gleichen. Ja sollte nicht mancher dem Brevierbethen pflichtge: treue Priester, bei dem die angewohnte Wiederholung alltäglicher Formeln den Eindruck des kraftvollen Inhalts wider seinen Willen mag geschwächet haben, das dargebothene Mittel bequem fins den, durch den naheliegenden Anklang in seiner Muttersprache neue Ideen zur Andacht und Herzenserhebung in sich aufzufrischen? Auch jeder gebildete Laie wird diesen Schaß von gemüthvollen Empfindungen, aus dem Reichthume heiliger und ehrwürdiger Månner, als Andachtsbuch werthhalten, welches sich über die Geheimnisse der katholischen Glaubenslehre, und über alle vorzüglichen Festtage und Feierlichkeiten unsrer heiligen Kirche mit Würde verbreitet. Wird es mir endlich als unbescheidene Anmaßung gedeutet werden wollen, wenn ich gestehe, dem geheimen Wunsche Gehör gegeben zu haben, daß meine Bearbeitung dem anerkannten Be dürfnisse zu Statten kommen möchte, den uralten Gebrauch des gemeinschaftlichen Kirchengesanges bei dem katholischen Volke Deutschlands, oder vorerst wenigstens bei der heranwachsenden Schuljugend, wieder anwendbarer zu machen? Ich verstehe darunter nicht den unkirchlichen Gesang willkührlicher Melodien ohne Saft und Kraft, welchen ein geschmackloser, dem Geiste der Kirche wenig entsprechender, Liederkram oft von aufklärenden Dilettanten unterlegt ist, und wovon die Anwendung kaum von einem Kirchsprengel zum andern sich gleichförmig erhalten kann. Ich meine den ursprünglichen, von der römisch-katholischen Kirche gebildeten, mit ihrem Gottesdienste innigst verwebten, bei allen Nationen übers einstimmenden, Choralgesang, zu dessen Einführung, vor der Hand in den Schulen, und mit der Zeit selbst in den Gemeinden, gebildete Pfarrer und Schullehrer das Beste beitragen könnten, wenn sie je für Beförderung allgemeiner Erbauung, und für Würde des Gottesdienstes Sinn und Gefühl haben: so wie seit einigen Jahren mit rühmlichem Erfolge unter der Schuljugend in X München durch die Thätigkeit eifriger Männer die versprechendsten Versuche gemacht worden sind. 1 Diese entfernten Aussichten haben mich vorzüglich bewogen, die gleichsylbigen Versarten bei den verdeutschten Gesängen, so genau als möglich nach dem Urterte beizubehalten, damit sie von erfahrnen Tonseßern mit geringer Mühe auf die Choralmelodien der lateinischen Hymnen angepasset werden möchten. Auf gleiche Weise habe ich, mit Ausnahme sehr weniger Hymnen von lyrischem Rhythmus, dem Reime den Vorzug gegeben, weil ich dafür halte, daß eben der Reim zu gemeinschaftlichen Gesängen gefälliger an spricht, und leichter im Gedächtnisse haftet. Sollte indessen dieser gutgemeinte Erfolg nicht zu erreichen feyn, so genüget mir, herzlich zu wünschen, daß diese Sammlung geistlicher Gesänge, aus der reinsten Quelle geschöpfet, in stiller Andacht geeignet seyn möge, bei recht vielen Katholiken fromme Gesinnungen zu wecken, und ihren Verstand im Glauben, ihr Gemüth in Kraft und Gnade von Oben, ihren Willen in stand: haften Entschlüssen der Besserung und Pflichterfüllung, zu befesti gen. Gott gebe sein Gedeihen darzu! Augsburg, am 1ften August 1821. Der Uebersetzer. Gelobet sey der Herr, Gott Israels! Der Tag entweight. Iht rufen wir, Schon verdünnt sich mächtiger Schatten Dunkel ; Gestärkt vom Schlafe sind die Glieder: Seite 2 5 6 7 8 8 9 9 10 11 11 12 13 13 Du, der die Himmel ausgespannt, 15 |