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und Freund, dichtete das einzige, ihn überlebende Lied: ,,Sey Lob und Ehr dem höchsten Gut," und starb den 22. Mai 1690. Er ist fälschlich für ein Socinianer gehalten worden. 62) M. Christoph Titius, geb. d. 24. Mai 1641 zu Wilkau b. Breslau, Sohn des Pfarrers das., seit 1666 Pfarrer zu Laubenzeddel in Franken, 1671 zu Hensenfeld b. Nürnberg, 1685 Diaconus in Herspruck, ebenfalls in Baiern, bezüglich später Archidiac., und Pfr. das., wo er den 21. Febr. 1703 starb. Seine 54 geistl. Lieder (Morgen- und Abend-Himmelslieder. 3. Aufl. Nürnb., 1701. 24. Zuvor schon: Sündenschmerzen, Trost im Herzen, Todtenkerzen. Nürnb., 1664. 12. Himmelreise, Seelenspeise, Engelweise. Ebd., 1670. 12.), z. B.:,,Solltes gleich bisweilen scheinen. Liebster Vater, ich dein Kind. Ich armer Mensch, ich armer Sünder," sind noch im Gebrauche, und gemüthlich, in biblischer Sprache.

63) Johann Adam Hasslocher, geb. zu Speyer d. 24. Septbr. 1645, Diaconus, bezüglich Pfr. zu Kronweissenburg, 1675 Pfr. in Speyer, und starb als Hofprediger, Superintendent und Consistorialrath in Weilburg den 9. Jul. 1726. Spener'n hatte er schon in Strasburg, wo er studirte, kennen gelernt. 25 geistl. Lieder (Zeugnisse der Liebe zur Gottseligkeit. Herausgeg. von seinem Freunde Schlosser, Rector und Prediger in Weilburg. Wetzlar, 1727.), z. B. das kräftig wahre: _,,Du sagst, ich bin ein Christ (nach Arndt's wahrem Christenthume). Unser Gott, wir danken dir" (im Dresdner Gesangb.)

64) Cyriacus Günther, geb. 1649 zu Goldbach bei Gotha, Lehrer am Gymnasium zu Gotha, wo er 1704 starb. 10 [nach Koch 16 (30 im Ganzen gedr. 1714)] Lieder im Freylinghausenschen Gesangb. (die Diterich und Zollikofer zum Theil verändert haben), z. B. „Halt im Gedächtniss Jesum Christ."

65) M. Samuel Rodigast, geb. zu Gröben bei Jena, d. 19. Okt. 1649, war Docent in Jena, wurde 1680 Conrector am Gymnas. zum grauen Kloster in Berlin, und 1698 Rector das., wo er neben Spener, seinem Vorgesetzten und Freunde, wirkte, und als ein kluger, gelassener Mann geachtet wurde, und im März 1708 starb. Er ist bekannt durch das

einzige, schöne Lied:,,Was Gott thut, das ist wohlgethan (gedichtet 1675 in Jena für den kranken Cantor Severus Gastorius, der es nach Einigen bei seiner Krankheit mit einer selbst erfundenen Melodie versehen, und bei seinem Begräbnisse, wenn er sterben sollte, zu singen befohlen haben soll, nach Andern aber erst nach seiner Genesung; durch die Currentschüler sei es öfters gesungen und weiter bekannt geworden, da es besonders auch die Studirenden anderwärts hin verbreitet haben sollen. Zuerst steht es *) im Ansbacher Gesangb. (Davidsche Seelenharfe. Nürnb., 1684.) ohue den Namen des Dichters, und ohne Mel., welche sich zuerst findet im Nürnberg. Gesangb. von 1690. Winterf. II, 584 ff. 624 ff. ist geneigt, die Mel. dem Gastorius abzusprechen, weil sie nicht in einem Thüringischen oder Sächsischen Liederbuche zuerst vorkommt, und dem Johann Pachelbel (geb. zu Nürnberg den 1. Sptbr. 1653, studirte in Altdorf, lebte 3 Jabre in Regensburg, seit 1675 Viceorganist in Wien, dann Hoforganist in Eisenach, 1678 Organist in Erfurt, sowie um 1690 in Stuttgart, 1692 in Gotha, zuletzt in Nürnberg, wo er d. 3. März 1706 starb. Ein vorzüglicher Organist u. Kirchencomponist seiner Zeit.) zuzuschreiben (1684-90), von dem ein ausgeführter, motettenartiger Satz über diese Mel. vorhanden ist (Winterf. II, No. 219. a. b. c.), welcher auf den Urheber der Mel. selbst binweise, wie das Gesangb., worin sie zuerst stebt. Die Mel. ist sehr beliebt und ansprechend. Koch findet sie nicht eben kirchlich. 66) Friedrich Rudolph Ludwig, Freiherr von Canitz, geb. d. 27. Nov. 1654 zu Berlin, von seiner Grossmutter nach dem Tode des Vaters fromm erzogen, zuletzt Königl. Preuss. geheimer Rath in Berlin, wo er d. 11. Aug. 1699 starb. Spener's Hausfreund. Seine geistl. Lieder kamen nach seinem Tod heraus (Nebenstunden unterschiedener Gedichte. Berl., (1700 nach Koch, 1703 u. 19 nach Heerwagen. Vollständiger von J. Ulrich v. König, 1727. 8.). „,,Seele, du musst munter werden (Morgenlied). Gott, du lässest mich erreichen" (Abendlied) im neuen Würtem b. Gesangb.

