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den 25. Septbr. 1632, Rector an der Jacobsschule das. seit 1670. Starb den 4. Nov. 1705. Seine geistl. Lieder, an das Hohe Lied Salomo's erinnernd, wurden einzeln 1652 u. 1660 bereits gedruckt, darunter:,,Meinen Jesum ich erwähle“ (im neuen Würtemb. Gesangb.).

50) Dr. th. Christoph Wegleiter, geb. den 22. April 1659, gekrönter (das Bildliche stark liebender) Dichter, Prof. der Theol. u. Diaconus zu Altdorf, hatte ein gutes Gedächtniss, starb das. d. 16. Aug. 1706. Von seinen 13 (16 nach Andern) geistl. Liedern steht: ,,Beschränkt, ihr Weisen dieser Welt" (nach Hoh. Lied 6, 2) im neuen Würtemb. Gesangb.

Die Dichter der 2. schlesischen Schule (unter Christian Hofmann von Hofmanns waldau, Caspar Daniel v. Hohenstein), die sich durch die, in Schlesien überhaupt verbreitete Mystik (Schwenkfeld, Weigel, Jac. Böhme) auszeichnen:

51) Dr. med. Angelus Silesius (eigentl. Joh. Scheff ler), nannte sich nach dem spanischen Mystiker Joh. ab Angelis, und nach Schlesien so, geb. zu Breslau 1624, las schon als Jüngling die katholischen Mystiker, und hatte keine Liebe an der Lutherischen Streittheologie, so dass er zuletzt katholisch wurde (1653). Er starb im Jesuitenkloster zu Breslau d. 9. Jul. 1677, nachdem er erst Leibarzt beim Herzog von Würtemberg-Oels, und (nach seinem Uebertritte zum Katholicismus) beim Kaiser Ferdinand III. gewesen war. 205 geistl. Lieder in: Heilige Seelenlust, oder geistl. Seelenlieder u. s. w. Bresl., 1657. 1697. 8. [nach Winterfeld 1657. 4 Thle. 2. Ausg. 1668. 5 Thle.], später unter dem Titel: Geistl. Hirtenlieder. Berl., 1702. 12., mit ebenso viel Mell., wovon 184 dem Georg Joseph(i) [unbekannt, nach Wetzel angeblich Musikus in Breslau im bischöflichen Dienste] angehören, die in Schlesien und der Lausitz noch bekannt seyn sollen ). Darunter die schönen, bekannten Lieder: ,,Liebe, die du mich zum Bilde. Mir nach, spricht Christus, unser Held. Zeuch mich nach dir, so laufen wir (nach dem Hohen Liede Salomo's). Ich danke dir für deinen Tod. Ach, sagt mir nichts von Gold und Schätzen,"

*) Nach Winterfeld nicht dem Geiste der Lieder angemessen.

u. a. m.

Sie sind voll tiefen Gefühls und lebendiger Sehnsucht nach Vereinigung mit dem Heilande, zu dem der Dichter voll Liebe erglüht. Ein köstlicher Schmuck der Gesangbücher, wo sie stets bleiben werden!

52) Christian Knorr von Rosenroth, geb. zu Altrauden in Schlesien d. 15. Jul. 1636, Sohn des dasigen Pfarrers Knorr, dessen Vorfahren in den erblichen Adelsstand erhoben worden waren. Er selbst ward zum Freiherrn ernannt. In Amsterdam hatte er die Alchymie und Kabbala gelernt, und gewann sich dadurch die Gunst des Pfalzgrafen von Sulzbach, der ihn zum geheimen Rath machte, als welcher er starb zu Sulzbach in Baiern nach Einigen im April 1688, nach Andern den 4. Mai 1689. Seine 75 geistl. Lieder stehen in seinem Neuer Helikon, d. i. geistl. Sittenlieder. Nürnb., 1684. 1694. 12. Sie sind voll Sebnsucht nach Christo. Ein Morgenlied: ,,Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschöpften Lichte," steht im neuen Würtemb. Gesangb.

:

53) Ludämilie Elisabeth, Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt, geb. d. 7. April 1640, starb als Braut mit ihrer Schwester an einem Tage, d. 12. März 1672, gebildet und fromm, dichtete 207 (nach Koch 215) geistl, Lieder, die von Liebe zu Jesu glühen, darunter:,,Schaff in mir, Gott, ein reines Herz (nach Ps. 51.). Sorge, Vater, sorge du. Gute Nacht, ihr matten Glieder," welche nach ihrem Tode erschienen: Die Stimme der Freundin. Rudolst., 1687. 12.

