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(Frankf. a/0. 1601. 4.), Blatt 152, findet. Diese letztere Melodie mag, wie Winterfeld bemerkt, in der Mark Brandenburg gewöhnlich gewesen seyn. Tucher II, No.

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436 u. 437 giebt die beiden ersten Melodicen. Winterfeld hat die weltliche Melodie 2 mal, I, No. 68 vierstimmig von Hieronymus Prätorius (1604), und No. 87 vierstimmig von Michael Prätorius (1610) a. a. 0. I, S. 389. Es ist die anmuthige Melodie, deren Satz dem Paul Hofheimer zugeschrieben wird in der oben erwähnten Öglin'schen Sammlung (Nürnberg, 1512), auch auf andere Lieder angewendet worden, z. B. auf: Wie's Gott gefällt, gefällt mir's auch" vom Churfürsten Johann Friedrich, dem Grossmüthigen, von Sachsen (Winterfeld I, S. 73). Die Vielheit der Melodicen aber (sagt Letzterer 1, S. 161), bei seiner (des Liedes) geringer Verbreitung lässt uns muthmassen, dass man keine von jenen allen dem Dichter beigemessen haben würde, weil man sonst wohl die seinige den übrigen vorgezogen hätte. (Das Lied selbst aber) ist in der Lutherischen Kirche bald verschollen, da es zum Theil das Wesen der Kirche noch in katholischem Sinne auffasst (im Bilde einer Magd, einer Jungfrau, daher auch die Melodie eines Liebesliedes darauf angewendet seyn kann, Winterfeld I, S. 75 −). Dass es sich nicht lange in den kirchlichen Gesangbüchern erhielt, hatte unstreitig seinen Grund in der dunkeln Allegorie, welche demselben zum Grunde liegt," meint Pasig S. 101, No. 15. Es ist das weltliche Lied auch umgebildet worden, und steht in der umgebildeten Gestalt in: Heinrich Knaust (Dr. juris und Kaiserl. gekrönten Poëten u. s. w.), Gassenhawer Reuter vnd Bergliedlin Christlich moraliter vnnd sittlich verendert u. s. w. Frankf. a/M. 1571. 8., und in: Hermann Vespasius (Prediger zu Stade), Nye Christlike Gesenge unde Lede, up allerley ardt Melodien der besten olden düdeschen Leder u. s. w. Lübeck, Paul Knoblauch, 1571 (in niederdeutscher Sprache). Die Hamburgische Melodie aber ist bearbeitet von Heinrich Grimm (Kantor in Magdeburg), und die im Babst'schen Gesangbuche befindliche von Seth Calvisius, beide 4stimmig, die erste in Valent. Cremcow, Cithara Davidica Luthero - Becceriana etc. Magdeb., 4. edit. 1624. 12., die zweite in: Seth Cal visius, Der Psalter David's gesangweis von D. Corn. Beckern auffs new mit vier Stimmen abgefasst u. s. w. Lpz., Lorenz Kober. 1617. kl. 8.

No. XXXII.,,Vater unser im Himmelreich. Das Vater unser," Lied von 9 Versen, ist zuerst als einzelner Druck mit einer Melodie erschienen unter dem Titel: ,,Das Vatter vnser kurtz ausgelegt vnnd inn Gesang weyse gebracht durch D. M. Luther." 1539. kl. 8. nach Riederer S. 162, und dann in den beiden Magdeburger Gesangbüchern von 1540. Es hat sich von diesem Liede die Handschrift Luther's erhalten, und Winterfeld davon am Ende seiner Ausgabe von Luther's Liedern ein Facsimile gegeben. Es hat Luther mehrere Verbesserungen an diesem Liede gemacht. Auf Luther's Entwurfe steht auch eine Melodie geschrieben, aber von ihm wieder ausgestrichen.,,Ob sie eine von ihm selber erfundene, oder cine nur gewählte gewesen, ist nicht zu entscheiden,“ sagt Winterfeld I, S. 159. Es ist später eine andere (dorische) Melodie für das Lied gewöhnlich geworden (seit 1737 in Süddeutschland nach Koch II, S. 96), und geblieben. Sie wird Luther'n zugeschrieben, und Winterfeld fand sie zuerst, schon in Wolfgang Köpphl's Singbuche von 1537 (was Wackernagel nicht bemerkt), und in dem Magdeburger Gesangbuche Michael Lotther's von 1540. (Von dem Einzeldrucke des Liedes und der Melodie von 1539 erwähnt Winterfeld nichts.) Winterfeld schliesst nun aus obiger Zeitangabe, dass das Lied mit seiner (jetzt noch gewöhnlichen) Melodie in Süddeutschland 3 Jahre früher bekannt gewesen sei, als in Norddeutschland. Hier gab es dazu auch andere Melodieen. In G. Rhaw's Schulgesangbuche von 1544 stehen 3 Melodieen darauf, eine phrygische von Benedict Du cis, eine ionische von Johann Stahl u. Sixt Dietrich (die letztere 5stimmig), und eine dorische von Arnold von Bruck und von Johann Weinmann (letztere 4stimmige abgedruckt bei Winterfeld Luther's Lieder No. III, S. 105, vgl. mit S. 98, die Melodie in die Oberstimme gelegt. Sie findet sich auch in Walther's Gesangbuche von 1551 mit der Ueberschrift:,,auf BerkreyenWeise," und nach Winterfeld's Vermuthung wahrscheinlich nicht von Luther herrührend). Tucher giebt 2 Melodieen II, No. 204 u. 205, die gewöhnliche, und eine aus Rhaw.