*) Es war das Lieblinglied des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preussen, daher auch Dr. Drüsecke nach dem Tode desselben darüber predigte. Vgl. Drüsecke, Zwei Predigten zum Gedächtniss u. s. w. Magdeburg, 1840. 8.

67) Laurentius Laurenti, geb. d. 8. Juni 1660 zu Husum in Holstein, seit 1684 Cantor und Musikdirektor zu Bremen, wo er den 29. Mai 1722 starb. S. o. S. 132. Seine geistl. Lieder sind einfach, aber voll Salbung. „Ermuntert euch, ihr Frommen. Du wesentliches Wort, vom Anfang her gewesen. Nun ist es Alles wohlgemacht. Wach auf, mein Herz, die Nacht ist bin. O Mensch, wie ist dein Herz bestellt" stehen im neuen Würtemb. Gesangb.

68) M. Johann Caspar Schade, geb. d. 13. Jan. 1666 zu Kühndorf bei Meiningen, wo sein Vater, später Superintendent in Schleusingen, Pfarrer war, aber bald starb. In Leipzig, wo er studirte, war er der Stubengenosse von Aug. Hermann Franke (in Halle), und wurde Pietist, seit 1691 Diaconus an der Nicolaikirche in Berlin, wo er sehr jung starb den 25. Jul. 1698. Er war Spener's Amtsgenosse und Freund, ein sehr eifriger Prediger und Seelsorger, und wohlthätig. Fasciculus Cantionum, d. i. zusammengetragene geistl. Lieder u. s. w. Küstrin, 1699. 12. (44 geistl. Lieder.) 2. Aufl. 1720. ,,Mein Gott, das Herz ich bringe dir. Ruhe ist das beste Gut. Meine Seel ist stille zu Gott" im neuen Würtemb. Gesangb.,,Lebt Christus, was bin ich betrübt."

69) Dr. Joh. Burkhard Freystein, gest. in Dresden als Hof- und Justizrath. Durch Spener bekehrt. Nur: ,,Mache dich, mein Geist, bereit."

Diesen reiben wir noch an:

70) Emilie Juliana, Gräfin von Schwarzburg - Rudolstadt, geb. den 19. Aug. 1637 zu Rudolstadt, geborne Gräfin von Barby, vermählt seit 1665 mit dem Grafen Albrecht Anton von Rudolstadt. Fromm und gelehrt. Dichterin von 355 geistl. Liedern (Geistl. Brautschmuck der Freundin des Lammes. Rudolst. 1714. 8. Morgen-, Mittags- und Abendopfer. Ebd., 1699.), worunter auch: ,,") Wer weiss, wie nahe mir mein Ende" (auch fälschlich

*) Vgl. darüber die 2 Schriften (die wir vor uns haben) von M. Joh. Gottfr. Gregorii, alias Melissantes, Dass Frau Emilia Juliana u, s. w. allein die wahre Verfasserin des trostreichen Sterbeliedes: ,,Wer weiss“ u. s. w. sei und bleibe. Frkf. a/M., 1719. 8., und von einem Ungenannten: Wohlgemeintes Liederrätzel- um hierdurch

beigelegt. M. Georg Michael Pfefferkorn, der es sich selbst zuschrieb, geb. 1646 zu Ifte im Eisenachschen, erst Lehrer in Altenburg, dann Pfarrer zu Friemar, gest. als Superint. in Gräfentouna im Gothaischen den 3. März 1732, angeblich für den bekannten Veit Ludwig v. Seckendorf gedichtet).,,Ich lasse Gott in Allem walten."

71) Ernst Lange, geb. den 3. Jan. 1650 zu Danzig, wo er Rathsverwandter und Richter der Altstadt war, und 1727 (nicht 1756, wie Richter meldet) starb. 24 geistl. Lieder (LXI Gottgeheiligte Stunden. Danzig, 1711. S. auch b. d. Psalmen.), worunter: „Unter jenen grossen Gütern (im Würtemb. Gesangb. v. 1843). O Gott, du bist die Liebe" (nach Richter, im Dresd. Gesangb.).

