, 1817. 12. (11⁄2 Tblr.). Auch in: Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh. von K. Förster. 12. Bd. Lpz. Brockhaus, 1831. 8. (1 Thlr. 8 Gr.) Dr. med. Angelus Silesius, den man auch hieher mit rechnen könnte, s. o. S. 458.

§. 16 (vgl. §. 14. S. 414 ff.).

Wir gehen nun über zu der Schilderung der Erfinder und Bearbeiter der Choralmelodieen im 17. Jahrhunderte. Sie scheiden sich in 2 Klassen, von denen die erstere diejenigen in sich schliesst, welche der alten Schule mehr oder weniger noch angehören, die zweite aber sich der neueren, aus Italien nach Deutschland verpflanzten Kunstrichtung in verschiedenen Abstufungen anschliessen, und in derselben wirken. Ueber diese neue Tonschule, ihre Entstehung und Richtung, bemerken wir hier Folgendes: in Florenz kam im Hause des Grafen Giovanni Bardi di Vernio durch eine Schrift Vincenzio Galilei's) über die musikalische Begleitung der altgriechischen Trauerspiele (1581), die,,recitirend" gewesen sei, der recitirende, declamatorische Gesang auf, für eine Stimme mit einfacher Instrumentalbeglei

*) Vater des berühmten Mathematikers und Astronomen Ga

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