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HARVARD COLLEGE

JUL 26 1887

LIBRARY

Sever Jund.

Das Recht der Uebersehung in fremde Sprachen wird vorbehalten.

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Der unbefleckt empfangenen Jungfrau, der allzeit jungfräulichen Gottesmutter, der glorreichen Königin des Himmels

Maria

legt diese Arbeit als Zeichen unbegrenzter Dankespflicht demüthigst zu füßen

der Verfasser.

Vorwort.

„Die katholische Kirche hat fort und fort dem Prudentius ihre Aufmerksamkeit zugewendet.“ Nicht lange bevor diese Worte in der bedeutendsten Monographie, welche wir über Prudentius aus der Feder des Protestanten Brockhaus (Leipzig 1872) besitzen, zu lesen waren, habe ich die Wahrheit derselben durch den Mund meines hochverehrten Lehrers, des hochwürdigsten Herrn Prälaten Prof. Dr. Hugo Lämmer, auf der schlesischen alma mater Viadrina fennen gelernt. Die dort erhaltene Anregung war der Keim zu dieser Arbeit. Ihr Ziel ist, darzuthun: warum die katholische Kirche allezeit dem Dichter ihre Zuneigung geschenkt hat. Die Antwort auf lettere Frage ist in der Wahl des Titels: „Der katholische Dichter Aurelius Prudentius Clemens“ gegeben. Prudentius ist in Wahrheit, wie ihn Arevalo in der Widmung seiner Werke an den Papst Pius VI. genannt hat, „catholicus poëta", d. h. seine Poesie ist der Ausdruck seines religiösen Lebens, das er in und mit der katholischen Kirche zu seiner Zeit in seiner Heimath geführt hat. Indem ich als Katholik für die katholische Kirche dieß darzulegen suche, nehme ich insofern einen Parteistandpunkt ein, als es sich um die Partei der Wahrheit handelt. Mit Prudentius bekenne ich Jesus Christus als die Wahrheit und als den göttlichen Stifter „der Säule und Grundfeste der Wahrheit“, der katholischen Kirche. Somit fällt für mich das Streben, Prudentius als katholischen Dichter zu erweisen, mit dem Versuche zusammen: den Forderungen der historischen Wahrheit und Wissenschaft gemäß in das lebendige Verständniß des Prudentius einzuführen. Die Arbeit Bernays' über die Chronik des Sulpitius Severus (Berlin 1861) hat mir hierüber in gewisser Beziehung als Vorbild gegolten. Was letterer über seinen Gegenstand geäußert hat, sage ich von den prudentianischen Dichtungen: „.... .. ein lebendiges Ver

ständniß kann erst dann entstehen, wenn mit der richtigen Würdigung des laut ausgesprochenen Zweckes der Einblick in die stillern Nebenabsichten sich verbindet, und es wird daher erforderlich, im Anschluß an die wenigen Nachrichten über die Person des Severus (Prudentius) die gleichzeitigen staats- und kirchengeschichtlichen Vorgänge in's Auge zu fassen.“ Dazu ist freilich mehr erfordert, als allgemeine Reflexionen über jene Zeit, die in das erste Kapitel jeder Arbeit über einen christlichen Schriftsteller des vierten Jahrhunderts eingereiht werden könnten. Wir müssen uns vielmehr so tief als möglich in das Gemüth des Dichters versenken und die ganz speciellen Einflüsse erforschen, welche in seiner Zeit und in seiner Heimath ihn zum Dichten befähigten und veranlaßten ; kurz, wir müssen die Forderungen einer gesunden Hermeneutik erfüllen, die der unübertreffliche Möhler bezüglich der Leistungen des christlichen Alterthums mit classischer Schönheit in der Einleitung seines patro= logischen opus posthumum gestellt hat. Prudentius veranlaßte mich, in dieser Beziehung auf manche dunkle Fragen aus der Geschichte der Kirche und besonders ihrer Lehre einzugehen; deßhalb kann ich die Arbeit als einen bescheidenen Beitrag zur Kirchen- und Dogmengeschichte jener Zeit bezeichnen. Der Untersuchung über die Liturgie der alten Kirche, insbesondere über die altspanische, mußte ein großer Theil der Arbeit gewidmet werden. Mehr zur vorläufigen Erklärung als zur Vertheidigung dieses Abschnittes möge hier dem Dichter des verlorenen Paradieses" ein Wort gestattet sein. „Der Zweck aller Dichtung“, sagt Milton, „ist, in erhabenen und eindringlichen Lobgesängen die Herrlichkeiten des allmächtigen Gottes zu preisen und was er in seiner Alweisheit in seiner Kirche schafft; den siegreichen Todeskampf der heiligen Martyrer und die Thaten und Triumphe gerechter und frommer Völker zu besingen und alles, was im Glauben heilig und erhaben und in der Tugend lieblich und ehrwürdig ist, darzustellen. Die Dichtung soll erzeugt sein durch andachtsvolles Gebet zu jenem ewigen Geiste, der da bereichern kann mit jeder Sprache und Wissenschaft und der seine Seraphim ausschickt, um die Lippen derer, die er anblickt, zu berühren und zu reinigen." Man könnte meinen, Milton habe Prudentius im Auge gehabt, als er dieß schrieb. Ein großer Theil der prudentianischen Dichtungen ist ja nur der Reflex „des andachtsvollen Gebetes", welches der Dichter mit der katho= lischen Kirche in seiner spanischen Heimath verrichtet hat. Möge der Leser,

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