Andere bemerkenswerthe Liederdichter dieses 17. Jahrhunderts sind folgende:

72) M. Paul Stockmann, geb. d. 6. Jan. 1603 zu Lützen, wo sein Vater Diaconus war, erst Prediger im Dienste des Königs Gustav Adolph von Schweden († 1632 bei Lützen), dann 1. Pastor der deutschen Gemeinde in der Seestadt Norre-Tellie in Upland, seit 1631 Pfr. auf dem Neumarkt vor Merseburg, zuletzt zu Lützen, gest. an der Pest (mit seiner Gattin) zu Mutschau bei Weissenfels den 9. Septbr. 1636. Von ihm ist:,,Jesu Leiden, Pein und Tod" (Passionslied von 34 Versen, bei Schober, Lieder segen No. 143. Zuerst einzeln gedruckt: Frommer Christen Leibstücke. Lpz., 1653), über dessen noch gebräuchliche, schöne Mel. von Melchior Vulpius s. o. S. 434".

73) Die 3 Gebrüder Franck: a) M. Sebastian F., geb. den 18. Jan. (nach Winterfeld den 16. Jan., ?) 1606 zu Schleusingen, seit 1632 Inspector am Gymnasium das., 1634 Pfr. zu Leuchtersbach im Fuldaischen, 1636 zu Geroda

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auf die rechte Gewissheit zu kommen, wer das Lied: Wer weiss" u. s. w. gemacht habe u s. w. (Ohne Ort.) 1723. 8. 1 Bogen. Es steht nicht in ihrem,,Brautschmucke", sondern zuerst im Rudolststädter Gesangb. von 1688. Das eigenhändige Concept d. d. Neuhaus d. 17. Septbr. 1686 soll vormals in der Kirchenbibliothek zu Gera gewesen seyn, wie von Gregorii a. a. O., S. 21. 85 gemeldet wird (laut Vorrede im Schleizer Gesangb. von 1713, S. 714).

und Platz in Franken, 1653 zu Zell, gest. als Diaconus in Schweinfurt den 12. April 1668. Sein Leben wurde durch die Kriegszeit unstet. Dichter und Componist, dem jedoch Winterfeld II, S. 472 kein Verdienst,,um die Mebrung des evangel. Kirchengesanges" zuschreibt. Er hat sich besonders dem Psalter zugewendet, und mehrere daraus geschöpfte Schriften herausgegeben. Das einzige, noch gebräuchliche Kirchenlied von ihm ist:,,Hier ist mein Herz, Herr, nimm es hin" (Hamburg. Gsgb. v. 1843).

b) Michael F., geb. den 16. März 1609 zu Schleusingen, wo er erst Bäcker war, aber sein Vermögen durch Diebstahl und Krieg verlor. 1640 zog er nach Coburg, wo er sich früher Sprachkenntnisse auf der Schule erworben hatte, und wurde 1644 unterer Lehrer an der dasigen Stadtschule. Starb den 24. Septbr. 1667 daselbst. Ein von Joh. Rist (s. o.) gekrönter Dichter, und zugleich Componist. Von ihm: Geistliches Harfenspiel. Cobg., 1657. 4. (Nach Winterfeld und Schilling's ULex. 30 vierstimmige geistl. Arien, nach Heerwagen und Richter 36 geistl. Lieder).,,Ach, wie flüchtig, ach, wie nichtig (im Würtemb. Gesangb. v. 1843). Sei Gott getreu, halt seinen Bund. Gott, der Frieden hat gegeben" (nach Heerwagen und Richter). Welche Mell. er zu seinen Liedern erfunden hat, lässt sich nach Winterfeld nicht genau bestimmen. Koch rechnet ihn zu den Dichtern des Blumenordens (s. o.). c) Peter F., geb. d. 27. Septhr. 1616 zu Schleusingen, Pfr. zu Thüngen in Franken, dann zu Rossfeld, Diac. zu Rodach, und gest. als Pfr. zu Gleusen und Heret in Baiern (nicht im Coburgschen, wie die Hymnologen, auch Winterfeld,,,Herreth" schreibend, melden) 1675 (nach Jöcher, Heerwagen und Richter. Winterfeld hat die Todeszeit ,,nicht angegeben gefunden"). Dichter (9 geistl. Lieder), und Componist, wie seine Brüder, z. B. Christritterlicher Todeskampf mit 4 Stimmen:,,Christus, Christus, Christus ist". Cobg., 1657. 4. Auf den Tod des Pfarrers Schulthess zu Heirath gedichtet und componirt. Die Mel. b. Winterfeld abgedr. II, S. 475, ,,muthig und frisch, aber über das Gepräge einer geistl. Singweise hinausgehend").

74) M. Jacob Peter Schechsius, geb. den 30. April 1607 zu Poppenreuth b. Nürnberg, zuletzt Pfr. zu Wöhrd,

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