No. XXXIII. „Christ, unser Herr, zum Jordan kam. Ein geistlich Lied von unsrer heiligen Taufe.“

Es hat 7 Verse (der 8. ist nicht von ihm), soll zuerst einzeln gedruckt worden seyn 1541 (wie Wackernagel vermuthet, weil das Lübecker Enchiridion von 1556 die Jahrzahl 1541 hat), und steht dann im Joseph Klug'schen Gesangbuche von 1543. Riederer setzt das Lied schon in's Jahr 1530. Die Melodie, dorischer Tonart, war schon 1524 vorhanden (im Joh. Walther'schen Gesangbuche), und zwar auf das andere Lied Luther's:

Es woll' uns Gott gnädig seyn“ (s. o.). Sie stammt nach Winterfeld I, S. 44. 55 und Wackernagel wahrscheinlich aus dem weltlichen Volksgesange, was Tucher bezweifelt, und steht bei Wackernagel, Winterfeld und Tucher II, No. 385, welcher Letztere zugleich die Angabe der beiden Ersteren berichtigt, dass nicht die böhmischen Brüder die Melodie zu dem Liede:,,Ein newe bahn wir alle han" benutzen, sondern Burkhard Waldis. Cyriacus Spangenberg lobt schon die Melodie als schön und gravitätisch, und nennt das Lied selbst eine,,kleine Taufpostille." Vgl. Koch II, S. 187 fg. Pasig S. 107, No. 25. Winterfeld theilt I, No. 75, die Bearbeitung der Melodie von Hans Leo Hasler (1608) mit. No. XXXIV. „Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort.",,Ein Kinderlied, zu singen wider die zween erzfeinde Christi und seiner heiligen kirchen, den Pabst und den Türken." Lied von 3 Versen, erschien zuerst einzeln (Wittenberg, 1542. 8.), und dann im Joseph Klugschen Gesangbuche von 1543. Es war aber schon 1541 bekannt, wie aus einer Stelle Luther's:,,Darauff (wo man wil) mag der Leie singen, Erhalt vns Herr bei deinem wort, Verleihe vus Frieden, Oder das Deudsche Vater vnser u. s. w." hervorgeht "). Um 1545 kamen noch 2

*) Vgl. Dr. Joh, Friedr. Mayer, de hymno: „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort." Kiel, 1709. 4. (1701 nach Rambach a. a. O., S. 111; 1702 nach Koch). Peter Busch (s. bei Te Deum, und Ein' feste Burg), Ausführliche Historie und Vertheidigung des Liedes: Erhalt uns, Herr." Wolfenbüttel, 1735. (Busch besass den Einzeldruck des Liedes von 1542) Nach Rambach S. 111 ist dieses Lied für den 1541 zum Gebet wider die Türken in Wittenberg angeordneten Gottesdienst bestimmt gewesen (vgl. Luther's Schrift: Vermahnung zum Gebet wider die Türken 1541. XX. Thl., S. 2756 f. Wittenb. Ausgabe). Wenn aber Rambach meint, es sei dieses Lied den Chorknaben überwiesen worden, und heisse desswegen

Verse hinzu, die bald dem Justus Jonas, z. B. von Cyriac. Spangenberg, Tucher u. Anderen, bald Luther'n selbst, bald Melanchthon' zugeschrieben werden. Sie lauten:,,Ir anschleg, Herr, zu nichten mach u. s. w. So werden sie erkennen doch." Nach Wackernagel gehen sie auf das Tridentiner Concil. Ausserdem kommen mancherlei Umstellungen, Erweiterungen und Nachbildungen dieses Liedes in einzelnen Drucken und in Gesangbüchern vor, die Wackernagel S. 169 fg. angiebt *). Die Melodie des Liedes steht der des Liedes:,, Verleih uns Frieden gnädiglich," sehr nah, wenn beide anch in einzelnen Abweichungen unterschieden sind, und wegen des abweichenden Maasses ihrer Lieder schon nicht völlig übereinstimmen können. Die des letzteren findet sich zuerst in der früheren, die des ersten in der spätern Ausgabe von Klug's Gesangbuche (1535, 1543)," sagt Winterfeld 1, S. 160. Beide Lieder hat Baltasar Resinarius (,,vielleicht Harzer," Winterfeld) in Georg Rhaw's Schulgesangbuche von 1544 nach einander behandelt als ein Lied,,,in der ersten Strophe ist der Tenor, in der zweiten der Discant, in der dritten der Bass die melodieführende Stimme das Lied:,,Verleih' uns

„Kinderlied," so geht das Gegentheil aus Luther's Worten (s. o.): „der Leie mag singen“ hervor (Wackernagel).

