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Gebet der Gläubigen.

der Diakon beschließt während dessen die Katechumenenliturgie, indem er sagt:

„Lasset einen jeden Katechumenen hinweggehen! Gehet weg, ihr Katechumenen! Lasset keine Katechumenen gegenwärtig sein!" Unmittelbar darauf beginnt

die Liturgie der Gläubigen,

welche in einer symbolischen Darstellung des Zeitraums von der Passion Chrifti bis zu seiner Himmelfahrt besteht, und von dem Diakon damit eröffnet wird, daß er nach der Entlassungsformel für die Katechumenen fortfährt:

"Ihr Gläubigen! Wiederum lafset uns beten zu dem Herrn
in Frieden!"

Chor: Herr, erbarme dich!

Presbyter (mit leiser Stimme das erste Gebet der Gläubigen sprechend): Wir danken dir, Herr, dem allmächtigen Gotte, daß du uns gestattest, auch jezt an deinem heiligen Altar zu stehen, und niederzufallen vor dir, wegen unserer Sünden und wegen der Gebrechen des Volkes. Nimm unser Gebet an, o Gott, und mache uns würdig, dir unser Bitten und Flehen darzubringen, nebst dem unblutigen Opfer für dein ganzes Volk, und mache uns, die du zu diesem Dienste berufen hast, durch die Kraft deines heiligen Geistes tüchtig, dich anzurufen zu allen Zeiten und an allen Orten, unbefleckt und untadelhaft, mit dem Zeugniß eines reinen Gewissens, damit du, auf unser Gebet achtend, uns gnädig sein mögest nach deiner großen Barm= herzigkeit!

Diakon: O Gott, nimm dich unser an, hilf uns, sei uns gnädig und erhalte uns durch deine Gnade!

Chor: Herr, erbarme dich!

Presbyter: Denn aller Ruhm, Ehre und Anbetung gebühren dir, dem Vater, Sohn und heiligen Geiste, jezt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Chor: Amen.

Diakon: Abermals lasset uns beten zu dem Herrn!

Chor: Herr, erbarme dich!

Diakon: Lasset uns beten zu dem Herrn um den Frieden 'von Oben und um das Heil unserer Seele!

Chor: Herr, erbarme dich!

Diakon: Lasset uns beten zu dem Herrn um den Frieden der ganzen Welt, um die Wohlfahrt der heiligen Kirchen Gottes und um die Vereinigung ihrer aller.

Chor: Herr, erbarme dich!

Diakon: Laffet uns beten zu dem Herrn für diese heilige Kirche, und für Alle, die hineingehen mit Glauben, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

Chor: Herr, erbarme dich!

Diakon: Laffet uns beten zu dem Herrn, daß er uns erlöse von aller Trübsal, Mühseligkeit und Noth.

Chor: Herr, erbarme dich!

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Cherubimgesang.

Proskomidie.

221

Presbyter (mit leiser Stimme das zweite Gebet der Gläubigen sprechend): Wiederum und oft fallen wir nieder vor dir, gütiger und menschenliebender Herr! Höre unser Gebet, reinige unsere Seelen und Leiber von aller Befleckung des Fleisches und Geistes, und gieb, daß wir vor deinem heiligen Altar unbefleckt und ohne Tadel stehen! Verleihe, o Gott, denen, die mit uns beten, das Zunehmen des Lebens, des Glaubens und der geistlichen Weisheit; gieb ihnen, die dir immer mit Furcht und Liebe dienen, daß sie untadelhaft deiner hei= ligen Geheimnisse theilhaftig, und deines himmlischen Reiches würdig sein mögen."

Diakon: Gott, nimm dich unser an zc.

Chor: Herr, erbarme dich!

Presbyter: Daß wir allezeit, durch deine Macht beschüßt, dir unser Lob darbringen, Vater, Sohn und heiliger Geist, jezt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Chor: Amen.

