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Für der ganzen Menschheit Sünden Sah Sie Jesum martern, binden, Wilder Geißelhiebe Ziel;

Sah Sie Ihn, den Sohn, erblassen, In dem Todeskampf verlassen,

Als des Geistes Hülle fiel.

Darum Mutter, Quell der Hulden, Laß mich mit Dir fühlen, dulden, Theilen Deine Schmerzen all'! Gich, daß ich in heißer Liebe Mich zu meinem Heiland übe, Daß ich Dir nur wohlgefall' !

Heil'ge Mutter, das erwäge:
Seines Kreuzes Marter präge
Tief in meinem Herzen ein;
Und an Deines Sohnes Wunden,
Mich zu retten werth befunden,
Laß auch mich theilhaftig seyn!

Und in Demuth mit Dir klagen, Um Ihn, der ans Kreuz geschlagen, Durch mein ganzes Leben lang; Zu Dir mich an's Kreuz zu stellen, Mutter, Dir mich zugesellen,

Das ist meiner Sehnsucht Drang!

Virgo virginum praeclara!

Mihi iam non sis amara :

Fac me tecum plangere;

Fac, ut portem Christi mortem,
Passionis fac consortem,
Et plagas recolere.

Fac me plagis vulnerari, Cruce hac inebriari,

Et cruore filii :

Flammis ne urar accensus,
Per te, virgo, sim defensus
In die iudicii!

Fac me cruce custodiri, Morte Christi praemuniri, Confoveri gratia !

Quando corpus morietur,

Fac, ut animae donetur

Paradisi gloria!

Jungfrau, allen vorgezogen! Sey auch mir denn jest gewogen: Laß mich mit Dir traurig seyn; Lehr' auf Christi Tod mich achten, Seinen Schmerz zu theilen trachten, Seiner Wunden Qual erneu'n!

Unter Martern hingesunken, Mache durch dies Kreuz mich trunken, Durch das Blut von Deinem Sohn; Mich vom Feuerpfuhl zu retten, Mögest Du mich einst vertreten, Jungfrau! vor des Richters Thron !

Wahre mich vor dem Verderben, Schüße mich durch Christi Sterben, Gib, daß Seine Gunst mich freut! Wenn der Leib in Staub zergangen, Laß die Seele dort erlangen

Paradieses Herrlichkeit !.

XXVI.

Carmina,

in saeculo XIV-XVI. (et prius) usitata, quorum auctores

incerti sunt.

1.

Congregavit Deus aquas, 41)

Sacro spiritu afflatas,

Et vocavit maria:

Ego aquas calidarum
Congregabo lacrymarum,
Et vocabo Mariam :
"O, Maria!

Semper dulcis, semper pia!"

Inter tristes cordis luctus:

Ite fontes, ite fluctus,
Sacro tacto flamine!
Ite noctes, ite dies!

Nulla sit pupillis quies
Naufragantis animae!

„O, Maria!

Semper dulcis, semper pia!<

XXVI.

Gesänge,

aus dem XIV-XVI. Jahrhundert (und früher), deren Verfasser unbekannt geblieben sind.

1.

Mit des heil'gen Odems Wehen
Sammelte einst Flüss' und Seen
Gott, und rief das Meer hervor :
Ich will Wasserfluthen sammelnd
Glühend heißer Thränen, stammelnd
Rufen zu Marie'n empor:

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Während Trau'r das Herz umzogen :
Fließ't, ihr Quellen, wog't ihr Wogen,
Angefacht vom heil'gen Weh'n!

Flieh't ihr Tage, flieh❜t ihr Nächte!
Nichts sey, was uns Ruhe brächte,
Wo wir scheiternd untergehn!

" Maria!

Süße, fromme, komme, fomme !"

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