*) Geschichtliches giebt auch Koch II, S. 152—57, z. B. dass Luther den Papst und die Türken zusammengestellt habe, um zu zeigen, dass er an Muhamed's Lehre keinen Theil habe, wie ihm vorgeworfen worden sei; dass diese Worte: „des Papsts und der Türken Mord“ später in: „aller Feinde Mord“ umgewandelt worden seien; dass früber das Lied in manchen Ländern und Kirchenordnungen täglich beim Läuten, Stundenschlagen, in der Vesper u. s. w., Sonntags aber nach der Predigt zum Schlusse des Gottesdienstes zu singen angeordnet worden sei (letzteres z. B. in Spangenberg's Kirchengesengen u. s. w. Magdeburg, 1545, vgl. Winterfeld 1, S. 306 ff.); dass die gebeugte Gemahlin des gefangenen Churfürsten Johann Friedrich's, des Grossmüthigen, dieses Lied während der Gefangenschaft desselben wöchentlich 3 Mal in Weimar habe singen lassen mit dem damals gedichteten 4. Verse: „Ach, Herr, lass dir befohlen seyn Unseren Landesfürsten, den Diener dein“ n. s. w. (den 5. u. 6. Vers schreibt Koch Justus Jonas' zu); ferner, dass es hie und da früher bei Strafe verboten gewesen sei, dieses Lied zu singen, z. B. in Strassburg 1548, in Öls 1662, und in ganz Schlesien 1713; ferner, dass es den Katholiken fortwährend zum grössten Aerger gewesen sei, und eine Parodie darauf gefertigt worden, und dass die Kinder, welche es bei der Eroberung Magdeburgs gesungen haben, von Tilly 1631 sammtlich ermordet worden seien. Stip neunt es ein „Bekenntnisslied der evangelischen Kirche," was es auch in der That ist.

Frieden," beschliesst das Ganze: seine Melodie erscheint wiederum in der Tenorstimme" (Winterfeld I, S. 193 fg.). Die Melodie steht bei Winterfeld und Wackernagel, bei Jedem etwas abweichend; Tucher II, No. 52, giebt sie mit Letzterem übereinstimmend in den Noten, nur dass bei ihm ein b, und bei Wackernagel zwei b vorgezeichnet sind, und bemerkt S. 344 fg., dass es die spätere Form sei, wie sie auch Spangenberg gebe, und dass Luther die erstere Form geändert habe in der zweiten Ausgabe des Klug'schen Gesangbuches von 1543 (1544). Tucher bemerkt ferner, wie schon Koch, dass die Melodie schon bei den Böhmischen Brüdern vorkomme, als die Singweise des lateinischen Hymnus:,,Sit laus et honos, gloria,“ und dass sie allein in Choralnoten bei Kluge stebe, was auf eine ältere Quelle fast schliessen lasse.

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No. XXXV.,,Was fürchst du, feind Herodes, ser. Der Hymnus: Herodes, hostis impie etc. verdeutcht,' Lied von 5 Versen, soll den 12. Dec. 1541 gedichtet seyn (nach J. G. Walther, ergänzte Nachrichten von Luther's I, 1, S. S9), kommt aber erst im Joseph Klug'schen Gesangbuche von 1543 vor. lateinische Hymnus, der ihm zu Grunde liegt,,,Herodes hostis oder Hostis Herodes" (Daniel, Thesaurus I, p. 147 sq.), ist von Coelius Sedulius (S. 289). Es wurde das Lied erst nach der Melodie des lateinischen Hymnus:,,A solis ortus cardine," das ist: "das ist:,,Christum wir sollen loben schon (s. bei Daniel a. a. O. 1, p. 21 sq. 143 sq. Tucher II, No. 40, und S. 341) gesungen, die eigene Choralmelodie aber steht bei Lucas Lossius, und bei Tucher II, No. 101, sowie nach Wackernagel schon im Strassburger Gesangbuche von 1545. No. XXXVI. „Von Himmel kam der engel schar. Ein geistlich lied auf die weihnachteu, im ton: Vom Himmel hoch" u. s. w. Lied von 6 Versen, zuerst im Joseph Klug'schen Gesangbuche von 1543. Riederer setzt es in's Jahr 1537. Zur Zeit Luther's wurde es nach der Melodie: Vom Himmel hoch" gesungen. Nach seinem Tode wurde die frühere Weise zu: Himmel hoch" (s. o.) für unser Lied gewählt. No. XXXVII: „Der du bist drei in einigkeit. Der Hymnus:,,0 lux, beata trinitas etc." verdeutscht," Lied von 3 Versen, zuerst im Jos. Klug'schen Ge

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