Hierauf singt der Chor den Cherubimgefang:

,,Lasset uns, die wir mystischer Weise die Cherubim vorstellen, und der Leben bringenden Dreieinigkeit das Dreimalheilig fingen, jegliche Sorge des Lebens ablegen, damit wir den König des Weltalls aufnehmen, wie er von den Schaaren der Engel unfichtbar auf ihren Speeren (ein von den Triumphzügen der Imperatoren entlehntes Bild) einhergetragen wird. Hallelujah, Hallelujah, hallelujah!

Während dieses Gesanges tritt nun (wenn die Proskomidie nicht schon vorher stattgefunden hat) der Bischof zu dem (links vom Altar stehenden) Rüsttisch, und wäscht sich die Hände, indem er spricht: „Ich wasche meine Hände in Unschuld, und halte mich, Herr, zu deinem Altar, da man höret die Stimme des Dankes, und da man prediget alle deine Wunder o Gott, reinige mich, den Sünder; denn du hast uns erlöset von dem Fluche des Gesezes durch dein theures Blut. Preis dir, unserem Heiland!"

Hierauf nimmt er von den fünf Prosphoren oder Abendmahlsbroten ) das eine, welches er zum Abendmahlslamm" auserwählt, in die linke Hand, und macht mit der heiligen Lanze" (einem kleinen lanzenförmigen Messer, das an den Speer erinnern soll, mit welchem bei der Kreuzigung der römische Hauptmann Christo die Seite öffnete), die er in der rechten Hand hält, zuvörderst dreimal das Zeichen des Kreuzes über das Brot, indem er spricht:

"Zum Gedächtniß unseres Herrn und Gottes und Heilandes Jesu Christi."

1) In der griechischen Kirche haben diese Brote nicht die dünne und flache Oblatenform, sondern die Gestalt kleiner runder Weizenbrote, da man hier auch für die Abendmahlsfeier die gewöhnlichen gesäuerten Brote beibehielt, welche von den Christen zu den Liebesmahlen mitgebracht wurden, während die römische Kirche, und mit ihr übereinstimmend auch die protestantische, für die Communion ungesäuertes Brot braucht, weil Christus mit den Aposteln bei der Einseßung des Abendmahls, der jüdischen Passahsitte gemäß, solches genossen hatte.

222 Symbolische Darstellung der Opferung Christi.

Darauf stößt er die Lanze in die rechte Seite des Siegels 1), und sagt, indem er sticht:

,,Er wurde wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt,“

und indem er die linke Seite aufrigt:

,,Und wie ein unschuldiges Lamm vor seinem Scheerer verstummt, also that er seinen Mund nicht auf;"

ferner, indem er die obere Seite aufrigt:

"In seiner Erniedrigung wurde das Gericht hinweggenommen," und indem er die untere Seite aufsticht:

,,Und wer kann seines Lebens Länge ausreden ?"

Der dabeistehende (erste) Diakon, der bei jedem Einschnitt gesagt hat: ,,Laßt uns zu dem Herrn beten!"

spricht hierauf, sein Orarium mit der Hand aufhebend:

"Hebe auf, o Herr!"

und der Bischof, die Lanze seitwärts in das Brot stechend, hebt es auf, indem er spricht:

,,Sein Leben wurde von der Erde hinweggenommen."

Hierauf legt er dasselbe (mit dem Siegel unten) auf den Diskus (Opferschüssel) und der Diakon sagt:

Opfere, o Herr!"

Nun schneidet der Bischof kreuzweise in das Brot, indem er spricht: ,,Das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt, wird geopfert für das Leben und Heil der Welt,"

wendet es alsdann um, so daß die Seite mit dem Siegel wieder oben ist, und sticht, indem der Diakon sagt:

,,Stich zu, o Herr!"

in die rechte Seite des Brotes mit den Worten:

,,Einer von den Soldaten öffnete seine Seite mit einem Speer, und es floß Blut und Wasser heraus; und der, welcher es sah, be= zeugte es, und sein Zeugniß ist wahr."

