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7) Johann Hermann Schein, geb. zu Grünhayn in Sachsen d. 30. Jan. 1586, wo sein Vater Pfr. war, aber frühzeitig starb. Gebildet in Dresden und Schulpforte, studirte in Leipzig Theologie, und trieb Musik, wurde 1613 Capellmeister in Weimar, und 1615 Cantor an der Thomasschule und Musikdirektor in Leipzig an Calvisius' Stelle, wo er schon 1630 starb. Einer der berühmten 3 (Schein, Schütz und Scheid). Dichter und Tonsetzer, bezüglich Melodieensänger, Herausgeber von Gesängen, und eines Gesangbuches:,,Cantional, oder Gesangbuch mit 4, 5 vnd 6 Stimmen compon." In Verlegung des Autoris. 1627. 8. (286 Lieder mit 200 Mell.), 1645. 8. Darin sind von ihm 5 Lieder: ,,Mach's mit mir, Gott, nach deiner Güte (Sterbelied, zum Begräbnisse der am 16. Dec. 1628 in Leipzig beerdigten Ehefrau des Baumeisters Caspar Werner gedichtet, und die Mel. aus Fdur, eine der schönsten jener Zeit [,,Mir nach spricht Christus"], von ihm erfunden, in der 2. Ausg. seines Gesangb.). Ach, Herr, mich armen Sünder. Mein Herz ruht und ist stille. Ich bebe meine Augen auf;"8) Johann Siegfried, geb. den 20. Febr. 1564, gest. als Superint. in Schleiz d. 9. Okt. 1638, 74 Jahre alt (nicht nach Heerwagen's und Richter's falscher Angabe: 1673, als wenn er 109 Jahre alt geworden wäre, noch, wie Tucher, 1637. Wir haben unsere Angabe aus seiner Biographie in der Reussischen Kirchengallerie. Dresd., Schmidt. 1843. Fol. II. Abth., S. 16.).,,Ich hab' mich Gott ergeben," Sterbelied, wird auch Johann Leon (Leo) zugeschrieben, der, angeblich aus Modena gebürtig, um 1607 Pfr. in Wölfis b. Ohrdruff war, und von dem ist: Spiritus sancti gratia (Des heilgen Geistes reiche Gnad). Nun ist vollbracht auch dieser Tag. Ich armer Mensch, doch gar nichts bin (Nil sum, nulla miser novi solatia, von Ph. Melanchthon)" u. s. w., in ältern Gesangbüchern, auch ohne seinem Namen; 9) Dr. Bernhard von Derschau, geb. zu Königsberg d. 17. Jul. 1591, gest. das. als Pastor, Prof. der Theol. u. Consistorialassessor d. 13. März 1639. 10 Lieder: ,,Wach auf, du werthe Christenheit. Herr Jesu, dir sei Preis und Dank; 10) Dr. th. Joh. Matthäus Meyfart, geb. d. 9. Nov. 1590 zu Walwinkel im Gothaischen (nach Richter und Rassmann), oder zu Waltershausen (nach Heerwagen), erst Docent in Jena, seit 1617 Professor

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in Coburg, und später Director das. ; seit 1633 1. Prof. der Theol., auch Prediger zu Erfurt, wo er d. 26. Jan. 1642 starb. 3 Lieder: O grosser Gott von Macht (nach der Schlacht bei Lützen 1632 gedichtet). Jerusalem, du hochgebaute Stadt. Sag, was bilft alle Welt." 11) Dr. th. Andreas Kessler), geb. d. 17. Jul. 1595 zu Coburg, Sohn eines Schneiders, gest. das. als Generalsuperint. 15. Mai 1643, erst Prof. das., dann Superint. in Eisfeld u. Schweinfurt. 3 Lieder: ,,Keinen hat Gott verlassen" (auf den Namen seiner beiden Frauen:,,Katbarina").

Die Opitz-Flemming'sche Gruppe (1. Schlesische Dichterschule) **):

12) Martin Opitz von Boberfeld, geb. d. 23. Dec. 1597 zu Bunzlau, gekrönter Dichter, geadelt 1629, bekleidete verschiedene Stellen, gest. d. 20. Aug. 1639 in Danzig unverheirathet an der Pest. Wiederhersteller der Dichtkunst, Schöpfer der Prosodie. Sein Styl ist rein und geläufig, jedoch breit und schleppend. Besonders als Lehrdichter bedeutend. Geistliche Gedichte und Lieder: ,,Psalmen." Lpz., 1634. 12. ,,Geistliche Poëmata." Amsterd., 1645. 12. Frankf. a/M., 1746. gr. 8. IV. ,,Auf, auf, mein Herz, und du mein ganzer Sinn." 13) Johann Heermann ***), geb. den 11. Okt. 1585 zu Raudten bei Wohlau in Schlesien, Sohn eines Kürschners, lebte eine Zeit lang bei Val. Herberger (s. o.), gekrönter Dichter schon in seinem 23. Lebensjahre, seit 1611 Prediger zu Köben an der Oder bis 1636, gest. den 27. Febr. 1647 zu Lissa emeritirt. Er hat viel ausgestanden, seit 1623 immer leidend an der Nase und Luftröhre, Pest, Krieg und Plünderung. In dieser Zeit hat er seine schönsten Kirchenlieder gedichtet (1623-1634), die noch immer im Gebrauche sind (400, z. B.,,Zion klagt mit Angst und Schmerzen. O Gott, du frommer Gott. Wo soll ich fliehen bin. So wahr ich lebe, spricht dein Gott. Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen. Hilf mir, mein Gott,

