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Verbum Christi habitet in vobis abundantur commonentes vosmetipsos, psalmis, hymnis, et canticis spiritualibus.

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einander durch Psalmen, Kirchengesånge, und geistliche Lieder.

Paulus an die Koloffer.

Vorrede.

Ob es wohl einer Entschuldigung bedarf, daß ein Mann aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sich beigehen läßt, als Ueberseker kirchlicher Gesänge noch öffentlich aufzutreten? Ich dächte nicht. Denn ich sage mich ja feierlich los von allem Anspruche auf Dichterruhm. Håtte diese Eitelkeit vor fünfzig und mehr Jahren eine Gewalt über mich gewonnen; so möchte wohl manches Bändchen poetischer und dramatischer Tändeleien, die in meinem Schreibpulte verschlossen liegen, und niemals in den Buchhandel gekommen sind, ist schon vom Zahne der Zeit und der Kritik zernaget und vergessen seyn. Gutwillig preisge: geben sey also der schriftstellerische Werth dieser Versuche dem Tadel berufener oder unberufener Kunstrichter, denen vieleicht schon die Wahl des Stofes nicht ganz nach Geschmacke seyn dürfte! Aber dem, Lesepublikum, für welches zunächst meine Arbeit bes stimmt ist, glaube ich verbunden zu seyn, von der Veranlassung darzu, von dem Gehalte der Sammlung, und von der Absicht ihrer Anwendung, einigen Aufschluß zu geben.

Die Ausführung meines Entschlusses im Jahre 1817 nach dem traurigen Verluste meiner Gattin, und nach einem vier und vierzigjährigen glücklichen Ehestande

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zum Priesterthume mich

einweihen zu lassen, hat mir eine Art von freier Muße und

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Geschäftlosigkeit verschaffet, die für das ergraute Alter zwar wohlthuend und wünschenswerth ist; aber zugleich einem noch thätigen Geiste, der sich an Arbeitsamkeit gewöhnet hat, manche Stunden übrig läßt, die er mit anständiger Beschäftigung aus: zufüllen wünschen möchte. So wurde dann hier und da irgend ein geistreicher lateinischer Hymnus, der mich bei dem Breviers bethen vorzüglich ansprach, gleichsam zum unschuldigen Zeitvers treibe, vor die Hand genommen, und dem Versuche unterworfen, ob wohl auch der mannigfaltige Sinn einer jeglichen Strophe, bei gleicher Versezahl und fast durchaus gleichem Sylbenmaße, mit möglichster Treue in deutschen Reimen ausgedrückt wers den könne.

Es fanden sich Schwierigkeiten, wie zu vermuthen war; die mich aber nicht abschreckten. Allmählig wuchsen die einzelnen Gesänge zu einer ergiebigen Sammlung heran, die nun, in drei Bändchen, nicht allein alle Kirchengesänge des Bisthums Augs burg enthält; sondern bei erweitertem Kreise, nebst einigen Proben anderer Hymnen der katholischen Kirche, die ich in åltern Urkunden aufgefunden hatte, auch die eigenthümlichen Hymnen eines abweichenden Breviers aus einer französischen Diözese; sodann jene der Privattagzeiten von Festen verschiedener Kirchsprengel und Mönchsorden, an Gesammtzahl über sechshundert, umfafset: welche aber alle von der Kirche gutgeheißen, und zum gottesdienstlichen Gebrauche anerkannt sind. Denn es versteht sich von selbst, daß alle übrigen geistlichen Oden, Gesänge, und Lieder, auch vom entschiedensten Werthe, die bloß der Privat: andacht gewidmet sind, als außer meinem Zwecke liegend, weggelassen bleiben mußten.