Hierauf gießt der Diakon Wein und (kaltes) Waffer in den Kelch (weil aus der Seite Christi Blut und Waffer herausfloß), indem er zum Bischof sagt:

,,Segne, o Herr, die heilige Vermischung!“ was dieser auch alsbald thut.

Darauf nimmt der Bischof das zweite Brot in die Hand, sticht von diesem mit den Worten:

„Zu Ehren und zum Gedächtniß unserer gebenedeyten und herrlichften Mutter Gottes, der Jungfrau Maria! durch ihre Fürbitte, o Herr, nimm dieses Opfer auf deinem Altar im Himmel an!"

ein Stück aus, und legt es rechts neben das von dem heiligen Brote ausgestochene Siegel, indem er spricht:

"

Die Königin stand zu deiner Rechten mit güldenen Stücken gekleidet."

1) Der obere Theil der Abendmahlsbrote ist nämlich mit einem kreuzförmigen Siegel versehen, welches in vier kleineren Feldern die Buchstaben IHC. XC. ÎI. KA. (Insous Xororós vizą, „Jesus Christus siegt“) enthält.

Verwendung der übrigen Abendmahlsbrote.

223

Alsdann nimmt er das dritte Brot in die Hand, indem er sagt: "Zu Ehren des ehrwürdigen und glorreichen Propheten, Vorläufers und Täufers Johannes,"

wobei er ein Stück aussticht, das er links von dem heiligen Brote auf den Diskus legt. Mit den Worten:

,,Zum Gedächtniß der heiligen und glorreichen Propheten Moses

und Aaron, Elias und Elisa, David und Jeffe, der drei heiligen Kinder, des Propheten Daniel und aller heiligen Propheten!"

sticht er von demselben Brote ein zweites Stück, und mit den Worten: „Zum Gedächtniß der heiligen, glorreichen und hochgepriesenen Apostel Petri und Pauli, und aller anderen heiligen Apostel!" ein drittes Stück aus. Alle drei Stücke aber werden auf dem Diskus so gelegt, daß sie unter einander in einer Reihe, links von dem heiligen Brote, zu liegen kommen.

Die zweite, gleichfalls aus drei unter einander liegenden Stücken bestehende Reihe gilt, wie der Bischof während des Ausstechens sagt, 1) den heiligen Vätern Basilius dem Großen, Gregor dem Theo

logen und Johannes Chryfoftomus, Athanasius und Cyrillus, Nikolaus von Myra in Lycien, Petrus und Alerius, Jonas und Philippus von Moskwa, Nicetas, Bischof von Nowgorod, Leontius, Bischof von Rostow, und allen heiligen Hierarchen; 2) dem heiligen Apostel, Protomartyr und Archidiakon Stephanus, den heiligen und großen Märtyrern Demetrius, Georgius, Theodorus Tyro, Theodorus Stratelates, und allen heiligen Märtyrern, den Märtyrerinnen Thekla, Barbara, Cyriakia, Euthemia, Parasceve, Jekaterina und allen heiligen Märtyrerinnen; 3) den ehrwürdigen und erleuchteten Vätern Antonius, Euthemius, Sabbas, Onuphrius, Athanasius vom Berge Athos, Antonius, Theodosius von Kiew, Sergius von Radonesch, Baarlaam von Chutyn und allen ehrwürdigen Vätern, und den ehrwürdigen Matronen, Pelagia, Theodofia, Eupraria, Pheuronia, Theodulia, Euphrosyne, Maria von Aegypten und allen ehrwürdigen und heiligen Matronen.