*) Vgl. über ihn: Dr. Genssler, Die Hofkirche zu Coburg a. s. w. Coburg, 1883. gr. 8.

**) Aug. Kahlert, Schlesiens Antheil an der deutschen Poësie. 1838. 8.

***) J. D. Heermann, Prediger in Köben: Neues Ehrengedächtniss Joh. Heermann's u. s. w. Glogau, 1759. 8.

bilf, dass nach. Jesu, deine tiefen Wunden. Treuer Gott, ich muss dir klagen. A ch, Gott, ich muss in Traurigkeit [auf den Tod seiner 1. Frau]," u. a. m.). Sie sind fromm, und sprachlich gut. Er befolgte nämlich Opitzen's Regeln. Sie stehen zum Theil, 64, in:,,Devota musica cordis, oder Haus- und Herzensmusik." Lpz. u. Bresl. 1644. 12. 1650. 1663. 12.

14) Martin Rinckhart (Rinkart), geb. zu Eilenburg den 23. April 1586, 1610 Cantor in Eisleben, 1611 Diaconus in der Neustadt das., 1613 Pfr. zu Erdeborn in der Nähe, und 1617 Archidiaconus in Eilenburg, wo er den 8. Decbr. 1649 starb. Im Pestjahre 1637 hat er 4480 Todte beerdigen helfen ohne Schaden für seine Gesundheit. 1638 aber hat er die schreckliche Theuerung und Hungersnoth mit glücklich überstanden, wo ebenfalls Viele starben. Und wie er sich da wohlthätig zeigte, so milderte er auch durch seine Fürsprache eine grosse Kriegscontribution der Schweden. Doch hat er vom Rathe und der Bürgerschaft keinen Dank, sondern im Gegentheil Bedrückung erfahren. Als Dichter war er sehr geschätzt, und sein: Alle Gott" vgl. darüber o. S. 42 fg. gänglich. Im Ganzen 5 Lieder, z. B.,,Ach Vater, unser Gott (18 Verse, Schöber's Liedersegen. Greiz, 1749. 8. No. 616. Nach Richter a. a. O., S. 306, wären. nur die 2 ersten Verse von ihm (?). Hilf uns, Herr, in allen Dingen. Von ihm auch:,,Der Eislebische christl. Ritter." Eisl. 1613. ,,Der Müntzersche Bauernkrieg." Lpz., 1625.

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15) Dr. th. Josua Stegmann, geb. zu Sulzfeld in Franken 1588, 1617 Pfr. und Superintendent zu Stadthagen, und seit 1621 Prof. der Theol. in Rinteln, wie auch Schaumburgischer Superint., wo er den 3. Jun. 1632 starb. „Erneuerte Herzensseufzer." Lüneburg, 1630. 1633. 1638. 8. 12 Lieder von ihm, z. B. das bekannte, noch gebräuchliche:,,Ach bleib mit deiner Gnade." Ferner: Bewahr mich, Gott, mein Herre. Wie schön leuchtet der Morgenstern vom Firmament des Himmels fern" (Schö ber, Liedersegen, No. 1551.) u. a.

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16) August Buchner, geb. zu Dresden den 2. Nov. 1591, gest. als Prof. der Dichtkunst und Beredsamkeit (seit 1610) in Wittenberg den 12. Febr. 1661. ,,Der schöne Tag bricht an."

17) David von Schweinitz, auf Seyfersdorf und Petershof in Schlesien, geb. d. 23. Mai 1600, Regierungsrath, Hofrichter und Landeshauptmann des Fürstenthums Liegnitz, gest. den 27. März 1667. Geistliche Schriften (,,Von Prüfung des Gewissens. 1626. 12.,,Schild wider die Traurigkeit. Herzenspsalter oder andächtige Gebete über die Psalmen Davids. 100 evangelische Todesgedanken. Die kleine Bibel) und Lieder (Herzensharfe, oder geistreiches Gesangbuch").

18) Dr. jur. Johann Hoefel, geb. d. 24. Jun. 1600 zu Uffenheim in Franken, gest. als Rechtsconsulent in Schweinfurt den 8. Dec. 1683. Rist's Freund. Lieder, z. B.