54) Dr. jur. Ahasverus Fritsch), geb. d. 16. Dec. 1629 zu Mücheln in Sachsen, wurde durch den dasigen Brand ganz arm, dass er sich kümmerlich bebelfen musste, Erzieher der Grafen von Rudolstadt, wo er mit der Dichterin No. 53 näher bekannt wurde, 1661 Hof- u. Justizrath das., seit 1679 Kanzleidirect. u. Consistorialpräsident (auch s. 1692 Kanzler der Universität zu Jena, und Gutsherr zu Mellingen bei Weimar), ein frommer Mann, desswegen von Spener

*) Vgl. über ihn L. F. Hesse (Archivrath in Rudolstadt, früher Professor das.), Rudolstädter Schulprogramm von 1833, S. 7 fg. Guericke, Abriss der Kirchengeschichte (Halle, 1842.), S. 176. F. Delitsch gab seine „,Christenthumsfragen," Dresd., 1841, wieder heraus. Seine grosse Thätigkeit unter körperlichen und andern Leiden als Jurist, Staatsmann, Theolog, bezüglich Schriftsteller, verdient Bewunderung.

geachtet, ein fruchtbarer ascetischer Schriftsteller, starb zu Jena d. 24. Aug. 1701. Himmelslust und Weltunlust. Jena, 1670. 8. Jesuslieder. Jena, 1668. 12. 2 Thle ). Von ihm:,,Mein Geist, o Gott, wird ganz entzückt" (verändert von Dietrich) im neuen Würtemberg. Gesangb.

55) Caspar Neumann, geb. d. 14. Septbr. 1648 zu Breslau, erst Reiseprediger beim Herzog von Eisenberg, seit 1676 Hofprediger in Altenburg, 1678 Diaconus in Breslau, 1689 Pastor und Consistorialassessor das., auch Prof. der Theol. an den Gymnasien. Er starb das. d. 27. Jan. 1715. Kern aller Gebete. Berl., 1737. (In viele Sprachen übersetzt.) Darin sind seine 39 geistl. Lieder, davon 4 im neuen Würtemb. Gesangb.:,,Herr, du fährst mit Glanz und Freuden (verändert). Herr, du hast für alle Sünder einen reichen Tisch gedeckt. O Gott, von dem wir Alles haben. Herr, es ist von meinem Leben." Von ihm ist auch:,,Mein Gott, nun ist es wieder Morgen. Gott, du hast in deinem Sohne."

56) M. Johann Neunherz, geb. den 16. Aug. 1653 zu Schmiedeberg in Schlesien, zuletzt Oberpfarrer in Hirschberg das., wo er 1737 starb. Er gab Liedersammlungen u. a. Schriften heraus. Von ihm steht das schöne Lied: ,,Trauernd und mit bangem Sehnen wandern zwei nach Emmaus" (Luc. 24, 13 ff.) im neuen Würtemb. Gesangb. 57) M. Gotttfried Hoffmann, geb. den 5. Dec. 1658 zu Löwenberg in Schlesien, seit 1688 Conrector, und seit 1695 Rector zu Lauban, sowie seit 1708 Rector zu Zittau, wo er den 1. Okt. 1712 starb. 17 geistl. Lieder in: Erbauliche Denkzettel, nach s. Tode herausgeg. 1717, z. B.:,,Geist vom Vater und dem Sohne. Zeuch hin, mein Kind, Gott selber fordert dich (im neuen Würtemb. Gesangb.). Wir singen, Herr, von deinem Segen. Hilf, Jesu, dass ich meinen Nächsten liebe. So wird die Woche nun beschlossen." Sie stehen im Dresdn. Gesangb.

Die Dichter des biblisch - praktischen Pietismus (Spener), die das erbauliche Andachtslied vertreten : 58) Joachim Neander (eigentl. Neumann), geb. 1610 zu Bremen, als erster deutsch-reformirter Dichter be

*) Darin auch Lieder Anderer.