Die drei Stücke der dritten Reihe werden ausgestochen zu Ehren und zum Gedächtniß

1) der heiligen und uneigennüßigen Wunderthäter Kosmas und Damianus, Cyrus und Johannes, Panteleemon und Hermolaus und aller heiligen und uneigennügigen Wunderthäter;

2) der heiligsten und seligsten Eltern der Mutter Gottes Joachim und Anna, des Heiligen (deffen Tag gerade gefeiert wird), des Heiligen, dem das Gotteshaus geweiht ist, und aller Heiligen;

3) des heiligen Vaters Johannes Chryfoftomus (oder, wenn die Liturgie des Bafilius gehalten wird, des Basilius).

Hierauf nimmt der Bischof das vierte Brot in die Hand, und sticht das erste Stück heraus, mit den Worten:

,,Gedenke, o menschenliebender Herr, aller rechtgläubigen Bischöfe,

der heiligen dirigirenden Synode, der heiligen und rechtgläubi

224

Gebrauch und Bedeutung des Asteriskus.

gen Patriarchen, des Metropoliten (Name), der hochgeehrten Priester und Diakonen in Christo, und des ganzen Klerus, der Brüder, und aller unserer Mitdiener, Priester und Diakonen, und Aller, welche du, o allgütiger Gott, zu deiner Gemeinschaft berufen hast!"

das zweite Stück mit den Worten:

„Gedenke, o Herr, unseres gottesfürchtigsten Herrn und Kaisers und der kaiserlichen Familie (Namen)!"

und weiterhin sticht er von eben diesem Brote noch andere Stücke aus, so viele, als er Personen namentlich nennt.

Von dem fünften Brote, das er hierauf in die Hand nimmt, sticht er

1) zum Gedächtniß und für die Vergebung der Sünden der heiligen Patriarchen, der rechtgläubigen und frommen Czaaren und Czaarinnen, und der seligen Stifter dieses Gotteshauses" ein Stück,

2) zur Erinnerung an den Bischof, der ihn ordinirt hat, und an Verstorbene, so viele er deren namentlich nennt, für jeden ein besonderes Stück, und

3) endlich mit den Worten: „Gedenke auch meiner, deines unwürdigen Knechtes, und vergieb mir alle meine wiffentlichen und unwissentlichen Sünden," ein Stück für sich aus. 1)

Hierauf beräuchert er, oder der Presbyter, den Asteriskus (ein gebogenes Kreuz, mit einem Stern oben, und vier Füßen, das, wie ein Dreifuß, über den Diskus gesezt werden kann, und den Zweck hat, zu verhindern, daß die Decke, welche über den Diskus gedeckt werden soll, nicht auf das heilige Brot falle; im mystischen Sinne soll der Asteriskus zugleich an den Stern bei der Geburt Chrifti, der Diskus an die Krippe, und die Decke an die Windeln des Jesuskindes erin= nern) und stellt ihn über den Diskus, indem er sagt:

,,Und der Stern stand über dem Hause, wo das Kind lag." Diakon: Lasset uns beten zu dem Herrn!

Hierauf beräuchert der Presbyter die über den Diskus auszubreitende kleine Decke, indem er die Worte des 93. Psalmes recitirt: ,,Der Herr ist König und herrlich geschmückt; der Herr ist ge= schmückt und hat ein Reich angefangen, so weit die Welt ist, und zugerichtet, daß es bleiben soll. Von dem an steht dein Stuhl fest; du bist ewig. Herr, die Wasserströme erheben sich; die Wasserströme erheben ihr Brausen, die Wasserströme heben empor die Wellen. Die Wafferwogen im Meer find groß und brausen gräulich; der Herr aber ist noch größer in der Höhe. Dein Wort ist eine rechte Lehre. Heiligkeit ist die Zierde deines Sohnes ewiglich."

1) Hat die Prostomidie (und in den russisch-griechischen Kirchen ist dies der gewöhnliche Fall) schon vorher stattgefunden, so hat der Bischof, nachdem er sich, die Hände gewaschen, nur noch die Prosphoren für diejenigen Personen, deren er namentlich gedenken will, auszustechen.

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