Ich bin weit entfernt mir einzubilden, daß diese Sammlung, zusammengetragen aus Hilfsbüchern, die mir ohne sonderliche Mühe zur Hand waren, für vollständig, auch nach meinem be

schränkten Plane, gelten könne: oder daß nicht außerdem noch viele kirchliche Gesänge anderer Diözesen, Klostergemeinden, und Urkunden der Vorzeit, aufzufinden wären, die eine reiche Ausbeute religiöser Gesinnungen und dichterischer Schönheiten darbieten dürften. Allein schon mein Greifenalter erlaubte mir nicht wohl, das Ziel über die wahrscheinlichen Gränzen der Er: reichbarkeit hinauszustecken: darum mag vor der Hand das Ge sammelte zureichen, dem Geschmacke der katholischen Lesewelt abzulauschen, ob sie, vieleicht in der Folge, noch eine Nachlese, mit der ich mich zu beschäftigen fortfahre, nicht verschmähen würde.

Ueber den innern hohen Gehalt dieser geistvollen Lieder habe ich kein Wort beyzusehen, nachdem sie durch die Gutheißung unfrer heiligen Mutter, der Kirche, und durch den Stempel des ehrwürdigen Alterthums, seit Jahrhunderten geheiliget sind. Ein jeder mehr oder minder gebildete Katholik wird wahrscheinlich, an Uebereinstimmung der Lehre, an Erhabenheit der Geheimnisse, an Salbung und Aufschwung frommer Ergießungen, herzliches Wohlgefallen und Erbauung empfinden. Nur gemüthlose Leichts fertigkeit könnte sich vieleicht heimtückisch freuen, Tadel und Anstoß daran aufzuspüren, wenn etwa das treuherzige terthum dem tiefen Gefühle der Andacht und dem demüthigen Legenden: glauben, jedoch höchst selten, ein minder geläutertes Opfer zur Huldigung gebracht hätte.

Ich würde, in litterarischer Hinsicht, für verdienstlich gehalten haben, bei jeglichem Hymnus den Verfasser desselbigen zu bezeich nen, wären die geschichtlichen Hilfsmittel darzu mir zu Gebothe gestanden. Indessen habe ich so viele davon namentlich aufge: führt, als ich entdecken konnte. Die meisten sind von heiligen Vätern und Vorstehern der Kirche, deren berühmte Namen schon für ihre Vortrefflichkeit bürgen. Einige haben sogar Männer

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von Ansehen unter den Protestanten, wie Philipp Melanchton, Joachim Camerarius, u. a. zu Verfassern gehabt, welche als Koriphden der Reformation bekannt sind; ehe sie nämlich die Verehrung Mariens und der Heiligen, die Anrufung der Schußengel u. dgl. abgeschworen hatten, wie man am Schlusse des ersten Bandes sich überzeugen wird.

Manche Kirchenhymnen, wie sie in åltern Brevieren nach ihrem Urtexte noch gefunden werden, sind in spåtern Zeiten, auf Veranstaltung der katholischen Kirche, mit verbessernden Berichtigungen im Versbaue ausgestattet worden, ohne dem ursprüng lichen Gedankengange in jeder Strophe wesentlichen Abbruch zu thun: diese sind, so wie sie ist verbessert im römischen Brevier erscheinen, mit Hinweglassung der Varianten, hier aufgenommen, und bey dem Namen des Verfassers mit einem * bemerkbar gemacht.

Es sind in unsern lektern Zeiten manche vortreffliche Ueber: sehungen von Kirchengesängen zu Tage gefördert worden, worunter viele in meiner Sammlung ihren Plak wieder behaupten mußten. Vieleicht gereicht es mir nicht zur Empfehlung, daß ich vorgezogen habe, mit schwächern Kräften ihrer neuen Bear: beitung mich zu unterziehen; statt das schon vorhandene Bessere zu meinem Zwecke zu benüßen. Aber, noch mehr als die Furcht eines Vorwurfs mit fremden Federn prangen zu wollen, hat mich Sorgfalt für Treue und für Einstimmung der Uebetragung mit dem Original, sowohl der Versart als dem Sinne nach, zu diesem Entschlusse bewogen.

Die Aufnahme des Lateins, der Version gegenüber, wird je dem Kenner dieser Sprache willkommen seyn, wenn er das Ver gnügen sich verschaffen will, die Schönheiten des Grundtertes zu bewundern, und mit den Bestrebungen der Nachahmung zu verz

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