0 süsses Wort, das Jesus spricht" (Schöber, Liedersegen No. 1296), in: Musica christiana. 1634. Historisches Gesangbuch. Schleusing., 1681. 8. 19) Dr. Justus Gesenius, geb. d. 6. Jul. 1601 zu Essbeck im Calenbergischen, seit 1629 Prediger in Braunschweig und Hildesheim, und dann Generalsuperint., Oberhofprediger und Kirchenrath zu Hannover, wo er den 18. Septbr. 1671 starb. Er gab das Hannoversche Gesangbuch 1648 u. 61 heraus, darin 14 Lieder (,,Wenn mich die Sünden kränken. O heilige Dreifaltigkeit. Was Lobes soll man dir," u. a.) von ihm sind.

20) Simon Graf, geb. 1603 zu Schässburg in Siebenbürgen, erst Feldprediger, und dann Pfr. zu Schandau in Sachsen, wo er den 25. März 1659 starb. Seine beiden noch gebräuchlichen Lieder: ,,Christus der ist mein Leben; Freu dich sehr, o meine Seele," stehen in seinem:,,Geistlich edel Herzpulver" (Gesang- und Gebetbuch). Lpz., 1632. 12. Man hat bezweifelt, ob er der Dichter sei, und hat das 2. auch Caspar von Warnberg, gewesenem Landshauptmann zu Schweidnitz und Jauer, zugeschrieben. Heerwagen ist für Graf, Schöber ebenso beim ersten Liede, Richter zweifelhaft gegen Graf und Warnberg, Tucher nennt den Dichter nicht.

21) Johann Rist, geb. d. 8. März 1607 zu Pinneberg im Holsteinschen (nach Richter zu Ottensen, ?), Mitglied der ,,fruchtbringenden Gesellschaft" (genannt,,der Rüstige'), Stifter des,,Schwanenordens" 1660 (s. o. S. 441), Pir. zu Wedel an der Elbe, und Mecklenburgischer Kirchenrath, gest. d. 31. Aug. 1667. Dichter von 609 geistl. Liedern,

darunter natürlich viele ohne wahren Gehalt. Sie stehen in seinen Werken: Himmlische Lieder. Lüneburg (nach Winterf. 1641 u. 42.), 1644. 1652. 8. (50 Nru., componirt von Joh. Schop; in der neuen Aufl. 77 Nr., darunter 46 comp. von Colerus.) Passionsandachten. Hamb., 1648. 1654. 1664. 8. (20 Nrn., comp. von Heinr. Pape) Himmlischer Lieder sonderbares Buch. Lüneb., 1651. 8. (50 Nrn., comp. von Peter Meier, Siegmund Gottlieb Stade, Andr. Hammerschmidt, Jac. Prätorius (Schultz), Heinr. Scheidemann, Jac. Kortkamp.) Sabbathische Seelenlust. Lünebg, 1651. 8. (58 Nrn., comp. von Thomas Selle.) - Frommer und gottseliger Christen alltägliche Hausmusik, oder musikalische Andachten. Ebd., 1654, 8. (70 Nrn., comp. von J. Schop und Mich. Jacobi.) Musikalische Festandachten. Ebd., 1655. 8. (52 Nrn., comp. von Th. Selle.) Musikalische Catechismus- Andachten. Ebd., 1656. 8. (50 Nrn., comp. von A. Hammerschmidt und Mich. Jacobi.) Musikalische Kreuz, Trost-, Lob- und Dankschule. Ebd., 1659. 8. (70 Nrn. nach Koch, 69 nach Heerwagen,

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comp. von Jacobi.) Musikal. Seelenparadies. Ebd., 1660. 1662. 8. 2 Thle. (164 Nrn., comp. von Christ. Flor.) Wegen seiner zu vielen Lieder, zumal viele wässerig seien, ist er getadelt worden. Im kirchlichen Gebrauche haben sich erhalten:,,Ermuntre dich, mein schwacher Geist. Hilf, Herr Jesu, lass gelingen. O Ewigkeit, du Donnerwort. O Traurigkeit, o Herzeleid. Du Lebensfürst, Herr Jesu Christ," u. a. 22) Dr. med. Paul Flemming"), geb. 1609 zu Hartenstein **) in Sachsen, wo sein Vater Pfarrer war, der dann nach Wechselburg kam, studirte Medicin, und reiste mit

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*) Gustav Schwab, Paul Flemming's auserlesene Gedichte nebst einer Lebensbeschreibung. Stuttg., 1820. 8. 1 Thir.

**) Sein Geburtstag wird verschieden angegeben, von Richter der 17. Jan., vou Heerwagen der 12. Okt., von Rassmann und Andern der 17. Okt., von Koch der 27. Okt. (1606 ist bei ihm doch wohl nur Druckfehler statt 1609, wie oben), und Pischon der 5. Okt. nach einem Aufsatze im Anzeiger der Deutschen 1828, 44. Stück, S. 469.

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