deutend, Spener's Anhänger und Freund, mit dem er in Frankfurt, wo er Erzieher war, bekannt wurde, seit 1674 Rector der reformirten Schule zu Düsseldorf. Durch seine Feinde vertrieben, lebte er in der nach ihm genannten ,,Neandershöhle" am Rhein, wo er geistl. Lieder dichtete, bis er 1679 Prediger in seiner Geburtsstadt wurde neben dem Prediger Undereyk, durch dessen Predigten er früher zur Busse erweckt worden war. Er starb aber das. schon d. 31. Mai 1680. Nach seinem Tode kamen seine geistlichen Lieder (Bundeslieder. Bremen, 1679. Wesel, 1692. Frkf., 1712. Thurnau, 1716. heraus. Nach Winterfeld wäre die 5. Aufl. 1691, nach Koch die 6. 1716 erschienen), die erhaben und gemüthlich, auch nicht mystisch dunkel sind, wozu er selbst und Georg Christoph Strattner (erst Mitglied der Fürstl. Capelle zu Durlach, dann Capellmeister in Frankfurt a/M., und gest. 1705 als Vicecapellmeister in Weimar) Melodieen erfunden haben. Etwas Prachtvolles hat: ,,Lobe den mächtigen König der Ehren" (auch die Mel. von ihm 1680, sowie eine andere von Strattner 1691, beide b. Winterfeld II, No. 194, jedoch sind sie nicht in den Kirchengebrauch gekommen, vielmehr ist eine ältere, die diesen zu Grunde liegt, üblich geblieben, Winterfeld II, S. 522). Meine Hoffnung stehet fest (auch die Mel. von ihm, b. Winterf.). Der Tag ist hin (auch die Mel. von ihm und Strattner, a. a. 0.), Manche der Neander'schen Mell. sind noch gewöhnlich, und stehen in Kühnau's und Schichts Choralbuche. 58) Caspar Nachtenhöfer, geb. d. 5. März 1624 zu Halle an der Saale, 1651 Diaconus zu Meeder im Coburgischen, und seit 1671 Pfr. in Coburg, wo er den 23. Nov. 1685 starb. Spener's Anhänger, Dichter von 3 Liedern (im Coburger Gesangb.), z. B.:,,Diess ist die Nacht, da mir erschienen" (im neuen Würtemb. Gesangb.), und Melodieensänger (,,So gehst du nun mein Jesus hin“). 59) Adam Drese, geb. in Thüringen um 1630, seit 1655 Capellmeister in Weimar zur Zeit Neumark's (s. o. S. 454), wurde durch des Herzogs Vermittlung in der Compositionslehre vom Capellmeister Marco Saccho in Warschau unterrichtet, ward dann beim Herzog von Braunschweig Capellmeister, trat aber nach einem weltlichen Leben, von dem er sich 1680 bekehrte, in Folge der Spenerschen Schriften, die er las, in's Privatleben über, hielt in Jena, wo

er lebte, häusliche Erbauungsstunden, und dichtete 4 geistl. Lieder:,,Seelenbräutigam, Jesu, Gotteslamm (auch die Mel. von ihm); Dir ergeb ich mich, Jesu, ewiglich; Jesu, rufe mich von der Welt (in Schöber's Liedersegen No. 95). Er starb als Capellmeister zu Arnstadt, als Pietist angefochten, 1718.

60) Dr. th. Philipp Jacob Spener '), Schöpfer eines neuen religiösen, kirchlichen Lebens in der evangelischen Kirche durch Beförderung des praktischen Christenthums und wahrer Frömmigkeit, dem eingerissenen, in todten Buchstabenglauben und in nutzlose dogmatische Streitigkeiten versunkenen Zustande der Theologen und Geistlichen gegenüber, daher der,,zweite Luther" genannt. Geb. zu Rappoltsweiler im Elsass d. 13. Jan. 1635, wo sein Vater Registrator und Rath war, zeigte er schon als Kind religiösen Sinn und Ernst. Nachdem er in Strasburg, wo er seit 1663 Freiprediger geworden, einige Zeit Vorlesungen den Studirenden gehalten hatte, wurde er 1666 Prediger in Frankfurt a/M., wo ihn der Churfürst von Sachsen kennen lernte, und 1686 Oberhofprediger zu Dresden. Weil er aber dem Churfürsten wegen Trunksucht Vorhalt gethan hatte, suchte ihn dieser zu entfernen, und brachte ihn als Probst nach Berlin 1691, wo er den 5. Febr. 1705 starb. Er hat viel Freunde und Feinde gehabt. Stifter der s. g. Pietisten. Auch 9 geistl. Lieder (P. Gerhard war sein Vorbild) hat er gedichtet (Geistreiche Gesänge. 1710.):,,Aus des Todes Banden ist der Herr erstanden. Soll ich denn mich täglich kränken."

61) Lic. jur. Johann Jacob Schütz, geb. zu Frankfurt a/M. d. 7. Septbr. 1640, Advocat das., Spener's Anhänger

*) Vgl. Dr. th. W. Hossbach (unlängst in Berlin gest. als Prediger und Consistorialrath), Spener und seine Zeit. Berl., 1828. 8. 2 Thle. (Trefflich.) — Pfannenberg, Biographieen ausgezeichneter Christen. 3. Heft: Spener, Der Kirchenvater des evangel. Deutschlands im 17. und 18. Jahrh. Berl., 1832. Dr. Illgen (gest. als Prof. der Theol. in Leipzig den 4/5. Decbr. 1844), Historia Collegii Philobiblici Lipsiens. Lips., 1836. Pars I. 4. 64 pagg. Pars II. 1837. 4. 44 pagg. Pars III u. IV. (Sehr gut, wie wir aus eigenem Gebrauche wissen.) C. A. Wildenhahn (Pastor in Bautzen, 8. o. S. 450), Lebensbeschreibungen christlich frommer Männner. Sonntagsbibliothek. 1. Bd. Hft. 4 u. ff. Leben des Dr. Ph. J. Spener. Bielefeld, Velhagen u. C. 1845.

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